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Tödlicher Kletterunfall auf Kreta - Beim Abseilen abgestürzt

Die beiden Unfallopfer waren routinierte Kletterer
Die beiden Unfallopfer waren routinierte Kletterer
Sehr betroffen vom tödlichen Absturz seiner beiden Salzburger Kletterkollegen Albert Precht und Robert Jölli vergangenen Freitag auf Kreta hat der Pongauer Bergretter Franz Ranstl seine Wahrnehmungen über den Unfall im APA-Gespräch geschildert. Die zwei routinierten Kletterer seien beim Abseilen etwa 15 Meter abgestürzt und auf ein Felspodest geprallt. Die Ursache gibt nach wie vor Rätsel auf.


Einen Felssturz oder Steinschlag, wie anfangs spekuliert wurde, hat Ranstl nicht bemerkt. “Einen aktiven Steinschlag kann ich aber nicht ausschließen.” Precht und Jölli seien die erste Seilschaft der Gruppe gewesen, die sich von zwei Kletterrouten (mit den Schwierigkeitsgraden sechs-plus und sieben) am oberen Teil der Perivolakia-Schlucht von der 150 Meter hohen Wand abgeseilt hätten. Der Unfall passierte laut Ranstl auf der vorletzten Abseilstrecke. Er und ein weiterer Kletterpartner folgten Precht und Jölli als zweite Seilschaft nach. “Ich habe Geräusche gehört. Als ich hinunter sah, war der Hauptsturz schon vorbei.”

Ranstl – er ist Mitglied der Bergrettung Werfen im Salzburger Pongau – seilte sich vom selben Abseilstand, den die beiden zuvor benutzt haben, als erster zu den Verunglückten ab. “Sie sind auf einem Zwischenpodest gelegen.” In etwa 20 Minuten seien zwei Ärzte zur Stelle gewesen, die Mitglieder der insgesamt zehnköpfigen Klettergruppe waren. “Es kam jede Hilfe zu spät. Die Verletzungen waren sehr schwer”, schilderte der Unternehmer aus Pfarrwerfen. Nach etwa ein- bis eineinhalb Stunden traf das griechische Einsatzteam aus Sitia ein.

“Was genau passiert ist, wissen wir nicht”, sagte Ranstl nach seiner Rückkehr nach Salzburg. “Der Abseilstand war einwandfrei. Precht und Jölli waren sehr gut drauf und sehr fit. Wir sind am 1. Mai nach Kreta gereist und waren seither viel unterwegs.” Die beiden hätten sich synchron, also jeder an einem Strang eines einzigen Seiles, abgeseilt. Ob da ein Fehler passiert sei, könne er nicht sagen. “Wir haben danach lange diskutiert. Wir wollten es begreifen, versuchten es uns zu erklären. Wir wissen es aber einfach nicht. Die beiden waren so erfahrene Kletterer.”

Ranstl wurde bereits zweimal von der Polizei auf Kreta zu dem Unfall befragt. Es gebe noch Ermittlungen von den griechischen Behörden, das Seil, der Standplatz und die Haken werden untersucht, sagte Ranstl. Zudem könnte auch die angeordnete Obduktion die Frage beantworten, ob es gesundheitliche Probleme gegeben hat.

Dass anfangs über eine Wandergruppe und einem Felssturz berichtet wurde, führt Ranstl auf Übersetzungsfehler zurück. “Es handelt sich ja um eine technische Sache, das ist schwierig zu erklären. Das Problem ist: In Griechenland ist Klettern ein unbekannter Sport.” Auch das Berge-Team sei nicht so eingespielt wie in Österreich. “Bei uns ist der Rettungshubschrauber bei schönem Wetter schnell vor Ort”, so der Bergretter. “Das wäre jetzt unser erster spontaner Wunsch: Für die Einsatzkräfte in Kreta eine Art Ausbildungskurs zu organisieren. Eines ist mir aber wichtig zu berichten: Die Griechen vor Ort, die Leute vom Rettungsdienst und vom Hotel, sie allen waren extrem hilfsbereit. Sie haben uns im Rahmen ihrer Möglichkeiten gut unterstützt. Sie zeigten auch viel Mitgefühl und Anteilnahme.”

Die Schlucht, in der das Unglück passiert ist, sei eigentlich ein alpines Museum, sagte Ranstl. Precht hat die Kletterrouten dort berühmten Bergsteigern wie Reinhold Messner und Gerlinde Kaltenbrunner gewidmet. An den Routen befinden sich Tafeln mit den Kurzbiografien von zahlreichen Berglegenden. “Precht war es ein Anliegen, für den Tourismus auf Kreta etwas zu tun und das Klettern bekannt zu machen”, weiß der Bergretter. Er selbst sei ein leidenschaftlicher Kletterer und möchte auch weiterhin klettern – das sei im Sinne von Precht und Jölli, wie er betonte. Wann die Verstorbenen nach Salzburg überführt werden und wann das Begräbnis stattfindet, stand vorerst nicht fest.

Die beiden verunglückten Bergsteiger und Bergführer waren auch langjährige Mitglieder der Bergrettung. Sie galten als besonders gut ausgebildete, erfahrene und umsichtige Alpinisten. Precht ist unter anderem wegen seiner weit mehr als 800 Erstbegehungen – vor allem in seinen Heimatgebirgen Hochkönig und Tennengebirge – weltweit bekannt. Jölli war viele Jahre im Ausbildungsteam der Alpinpolizei und Bergrettung.

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