Auch Bayern-Urlauber taten ihren Unmut über den Tod des Problembären kund. Der aus dem Trentino stammende Braunbär hatte wochenlang Bauernhöfe in Tirol und Bayern heimgesucht und Tiere gerissen, bis schließlich ein Abschussbefehl erteilt wurde.
Der italienische Umweltminister Pecorario Scanio (G) will am Montag von Bayern offiziell die Auslieferung des toten Tieres verlangen. Die formelle Anfrage wird am Montag verschickt, berichtete die RAI-Tagesschau in Bozen am Samstagabend. Ein Bär, der in Bayern hingerichtet worden sei, solle dort nicht zur touristischen Attraktion werden, so die Begründung des italienischen Ministers, der auch Chef der italienischen Grünen ist. Im übrigen sei der Bär Besitz des italienischen Staates, da er ein Exemplar zur Wiederansiedlung im Adamellogebiet im Trentino darstelle.
Die bayerischen Grünen hätten bereits ihre Unterstützung zugesichert, um dem unwürdigen Treiben bei dem Gerangel um den toten Bären ein Ende zu setzen, erklärte die Fraktionschefin der bayerischen Landtagsgrünen, Margarete Bause, gegenüber dem RAI-Sender Bozen. Den Bär, der ausgestopft werden soll, wollen die Schlierseer haben, aber auch das Münchner Museum Mensch und Natur sowie das Münchner Jagdmuseum meldeten Ansprüche.
In der Region, in der Bruno sein unrühmliches Ende fand, rief der Abschuss unterdessen Proteste bei den Feriengästen hervor: Viele stornierten ihren Urlaub in Schliersee, wie der Leiter der Kurbetriebe, Matthias Schrön, am Samstag bestätigte. Bis Freitag seien 35 Absagen eingegangen. In dem Ort hatte die Pressekonferenz nach dem Abschuss des aus dem italienischen Trentino stammenden Bären mit dem offiziellen Namen JJ1 stattgefunden.
Dabei sei die Gemeinde an der Abschussentscheidung nicht im Geringsten beteiligt gewesen, so Schrön: Wir fühlen uns wie die Prügelknaben, die den Kopf hinhalten müssen, obwohl wir nicht dabei waren.
Es gebe allerdings auch Touristen, die nach dem Abschuss erleichtert seien – sie hätten Angst gehabt, sagte Schrön. Erst in etwa einem Jahr werde absehbar sein, ob in Schliersee tatsächlich ein wirtschaftlicher Schaden entstanden sei. Schliersee zählt im Jahr durchschnittlich 500.000 Übernachtungen.
Fans des Braunbären Bruno haben am Samstag auch in Berlin demonstriert. Nach Veranstalterangaben zogen etwa 300 Menschen vom Berliner Dom zum Gendarmenmarkt, um dort die Abschaffung der Jagd zu fordern. Die Beweiskette sei eindeutig, dass Bruno alias JJ1 zu Unrecht erschossen wurde, sagte Demonstrationsleiter Kurt Eicher. Er warf der bayerischen Staatsregierung vor, mit dem Abschuss gegen das Artenschutzabkommen verstoßen zu haben.
Einen weiteren prominenten Fürsprecher hat JJ1 posthum auch im österreichischen Bundespräsidenten gefunden. Heinz Fischer schien wenig erfreut mit dem Abschuss des Problembären: Ich hätts nicht getan, meinte das Staatsoberhaupt dazu am Sonntag in der ORF-Pressestunde.