Anfangs war man davon ausgegangen, dass es sich bei den rund 230 Toten um Opfer des NS-Euthanasie Programms handelt. Auffällig sei, dass über die Hälfte der geborgenen Skelette Rippenbrüche in verschiedenen Heilungsstadien aufwiesen, die nicht in den sonst detaillierten Krankenakten aufscheinen, führte der Anthropologe George McGlynn aus. “Ich gehe davon aus, dass in der Psychiatrie Gewalt herrschte, die bestimmt auch Auswirkungen auf die Sterblichkeit hatte”, argumentierte Haring.
Die hoch dosierten Medikamentengaben hätten die Patienten beispielsweise anfällig für Lungenentzündungen und Thrombosen gemacht. Ohne entsprechende medizinische Maßnahmen sei die Sterbewahrscheinlichkeit dadurch hoch. Viele Patienten seien laut Krankenakten an Lungenentzündungen gestorben, aber auch an Darmentzündungen. Es sei davon auszugehen, dass die dafür verantwortlichen Krankenhauskeime nicht richtig bekämpft worden seien, sagte Haring. Auch Hinweise auf rassenhygienische Maßnahmen seien in den Krankengeschichten zu finden. So seien Sterilisationen vermerkt. Es fänden sich auch Vermerke über Hunger und eine Überfüllung der Psychiatrie. Teilweise hätten Patienten pflegerische Maßnahmen übernehmen müssen, erklärte der Historiker Oliver Seifert.
Bei Baumaßnahmen im Jahr 2004 seien etwa 30 Gräber beschädigt worden, sagte Ausgrabungsleiter Alexander Zanesco. Die restlichen Bestattungsstellen seien unversehrt und würden gute Anhaltspunkte für die Untersuchungen liefern. Fingernägel und Haare, die zum Nachweis von Todesursachen wie “Verhungern lassen” notwendig seien, konnten bisher nicht gefunden werden, sagte McGlynn. Die Untersuchungen des Friedhofs und der Skelette sollen noch einige Zeit in Anspruch nehmen, hieß es.