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Tochter (19) in Wien geschlagen, weil Familie Freund nicht tolerierte

Der Vater und die Brüder der 19-Jährigen wurden verurteilt.
Der Vater und die Brüder der 19-Jährigen wurden verurteilt. ©APA
Drohungen und Schläge bekam eine 19-Jährige von ihrer Familie, weil diese nicht mit der Wahl ihres Freundes (23) einverstanden war. Der Familienstreit endete am Wiener Straflandesgericht mit einer Verurteilung des Vaters und der Brüder der 19-Jährigen.

Angeklagt war ihre Familie – auch die Mutter saß auf der Anklagebank – wegen Freiheitsentziehung, fortgesetzter Gewaltausübung und schwerer Nötigung. Als die junge Frau vor einem halben Jahr auf der Straße mit ihrem Freund gesehen wurde, griff das Familienoberhaupt zum Telefonhörer und rief den unliebsamen Schwiegersohn in spe an. “Er hat gesagt, ich soll diese Beziehung unterlassen, sonst würde er erst seine Tochter, dann mich umbringen”, erklärte der 23-Jährige vor Gericht. Die Gründe für die Abneigung des Vaters gegen den jungen Afghanen sah der 23-Jährige im “religiösen und ethnischen Hintergrund”. “Ich habe die Drohungen sehr ernst genommen.”

19-Jährige nach Schlägen im Krankenhaus

Der Kontakt zu seiner Freundin brach jedenfalls plötzlich ab. Erst als diese mit Prellungen im Krankenhaus lag, konnte er die 19-Jährige wieder sehen. Laut Gerichtsgutachter Christian Reiter führten Schläge gegen den Kopf und den Oberschenkel zu diesen Verletzungen, die junge Frau wurde dabei auch ohnmächtig. Daraufhin wurde Anzeige gegen die Familie erstattet. “Sie erzählte, dass sie von ihrer Familie ständig kontrolliert worden war, sogar wenn sie aufs Klo musste”, berichtete der 23-Jährige. Auch mit einem Cousin in Afghanistan hätte sie verheiratet werden sollen. “Sie meinte, sie könnte alles ertragen, die Schläge, die Beschimpfungen, aber keine Heirat.”

Familie streitet Vorwürfe ab

Die Familie leugnete die ihnen vorgeworfenen Delikte. Die Tochter hätte sich die Verletzungen bei einem epileptischen Anfall in der Badewanne geholt. “Ich hab mir einfach nur Sorgen um meine Tochter gemacht, weil sie noch so jung ist”, sagte das Familienoberhaupt.

Versöhnung und Verlobung

Laut den Rechtsvertretern der Familie hätte bereits eine Versöhnung zwischen Tochter, Eltern und Brüdern stattgefunden, die in der Verlobung mit dem 23-Jährigen mündete. “Diese Verlobung ist wertlos, es hat keine große Feier gegeben und es wurde keine offizielle Verlautbarung gemacht. Wir mussten sogar gemeinsame Fotos auf Facebook löschen”, meinte der 23-Jährige, der nur in Abwesenheit des Vaters der Freundin aussagen wollte.

Haftstrafen für Vater und Brüder

Das Familienoberhaupt wurde wegen Körperverletzung und schwerer Nötigung zu zwölf Monaten bedingter Haft, sein Sohn zu 15 Monaten verurteilt. Der zweite Bruder bekam wegen Körperverletzung vier Monate bedingt. Von der mitangeklagten Freiheitsentziehung wurden sie freigesprochen. Die Mutter konnte mit einem Freispruch nach Hause gehen. Alle Urteile sind bereits rechtskräftig. (APA)

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