AA

Tochter drei Wochen eingesperrt: Vater und Bruder verurteilt

Vater und Bruder waren mit dem österreichischem Freund der Tochter nicht einverstanden.
Vater und Bruder waren mit dem österreichischem Freund der Tochter nicht einverstanden. ©APA (Sujet)
Weil eine muslimische Familie mit dem österreichischen Freund der Tochter nicht einverstanden war, ist die junge Frau im vergangenen Sommer drei Wochen lang zu Hause eingesperrt worden. Das Haus wurde versperrt, die Griffe und Türen abmontiert. Am Donnerstag sind der Vater und der Bruder der 21-Jährigen wegen Freiheitsberaubung und Nötigung verurteilt worden.

Aus Angst erzählte die 21-Jährige ihrer pakistanischen Familie nichts von ihrem neuen 24-jährigem Freund, den sie im März bei einem AMS-Kurs kennen und lieben gelernt hat. Sie telefonierte und mailte nur heimlich mit ihm, bis ihr schließlich der Vater das Handy wegnahm. Nachdem auch der Bruder nach dem Passwort des Email-Accounts der Frau verlangte, kam die Familie hinter die heimlichen Treffen mit dem jungen Mann.

“Plötzlich war der Kontakt weg”

Daraufhin sperrten der Vater und der Bruder die Frau in ihrem Haus in Wien-Donaustadt ein, indem sie laut Anklageschrift an Türen und Fenstern die Klinken abmontierten. Drei Wochen lang durfte die 21-Jährige das Haus nur in Begleitung verlassen. “Plötzlich war der Kontakt weg”, erzählte der neue Freund im Zeugenstand. Er habe ihr ein Email geschrieben, aber es kam keine Antwort.

Tochter flüchtete zu Freund

Erst am 27. Juni gelang der 21-Jährigen die Flucht über ein Kellerfenster. Sie fuhr zu ihrem Freund nach Floridsdorf wo kurze Zeit darauf auch Vater und Bruder auftauchten um die 21-jährige zurückzuholen. Als die Mutter ebenfalls nach Floridsdorf fuhr und sich dort weinend auf die Straße legte eskalierte die Situation. Als die 21-Jährige kurz aus der Wohnung ihres Freundes ging schubste ihr Bruder sie in das Auto, was ihm eine zusätzliche Anklage wegen Nötigung einbrachte. Auf die Frage von Richter Stefan Apostol, warum man deshalb gleich einen Nervenzusammenbruch auf offener Straße bekommt, meinte der angeklagte Bruder: “Das ist eine andere Kultur. Das ist nicht so wie bei europäischen Familien.”

Angeklagte bekannten sich nicht schuldig

Alle drei Beschuldigten – auch die Mutter saß mit auf der Anklagebank – bekannten sich nicht schuldig. Sie hätten die junge Frau nicht einsperrt, sondern lediglich die Klinke der Terrassentür abmontiert, damit die Tür nicht offen stehen konnte, um sich vor Tieren oder Einbrechern zu schützen. “Welche Tiere sollen denn im 22. Bezirk reinkommen? Tiger?”, fragte Richter Apostol. Die Eltern der 21-Jährigen hätten ja gar nichts gegen einen österreichischen Freund gehabt. “Ich wollte nur, dass sie sich beruhigt und dass wir über alles in Ruhe reden”, sagte der Vater.

Vater und Bruder verurteilt

Der Bruder gab offen zu, mit einem Österreicher als möglichen Schwager nicht einverstanden gewesen zu sein. “Sie sind ja selber Österreicher, zumindest dem Pass nach”, meinte Apostol. “Es gibt gewisse Sachen, die soll man sich nicht aneignen”, meinte der 24-Jährige. Er und sein Vater wurden zu zehn Monaten bedingter Haft und zu einer unbedingten Geldstrafe von 2.000 bzw. 400 Euro verurteilt. Die Mutter wurde freigesprochen. Der Richterspruch ist nicht rechtskräftig.

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Tochter drei Wochen eingesperrt: Vater und Bruder verurteilt
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen