Der Chef des BP-Konzerns, Tony Hayward, verteidigte die riskante Ölförderung aus der Tiefsee.
“Wir und andere Unternehmen fördern Öl aus solchen Tiefen aus gutem Grund: Die Vereinigten Staaten und die Welt brauchen dieses Öl”, sagte der Manager der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” (Dienstag). Aus dem Golf von Mexiko würden 30 Prozent der amerikanischen Ölproduktion gedeckt. Der Unfall der Bohrplattform “Deepwater Horizon” werde “die Ölindustrie verändern, aber nicht stoppen”. Die Branche müsse dringend lernen, Öllecks in tiefen Gewässern rascher als bisher abzudichten.
Im Golf von Mexiko fließt das Öl seit vier Wochen in großen Mengen ins Wasser. Trotz erster Erfolge beim Versuch, das sprudelnde Öl in 1.500 Metern Tiefe zu stoppen, gefährdet der schwarze Teppich weiter die Südküste der USA. Hayward bekräftigte, dass sein Unternehmen für “alle gerechtfertigten Schadenersatzforderungen” wegen der Ölpest aufkommen werde. “Ich glaube, noch klarer können wir uns nicht ausdrücken.” Er reagierte damit auf Forderungen der US-Regierung, dass BP nochmals zusichern müsse, für die Schäden einzustehen.
Unterdessen setzte der BP-Konzern, der die Bohrung gut 70 Kilometer vor der US-Küste vornahm, seine Bemühungen fort, das Umweltdesaster einzudämmen. Am Wochenende war es gelungen, ein Saugrohr in das abgebrochene Steigrohr am Meeresgrund einzuführen, aus dem das Öl austritt. Seitdem kann ein Teil davon auf ein Schiff geleitet werden – nach BP-Angaben bisher vermutlich etwa ein Fünftel der schätzungsweise 700 Tonnen Rohöl, die täglich aus zwei undichten Stellen austreten.
US-Präsident Barack Obama will eine unabhängige Kommission zur Untersuchung des Unfalls einsetzen. Im Kongress beschäftigen sich Ausschüsse mit den Ursachen und Hintergründen der Explosion der Plattform “Deepwater Horizon” und den dramatischen Folgen.
In Washington gab es erste personelle Konsequenzen: Der für die Kontrolle der Tiefsee-Bohrungen zuständige Abteilungsleiter der US- Behörde für Mineralienförderung, Chris Oynes, nahm am Montag seinen Hut. Vorausgegangen war scharfe Kritik von Obama an der seiner Ansicht nach zu engen “behaglichen” Beziehung zwischen der Behörde und der Ölindustrie.