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Tirol-Wahl: Aufregung um Trommlergruppe im Wahlkampf

Die FPÖ Tirol unter Abwerzger reagiert mit Spott auf die Kritik der ÖVP.
Die FPÖ Tirol unter Abwerzger reagiert mit Spott auf die Kritik der ÖVP. ©APA/EXPA/STEFAN ADELSBERGER
Der Auftritt einer Trommlergruppe beim Wahlkampfauftakt der Tiroler FPÖ hat Aufregung verursacht. Platter übte Kritik an dem Auftritt, indem er diesen als "martialisch" bezeichnete. Die Gruppe war allerdings auch schon mehrmals von der ÖVP engagiert worden. FPÖ-Chef Markus Abwerzger reagierte mit Spott auf die Kritik.
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Die von Tirols Landeschef Günther Platter (ÖVP) kritisierte Trommlergruppe, die beim Wahlkampfauftakt der Tiroler FPÖ aufgetreten war, ist in der Vergangenheit auch schon mehrmals von der ÖVP engagiert worden. “Wir waren unter anderem bei einer Veranstaltung für Othmar Karas und einer für Andreas Khol für den Präsidentschaftswahlkampf im Einsatz”, sagte ein Sprecher der Gruppe am Montag zur APA. Die Kritik Platters, der unter anderem von einem “martialischen Auftritt” und “dunklen Gestalten”, gesprochen hatte, sei überzogen. “Wir stehen keiner politischen Partei nahe”, betonte der Sprecher. Seither gebe es auf der Facebook-Seite der Trommler zahlreiche Hass-Postings. Ein Auftraggeber wollte auch einen bereits gebuchten Auftritt absagen, hätte es sich im letzten Moment aber doch noch anders überlegt. Der Druck auf die Künstler sei jedenfalls sehr groß.

Sprecher der Trommler-Gruppe weist Vorwurf zurück

Der Auftritt für die Tiroler FPÖ sei keinesfalls für die Partei maßgeschneidert gewesen – Trommel, Sticks und Kostüme seien bei jedem Auftritt die selben. Zudem seien die Gewänder keine Uniformen, sondern ärmellose Gürtelmäntel, die aus dem asiatischen Raum stammen würden. “Überhaupt kommen die Shows generell aus dem asiatischen Raum und sicherlich nicht aus dem dritten Reich”, so der Sprecher. Man werde nun in eine Ecke gedrängt, wo man überhaupt nicht hingehöre.

Die Gruppe werde oft auch für internationale Veranstaltungen gebucht. So ist das “drumatical theatre” schon beim Champions League Finale in Athen und bei der Hallen Leichtathletik WM in Doha aufgetreten. Auch in Ägypten, Jordanien, Italien, Kuwait und in den Niederlanden hatten die Trommler schon Auftritte. Im Jahr 2014 nahmen “drumatical theatre” auch an der deutschen TV-Show “Das Supertalent” teil. In Österreich spielten sie unter anderem beim Nova Rock-Festival, im Silvesterstadel, am Donauinselfest und bei der Starnacht am Wörthersee.

Trommler spielten schon für die SPÖ

Auch bei einem Parteitag der SPÖ hatte die Gruppe bereits gespielt. “Da war es auch kein Problem”, sagte der Trommler. In Zukunft werde man sich aber ganz genau überlegen, ob man noch einmal bei einer politischen Veranstaltung spiele.

FPÖ reagierte mit Spott auf Kritik

Mit heftiger Kritik und Spott hat der Tiroler FPÖ-Chef Markus Abwerzger auf den Unmut von LH Günther Platter (ÖVP) über den Auftritt der Gruppe “drumatical theatre” beim FPÖ-Wahlauftakt reagiert. Platter sei mit seiner Kritik “schlecht beraten” gewesen, dieser habe in seinem Umfeld “charakterlose Personen”. Denn schließlich habe die Volkspartei selbst diese Trommlergruppe mehrmals gebucht. “Die Linkslinken marschieren wieder und Platter lässt sich vor deren Karren spannen”, griff der FPÖ-Chef den Landeshauptmann am Montag bei einer Pressekonferenz frontal an. Und der Landeschef erntete gehörige Häme ob seiner Kritik an dem Auftritt der Gruppe “drumatical theatre”, die er unter anderem als “dunkle Gestalten” bezeichnet und von einem martialischen Auftritt gesprochen hatte. “Wir haben offenbar einen sehr ängstlichen Landeshauptmann. Tirol will aber keinen ängstlichen Landeshauptmann, sondern einen mutigen Landeshauptmann”, so Abwerzger. Und der FPÖ-Chef erinnerte genüsslich daran, dass “drumatical theater” mit ihrer “Percussion Performance” ja unter anderem auch bei Michael Spindeleggers Wahlkampfauftakt 2013 aufgetreten war – und zwar mit exakt demselben “Outfit” und besagten Trommeln.

