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Trump geht bei WEF in Davos auf Konfrontationskurs zu Klimaaktivisten

Greta Thunberg kritisiert Versagen im Kampf gegen Erderwärmung
Greta Thunberg kritisiert Versagen im Kampf gegen Erderwärmung ©APA
Zum Auftakt des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos ist US-Präsident Donald Trump auf Konfrontationskurs zur Klimaaktivistin Greta Thunberg gegangen.
WEF 2020 in Davos
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WEF 2020: Trump landet in Davos

"Wir müssen die ewigen Propheten des Untergangs und ihre Vorhersagen der Apokalypse zurückweisen", sagte Trump am Dienstag vor Spitzenvertretern aus Politik und Wirtschaft in dem schweizerischen Skiort. Thunberg hatte der Welt kurz zuvor Versagen beim Klimaschutz bescheinigt.

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Bei dem hochrangig besetzten Treffen in Davos prallten die unterschiedlichen Ansichten Trumps und Thunbergs auch ohne einen gemeinsamen Auftritt direkt aufeinander: Im Kampf gegen den Klimawandel sei bisher "nichts getan" worden, sagte Thunberg wenige Stunden vor der mit Spannung erwarteten Rede des US-Präsidenten. Der Ausstoß an klimaschädlichem Kohlendioxid sei noch nicht verringert worden. Es seien deshalb "viel mehr" Anstrengungen nötig.

"Unser Haus brennt noch immer. Eure Untätigkeit heizt die Flammen stündlich an", sagte Thunberg. "Wir sagen euch immer noch, dass ihr in Panik geraten und so handeln sollt, als ob ihr eure Kinder über alles liebt." Die Schwedin hatte auf dem WEF vor einem Jahr eine ihrer ersten international beachteten Reden gehalten. "Ich will, dass ihr in Panik geratet. Ich will, dass ihr handelt, als würde euer Haus brennen, denn das tut es", hatte die junge Schwedin damals gesagt, um so auf die Dringlichkeit der Klimakrise hinzuweisen.

Der Klimaschutz sei durch die Proteste junger Menschen im vergangenen Jahr zu einem wichtigen Thema geworden, noch gebe es jedoch keinen Fortschritt, so Thunberg. Sie saß später auch im Publikum, als Trump zunächst ausführlich die Errungenschaften seiner Präsidentschaft würdigte und letztlich zu einem Angriff auf Klimaschützer ausholte. Die "ewigen Propheten des Untergangs" wollten sehen, "dass es uns schlecht geht", betonte der US-Präsident.

Aber schon in der Vergangenheit hätten "Alarmisten" falsch gelegen, ergänzte er und verwies auf ihre Vorhersagen zur Bevölkerungskrise, Hungersnöten und das Ende des Öls. Trump bezeichnete diejenigen, die vor Erderwärmung und anderen Umweltkatastrophen warnten, als "Erben der dummen Wahrsager von gestern".

Kein Treffen zwischen Trump und Thunberg

Wenig später sagte Trump vor Journalisten, er sei nach Davos gereist, um "die wichtigsten Menschen in der Welt zu treffen". Das parallel in seiner Heimat gegen ihn laufende Amtsenthebungsverfahren bezeichnete er bei der Gelegenheit als "Scherz".

Trump wollte in Davos zahlreiche bilaterale Gespräche führen, unter anderem mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und dem irakischen Präsidenten Barham Saleh. Ein offizielles Treffen mit Greta Thunberg war nicht vorgesehen. Angesichts des engen Zeitplans und des überfüllten Veranstaltungsorts war eine zufällige Begegnung aber nicht ausgeschlossen.

WEF-Gründer wirbt für Schwab

Für Thunberg warb WEF-Gründer Klaus Schwab. Sie müsse gehört werden. "Wir müssen gemeinsam nach Lösungen suchen." Es gehe nicht um Polarisierung, sondern um einen Austausch, mahnte er in seiner Eröffnungsrede - noch vor der Rede Trumps. Die Teilnehmer in Davos rief er zu gemeinsamen Anstrengungen auf. Jeder könne dazu beitragen, eine bessere Welt zu bilden. "Wir können nicht nur eine bessere Welt schaffen, wir müssen." Das 50. Jahrestreffen des WEF solle Ergebnisse liefern. "Dies ist ein Arbeitstreffen, keine Quasselbude", so Schwab.

Beim Weltwirtschaftsforum im Skiort Davos geht es in diesem Jahr auch um den Klimawandel und einen nachhaltigen Kapitalismus. Die Tagung steht in diesem Jahr unter dem offiziellen Motto "Stakeholder für eine solidarische und nachhaltige Welt". Zu dem Treffen werden bis Freitag knapp 3.000 Teilnehmer und 53 Staats- und Regierungschefs erwartet, Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) ist am Donnerstag und Freitag in der Schweiz.

Umweltaspekt höher gehängt

Nachdem im vergangenen Jahr die vielen mit Privatjets anreisenden Teilnehmer für Kritik gesorgt hatten, wollen die Organisatoren in diesem Jahr den Umweltaspekt höher hängen. Die Gemeinde Davos baute einen neuen Bahnhof, damit die WEF-Gäste per Shuttlezug zum Kongresszentrum gelangen können. Erstmals sollen darüber hinaus für das Kongresszentrum Solarenergie und Geothermie zum Einsatz kommen. Wegwerfprodukte wurden aus dem Kongresszentrum verbannt, an den Buffets sind zudem mehr vegetarische Speisen zu finden.

Zu Beginn des Elite-Treffens kritisierte Greenpeace einige der weltweit größten Finanzinstitutionen für ihre Billionen-Investitionen in fossile Brennstoffe. Banken, Versicherer und Pensionsfonds hätten seit dem Pariser Klimaabkommen im Jahr 2015 die Industrie für fossile Brennstoffe mit knapp 1,3 Billionen Euro finanziert, erklärte die Umweltschutzorganisation. Greenpeace analysierte die Investitionen von 24 in Davos vertretenen Banken.

(APA)

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