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Timbuktu - Trailer und Kritik zum Film

Die Steinigung eines Paares durch Dschihadisten im Norden Malis im Juli 2012 gab Abderrahmane Sissako den Anstoß. "Ihr Verbrechen: Sie waren nicht verheiratet", klagt der mauretanische Regisseur an.

Und zeigt in seinem berührenden, in Cannes prämierten Spielfilm “Timbuktu” die Schrecken der Scharia im Alltag der von islamistischen Fundamentalisten besetzten Wüstenstadt. Ab Freitag im Kino.

Timbuktu  – Die Geschichte

Eine Frau weigert sich, zusätzlich zum Ganzkörperschleier beim Straßenverkauf von Fischen auch noch Handschuhe zu tragen – und wird abgeführt. Ein junger Rapper soll von seinem angeblichen Sinneswandel erzählen – und ist dem bewaffneten Mann hinter der Kamera nicht überzeugend genug. Ein Mädchen weigert sich, der Vermählung mit einem ihr fremden Mann zuzustimmen – und wird zwangsverheiratet. Eine Gruppe an Freunden trifft sich nachts, musiziert gemeinsam – und wird ausgepeitscht.

Es ist ein fragmentarischer, subtiler Einblick, den der in Bamako (Mali) aufgewachsene Filmemacher Abderrahmane Sissako basierend auf wahren Ereignissen in den Alltag einer zum Terrorregime gewordenen afrikanischen Stadt gibt. Die Eindrücke sind erschreckend aktuell, beherrschen Meldungen von islamistischen Fundamentalisten wie dem “Islamischen Staat” (IS), die Städte besetzen und deren Bewohner unterdrücken und willkürlichen Regeln unterwerfen, doch seit Monaten die Nachrichten. In “Timbuktu” ist es die islamistische Rebellengruppe Ansar Dine, die 2012 kurzzeitig sämtliche wichtigen Städte im nördlichen Mali kontrollierte, darunter Timbuktu.

Timbuktu  – Die Kritik

Sissako aber zeigt keine Opfer, sondern Kämpfer: Menschen, die sich ihren Stolz bewahren, die würdevoll Widerstand leisten, die ihre identitätsstiftende Musik im Geheimen zelebrieren und nie die Hoffnung verlieren. Ihre Unterdrücker werden durch Sissakos Darstellung zu schwächelnden Figuren, denen es sichtlich schwerfällt, die eigenen Taten vor Gott zu rechtfertigen. Kameramann Sofian El Fani fängt deren Lächerlichkeit ebenso ein wie er beeindruckende Bilder vom Fußballspiel einer Gruppe Buben ohne Ball im aufwirbelnden Sand, von der faszinierenden Lehmarchitektur Timbuktus sowie der hoffnungsvollen Gesichter der Bewohner macht. Nichtsdestotrotz, oder gerade deshalb, macht “Timbuktu” sehr betroffen. “Was nutzt das ständige Flüchten”, sagt der Viehzüchter Kidane, der mit seiner Frau Satima und der Tochter Toya im Zentrum des Films steht. “Das alles wird eines Tages enden.”

Beim Filmfestival von Cannes lief “Timbuktu” vergangenes Jahr im Wettbewerb und wurde mit dem Preis der Ökumenischen Jury ausgezeichnet. Das nächste wichtige Datum für Sissako ist der 15. Jänner: Dann werden die Oscar-Nominierungen bekannt gegeben, und “Timbuktu” ist unter jenen neun Filmen, aus denen die fünf Nominierten ausgewählt werden.

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(APA)

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