Tiroler FPÖ ortet “Nazikeule”

Aus der Tiroler FPÖ hieß es, dass auch eine Aufnahme von damals existiere, die Platter zeige, wie er der Gruppe Applaus spende und sich dabei keineswegs gefürchtet habe. In Medienberichten sei damals sogar von einer gelungenen Show die Rede gewesen. Und Abwerzger erinnerte auch an die Auftritte der Trommler etwa bei einem Bezirksball der SPÖ-Döbling, beim Nova Rock sowie bei der Dieter Bohlen-Show “RTL-Supertalent”.

Mit diesem Hintergrundwissen auf die Gruppe bzw. die Tiroler FPÖ einzudreschen und die “Nazikeule” zu schwingen, sei “charakterlos” und komme einer Verharmlosung des Nationalsozialismus gleich, zeigte sich Abwerzger verärgert. Charakterlosigkeit wollte er Platter persönlich nicht unterstellen, aber sehr wohl dessen Beraterumfeld. Eine “Sauerei” sei es, dass “drumatical theatre” nun mit Auftritts-Stornierungen und einem regelrechten Shitstorm im Internet konfrontiert sei. “Das ist Hetze und hat in einem Wahlkampf überhaupt nichts verloren”, erklärte Abwerzger. Die einzige Angst, die man haben müsse, sei jene vor den “schwarzen Männern”, die “mutlos” in der Tiroler ÖVP das Sagen hätten. Platter habe offenbar “schlechte Einflüsterer”, auf die er höre.

FPÖ-Generalsekretärin schoss sich auf Platter ein

Abwerzger ortete jedenfalls ein “System” hinter der Platter-Kritik. Dieser sei damit “links abgebogen”. Die Indizien würden sich mehren, dass der Landeshauptmann eine Fortsetzung der schwarz-grünen Landeskoalition plane. Die Berater in dessen Umfeld würden dies auf jeden Fall präferieren. Nur eine Stimme für die FPÖ und eine starke freiheitliche Partei könne Grün in der künftigen Landesregierung verhindern, wiederholte Abwerzger sein Mantra der vergangenen Tage.

Auch die neue FPÖ-Generalsekretärin Marlene Svazek schoss sich auf Platter ein. Dieses Messen mit zweierlei Maß sei “unerträglich und diese Hetze lächerlich”, erklärte sie.

ÖVP übe Kritik an FPÖ, nicht an Trommlern

In der Diskussion rund um den Auftritt der Gruppe “drumatical theatre” beim Wahlkampfauftakt der Tiroler FPÖ hat die ÖVP nun betont, dass niemand die Trommlergruppe an sich kritisiere, sondern die Art und Weise, wie sich die Tiroler Freiheitlichen inszenieren. “Für jeden, der den Auftakt gesehen hat, ist diese Kritik nachvollziehbar”, erklärte Klubobmann Jakob Wolf am Montag in einer Aussendung. Die ÖVP verknüpfte ihre Kritik auch mit der personellen Aufstellung der Freiheitlichen in Tirol. “Fakt ist, dass viele, die Abwerzgers Vorgänger Gerald Hauser aufgrund ihrer problematischen Einstellung aus der Tiroler FPÖ ausgeschlossen hat, unter Markus Abwerzger wieder höchste Parteiämter bekleiden”, so Wolf.

Es sei kein Zufall, dass sich die Tiroler FPÖ fast im Wochenrhythmus für Mitglieder und Funktionäre rechtfertigen müsse, die aus ihrer extremen Einstellung kein Geheimnis mehr machen würden, meinte der Klubobmann und nannte etwa den früheren Apothekerkammer-Präsidenten Martin Hochstöger. Gegen ihn waren Ermittlungen wegen eines möglichen Verstoßes gegen das NS-Verbotsgesetz geführt worden. Diese wurden mittlerweile jedoch wieder eingestellt.

“Wer immer wieder ganz bewusst am extremen rechten Rand segelt und Probleme hat sich klar abzugrenzen, braucht auch nicht das unschuldige Opfer zu spielen”, sagte Wolf. In diese Ecke habe Abwerzger sich und seine Partei selbst hineinmanövriert.

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APA/Red.

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