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Tauziehen um Opel in Endphase -Alle Augen richten sich auf Detroit

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Das Rennen um Opel geht in die Endphase, am Montag sollen die Angebote der beiden in Frage kommenden Konsortien beim Verkäufer, General Motors in Detroit, eingelangt sein.

GM will danach schnell entscheiden, allerdings könnte es danach noch einige Tage dauern, bis die Entscheidung mit Berlin und eventuell der US-Regierung abgestimmt ist. Finanzinvestor RHJ/Ripplewood wird von Teilen von GM unterstützt, deutsche Regierungsstellen unterstützen mehrheitlich das kanadisch-russische Konsortium um Magna International.

Der belgische Finanzinvestor RHJ will bei einer Übernahme von Opel europaweit knapp 10.000 Stellen streichen, davon 3.900 in Deutschland. Alle vier deutschen Werke sollten erhalten bleiben, sagte Vorstandschef Leonhard Fischer in einem am Freitag veröffentlichten Interview.

Das “Handelsblatt” berichtete, dem aktuellen RHJ-Konzept zufolge solle das Werk im belgischen Antwerpen im Frühjahr 2010 geschlossen und der thüringische Standort Eisenach für zwei Jahre stillgelegt werden, bevor 2012 dort die Produktion wieder anläuft. Die Arbeitsplätze in Eisenach sollten vollständig erhalten bleiben, schrieb die Zeitung. Laut “Frankfurter Rundschau” braucht RHJ für sein Übernahmekonzept staatliche Hilfen von 3,8 Mrd. Euro, die bis 2014 zurückgezahlt werden sollen. RHJ will 275 Mio. Euro in Opel investieren und europaweit 10.000 Stellen streichen.

Der Finanzinvestor ist ebenso wie die Gruppe Magna/Sberbank an einer Übernahme von Opel interessiert und verhandelt darüber mit GM. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte am Donnerstag ihre Sympathie für Magna/Sberbank deutlich gemacht. Magna will bis zu 4,5 Mrd. Euro Überbrückungshilfen. Gibt Magna sein Offert am Montag ab, wird der Aufsichtsrat des Unternehmens das Angebot voraussichtlich am kommenden Wochenende gutheißen.

Nach Angaben des GM-Managers Nick Reilly will der Konzern in wenigen Tagen einen Käufer für Opel auswählen. Es sei wahrscheinlich, dass GM bereits “früh in der nächsten Woche” eine Entscheidung treffe, sagte er der Agentur Bloomberg. In Teilen des GM-Managements hatte sich zuletzt eine Präferenz für RHJ abgezeichnet.

Bis auf den deutschen Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg zieht die Mehrheit der deutschen Politiker dagegen Magna vor. Regierungssprecher Ulrich Wilhelm sagte am Freitag, die Bundesregierung habe “eine gewisse Präferenz” für Magna, aber der Prozess sei noch offen. Die Frage einer Änderung des ursprünglichen Finanzrahmens stelle sich nicht. Merkel hatte bereits am Vortag von “ausgezeichneten Ansatzpunkten” im Konzept des kanadischen Autozulieferers gesprochen

Selbst wenn in Detroit eine Entscheidung in der ersten Wochenhälfte fallen sollte, könnte es noch dauern, bis diese mit den involvierten anderen Parteien abgestimmt ist (Berlin, Auto-Task-Force der US-Regierung).

Eine endgültige Entscheidung hängt aber auch von den deutschen Ländern ab, von denen alle Bieter Bürgschaften für milliardenschwere Kredite für Opel haben wollen. “Die Verantwortlichen bei General Motors müssen wissen, dass sie nicht alleine entscheiden können”, sagte der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers. “Die dürfen nicht glauben, dass sie alles nach Belieben so machen können, wie sie es wollen.”

Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz betonte erneut seine Präferenz für Magna. “Was wir brauchen, ist ein ordentlicher industrieller Partner, der ein Interesse an einem langfristigen Geschäft und an der Zukunft von dem Unternehmen hat”, sagte er zu Reuters. RHJ sei ein “Steigbügelhalter von GM”, der dem US-Autokonzern in einigen Jahren einen Rückkauf von Opel ermöglichen solle.

Zu den Spekulationen, RHJ wolle Opel später an GM zurückgeben, sagte RHJ-Verhandlungsführer Gerd Häusler, es gebe “keinerlei Verpflichtung, dass RHJ zu irgendeinem Zeitpunkt seinen Anteil an Opel an General Motors wieder verkauft”. Solange die staatlichen Hilfen nicht vollständig zurückgezahlt wurden, ist ein Ausstieg oder Weiterverkauf der Opel-Anteile ohnehin ausgeschlossen. Für die Zeit danach seien sowohl ein Verkauf an einen dritten Investor oder ein Börsengang denkbar. Laut “Frankfurter Rundschau” will die bisherige Konzernmutter voraussichtlich mit 39,5 Prozent an Opel beteiligt bleiben.

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