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Telefonierender Busfahrer: Fahrgast und Wiener Linien schildern ihre Sicht

Ein Busfahrer der Wiener Linien sorgte durch ein Telefonat für jede Menge Wirbel
Ein Busfahrer der Wiener Linien sorgte durch ein Telefonat für jede Menge Wirbel ©Privat / Wiener Linien
Dass ein Busfahrer der Wiener Linien während der Fahrt ein Handygespräch führte, sorgte kürzlich für Wirbel. Nun hat sich jener Fahrgast zu Wort gemeldet, der den Vorfall an die Öffentlichkeit gebracht und dokumentiert hat. Er ist mit der Reaktion der Wiener Linien unzufrieden - und hat uns das "Beweis-Video" zur Verfügung gestellt. Auch die Wiener Linien haben zu dem Vorfall noch einiges zu sagen.
Das Aufreger-Video
Vorbericht zum Vorfall

Der Zwischenfall geschah vergangene Woche in einem Bus der Linie 10A (Vienna Online berichtete). Fahrgast Michael P. erlebte mit, wie ein Busfahrer der Wiener Linien am Handy telefonierte, während er einen Bus der Linie 10A lenkte.

Telefonat trotz 10A-Verspätung

“Der Bus wurde während des Telefon-Gesprächs in Bewegung gesetzt, und zwar in sehr langsame Fahrt (Schätzung: fünf km/h, dennoch bedenklich bzw. verboten) – auffällig war, dass durch die Langsam-Fahrt seitens des Fahrers auch auf die Nutzung einer “Grünphase” (Verkehrsampel nächst Fabriksbrücke) verzichtet wurde. Ich wunderte mich sehr, zumal der Bus nach meiner Schätzung zu dieser Zeit bereits drei Minuten verspätet gewesen sein dürfte,” so P. gegenüber Vienna Online.

P. wollte dieses Fehlverhalten nicht hinnehmen, woraufhin sich ihm und seiner Video-Aufzeichnung zufolge der folgende Dialog zwischen P. und dem Busfahrer der Linie 10A abspielte. (Anmerkung: Im Video wurde der Fahrer aus Gründen des Personenschutzes im Nachhinein unkenntlich gemacht.)

Gespräch Fahrgast / Busfahrer

Montag, 16. Jänner 2012, 19.50 Uhr

Örtlichkeit: Wien 12 bzw. Wien 15, Nebenfahrbahn zwischen Lobkowitzbrücke und Fabriksbrücke nach Bus-Haltestelle “Meidling Hauptstraße” der Linie 10A

Busfahrer:
“Was machen Sie?”

Fahrgast:
“I film’ Sie. Ja.”

Busfahrer:
“Wieso?”

Fahrgast:
“Wegen dem Telefonieren. Des is’ verboten.”

Busfahrer:
“Ja passt. Ja.”

Fahrgast:
“Hören Sie dann auf bitte?”

Busfahrer:
“Ja selbstverständlich.”

Fahrgast:
“Gut.”

Busfahrer:
“Sind Sie jetzt befriedigt? Passt des? Des war a wichtiger Anruf!”

Fahrgast:
“Aha”.

Wiener Linien beschwichtigten angeblich

Was P. an dem Zwischenfall besonders erboste, war nicht nur das uneinsichtige Verhalten des Busfahrers, sondern auch die Reaktion der Wiener Linien, die er darauf aufmerksam machte. Diese schritten zwar ein, ließen den Fahrer bei der nächsten Gelegenheit durch einen Kollegen ablösen und straften den Telefon-Sünder. Doch Wiener Linien-Pressesprecher Answer Lang soll laut P. bezweifelt haben, dass der Bus bei dem Vorfall tatsächlich in Bewegung war. Natürlich bezieht sich Lang dabei auf die Angaben des Busfahrers.

P. ist sich dessen jedoch sicher – und führt sein Video als besten Beweis dafür an: “In diesem Fall war es tatsächlich so, dass das Fahrzeug auch rollte. Der Fahrer hat die Fahrgeschwindigkeit, während ich mit der Aufnahme begann, zwar deutlich reduziert, hat die Fahrt aber auch zu diesem Zeitpunkt nicht gestoppt – erst gegen Ende der Aufnahme ist erkennbar, dass das Fahrzeug zum Stehen gebracht wird (siehe Aufschrift “Ausfahrt” auf dem Gebäude im Hintergrund).”

“Was regt man sich da so auf?”

“Was mich empört, ist die Aussage des Pressesprechers A. Lang, “dass der Bus noch nicht in Betrieb gewesen sei”. Dies ist durch meinen Wahrnehmungsbericht (sowie meine Video-Dokumentation), die unverzüglich an die Stadt Wien übermittelt wurde, klar wiederlegt. Es ist ärgerlich, dass hier – ohne Würdigung der konkreten Sachlage – eine beschwichtigende Aussage getätigt wird, die geeignet ist, in der allgemeinen Öffentlichkeit ein falsches Bild zu erzeugen (“Na wenn der Bus eh’ nicht in Betrieb war, was regt man sich dann so auf?”).

Fahrgast als Wiener Linien-Kritiker bekannt

Auf Anfrage von Vienna Online gab es ein weiteres Statement zu dem Vorfall von der Wiener Linien. Pressesprecher Dominik Gries gibt an, dass es sich bei P. um einen Fahrgast handle, der den Wiener Linien bereits seit Jahren bekannt sei. Er trete nicht zum ersten Mal mit dem Unternehmen in Kontakt. Seitens der Wiener Linien nehme man natürlich jede Beschwerde ernst und gehe dieser auch nach. So habe man auch im konkreten Fall sofort einen Funkwagen hingeschickt und den Fahrer ablösen lassen.

Generelles Verbot gilt am Steuer

Der Fahrer habe zwar laut Gries seinerseits angegeben, dass der Bus beim Telefonieren nicht in Bewegung gewesen sei, doch für die Reaktion bzw. die Konsequenzen, welche die Wiener Linien daraus zogen, sei dies im Grunde unerheblich. Es gebe nämlich ein Verbot, das ganz unabhängig davon bestehe, ob ein Fahrer mit seinem Bus (oder auch Straßenbahn oder U-Bahn) in Bewegung sei oder nicht. “Sobald ein Fahrer der Wiener Linien am Fahrerplatz sitzt, darf er keinerlei private elektronische Geräte benutzen. Da soll die Konzentration auf das Fahrzeug und die Fahrgäste oberste Priorität haben,” so Gries.

Er bedauere sowohl den Vorfall, als auch den Umstand, dass Fahrgast P. sich strikt geweigert habe, das “Beweis-Video” den Wiener Linien zur Verfügung zu stellen. P. habe dies nur den Medien zugänglich machen wollen.

Fest steht: Dass ein Busfahrer der Wiener Linien am Steuer telefoniert, ist natürlich inakzeptabel. Doch in diesem konkreten Fall scheint es auch dem Kläger nicht allein darum zu gehen, einen Einzeltäter zu bestrafen …

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