Trafik in Wien-Meidling beklagt Verdienstentfall nach Stromausfällen

“Ich bin echt schon verzweifelt. Jeden Morgen warte ich darauf, dass meine Angestellte anruft und sagt, dass wir wieder keinen Strom haben”, berichtet Michael Hofstätter, der in Wien-Meidling eine Trafik bei der U-Bahnstation Niederhofstraße betreibt, im Gespräch mit VIENNA.AT. Am Mittwoch war es wieder so weit. Der Stromausfall, so heißt es vom Netzbetreiber, sei von 8.16 bis 9.15 Uhr gewesen. 2.800 Haushalte waren betroffen, vermutlich geht es etlichen Kleinunternehmern ähnlich wie Michael Hofstätter.

Baustellen sind häufig Grund für Stromausfälle

Als Grund für den Ausfall am Mittwoch wurde ein technisches Gebrechen genannt. Christian Neubauer von Wiener Netze erklärt auf Anfrage, dass Störungen in Wien sehr häufig durch Baustellen verursacht werden. In vielen Fällen sogar durch Baustellen, die bereits vor Jahren abgeschlossen worden sind. Wenn Kabel beschädigt wurden, aber nicht komplett durchtrennt, nagt der Zahn der Zeit natürlich schneller an ihnen und gerade bei Hitze kommt es zu Schäden.

Generell seien die Kabel jedoch auf eine Lebensdauer von 80 Jahren ausgelegt. Diese werden die meisten von ihnen nicht einmal erreichen, denn bereits nach 50 Jahren werde getauscht, so Neubauer. Eine Chance für Michael Hofstätter, seinen Verdienstentfall ersetzt zu bekommen, sieht er nicht. In solchen Fällen müsse geklagt werden und wenn dem Netzbetreiber oder Stromanbieter kein Fehler nachgewiesen werden kann, stehen die Chancen schlecht.

Trafikant in Wien-Meidling ist verzweifelt

 Sowohl der Anwalt von Michael Hofstätter als auch ein Anwalt der Wirtschaftskammer sehen die Lage ähnlich. “Sie haben juristisch keine Chance”, wurde dem Trafikanten bescheinigt. Auch von seiner Versicherung wird er kein Geld sehen. Die Betriebsunterbrechungsversicherung greift nämlich nicht bei Stromausfällen, sondern nur bei Brand, Einbruch oder Wasserschaden.

Rund 15.000 Euro habe er durch die drei Stromausfälle der letzten Wochen verloren und sollte es zu weiteren kommen, wisse er nicht, ob er die Trafik und seine Angestellten weiter halten könne. Man habe ihm von Seiten der Wirtschaftskammer angeboten, einen Kredit zu geben. “Aber wie komme ich dazu, einen Kredit aufzunehmen, um Zinsen für einen Fehler zu bezahlen, den ich nicht verschuldet habe?”, fragt sich Hofstätter. Seit sieben Jahren führt er die Trafik in der Einkaufspassage vor dem Interspar bei der U-Bahnstation Niederhofstraße. Erst heuer wurde sein Geschäft komplett neu umgebaut. “Von einem Kredit möchte ich nach dem Umbau eigentlich gar nichts mehr hören”, meint der Trafikant.

Drei Ausfälle in drei Wochen

“Jeden Tag muss ich fürchten, dass ich nicht ins Geschäft kann. Heute war Meidling schon das dritte Mal in drei Wochen finster”, beschwert sich Hofstätter und ortet “russische Verhältnisse”. Am vergangenen Samstag konnte er komplett zusperren, weil auch der Interspar betroffen war und die Glasschiebetüren zur Einkaufspassage erst gar nicht geöffnet werden konnten. In der Woche davor konnte am Freitag von 9 bis 16 Uhr nicht geöffnet werden. Das war besonders bitter, weil es an diesem Wochenende einen Dreifach-Jackpot im Lotto gab. Am Mittwoch war es nur eine Stunde am frühen Vormittag, aber auch gegen elf Uhr war es im Supermarkt gegenüber noch dunkel. Viele Kunden kommen nach dem Einkauf noch auf einen Sprung in die Trafik. Nicht so am Mittwoch.

Gearbeitet wird jedenfalls auf Hochtouren. Bereits an zwei Stellen in der Reschgasse gibt es Baustellen, an denen Mitarbeiter von Wien Energie vor Ort sind. Auf das Problem angesprochen, bestätigen sie, dass man an der Fehlerbehebung arbeite. Einen Zeitpunkt für das Ende der Arbeiten zu nennen war aber noch nicht möglich. (SVA)