Highlight am zweiten Tag am Frequency Festival war definitiv der Brite Kwabs. Zuvor wurde auf allen Bühnen aber noch die Abwechslung zelebriert.
“Way to Madness”
Ein Transparent mit der Aufschrift “Way To Madness” ziert heuer den Eingang zum FM4 Frequency Festival. Ob dieser auf die Musik oder die Besucher bezogen ist, bleibt Interpretationssachen. Zu finden ist sie vielleicht auf beiden Seiten am zweiten Festivaltag im Green Park, der musikalisch von Indie, Folk, Punk, Soul, Rock bis hin zu Electro einiges zu bieten hatte.
Echosmith mussten wegen einer Erkrankung ihren Auftritt am Frequency absagen, dafür durften die Wiener Kids N Cats einspringen und das Treiben auf der Space Stage eröffnen. Parallel waren auf der Green Stage Circa Waves die ideale Festival-Nachmittagsbesetzung: Die Liverpooler spielten von Gitarren getriebenen Britpop der alten Schule, da kann man vielleicht künftig noch mehr erwarten.
Von Musik bis zur Kunst – alles auf einem Festival
Ungewöhnliche Festivaltöne, nämlich extrem ruhige, erschallten am späteren Nachmittag auf der Space Stage: William Fitzsimmons bot mit intensiven, nachdenklichen Liedern, wunderbar sparsam und satt zugleich instrumentiert und mit viel Gefühl gesungen, einen akustischen Kontrast zum Happy-Sound. Auch das wurde angenommen, wenn auch von einer überschaubaren Masse.
Shows der etwas anderen Art werden denFrequency-Besuchern in diesem Jahr im Artpark geboten. Passend zum Motto “Space Circus” geben sich in dem Zirkuszelt-Verschnitt neben der Hauptbühne Körperkünstler aller Art die Klinke in die Hand: Breakdancer, Hip-Hop-Crews und Akrobatik- bzw. Feuerkünstler zeigen vor der doch recht beachtlichen Zuschauermenge ihr Bestes, die zuvor von den Pole- und Chairtänzerinnen angeheizt wurden.
Kwabs – Das Highlight am Frequency
Wer hätte gedacht, dass nach einem energiegeladenen Konzert von Frittenbude ruhige Töne zu Highlight des Abends wurdem – Der hochgelobte UK-Sänger Kwabs stellte zu fortgeschrittener Stunde Songs aus seinem am 11. September erscheinenden Album “Love + War” (Warner) vor. Kwabs brachte die richtige Mischung aus chilliger Atmosphäre und Power. Angetrieben von coolen Drums konnte man zu jeder Nummer – der Hit “Walk” fehlte nicht – tanzen. Nun war es endlich dicht gedrängt vor der zweiten großen Bühne. Dort fühlte sich Kwabs sichtlich wohl.
Vor dem Österreich-Debüt von Kwabs war bei Frittenbude vor der Green Stage ein Kommen und Gehen. Allerdings kamen mehr als gingen und so spielte die Elektropunk-Band aus Deutschland doch noch vor einer adäquaten Ansammlung an Menschen. “Ich zähle bis drei und dann macht jeder Lärm für sein eigenes Leben”: Während die ersten Reihen die Wahl-Berliner hochleben ließen, wurde es nach hinten immer ruhiger. Auch ein Remix von “Killing In The Name Of” (Rage Against The Machine) konnte daran nichts ändern und so blieben die im Gras sitzenden Zuhörer weiter bewegungslos – die eingefleischten Fans ganz vorne feierten dafür umso mehr.
Ausgelassene Stimmung am Nachmitttag
Ausgelassene Stimmung herrschte vor der Space Stage bei Wombats und Simple Plan, nachdem das Folk-Duo Dawa aus Wien aufhorchen hat lassen. The Wombats brachten hymnenhaften, aber auch aalglatten Britpop, Simple Plan ebenso hymnenhaften und kantenlosen Poprock. Dass die Kanadier durchwegs auch auf altes Songmaterial setzen, kam beim wohl auch langsam in die Jahre kommenden Frequency-Publikum gut an.
Eine sehr starke Darbietung, wenn auch etwas unter Ausschluss der Öffentlichkeit, zogen The Last Internationale als Trio auf der Weekender Stage ab. Zu Beginn sang Delila Paz, die dann auch Bass spielte, eine pure Blues-Nummer ohne Begleitung. Anschließend feuerte Edgey Pires schwindelerregende Gitarrensalven ab, die Formation rockte und bockte, am Ende begleitet von einem Rudel nackter Menschen, Teil einer Inszenierung. Nur mit ihrem Sendungsbewusstsein hatten The Last Internationale wenig Erfolg.
The Prodidy und The Offspring beendeten den Abend
ELektronische Sounds vs. Punk-Rock: Am Abend musste man sich im Green Park dann zwischen The Proidy auf der Space Stage und The Offspring im Green Park entscheiden.
Bei The Prodigy gilt live tatsächlich als live: Howlett sampelte, zerstückelte, baute auf, riss nieder, begleitet von Schlagzeug und einer Gitarre, angetrieben von den beiden Animateuren, Tänzern, Sängern und Schreihälsen Flint und Maxim Reality. Ersterer durfte natürlich zündeln (“Firestarter”), letzterer die Hits “Breath”, “Voodoo People” und natürlich “Smack My Bitch Up” einpeitschen.
Im Vergleich zu den zuvor gehörten Beats am Festivalgelände klangen The Prodigy wie ein Gegenentwurf zur aktuellen Danceszene: böse, subversiv, altmodisch wie zeitlos, dreckig und vor allem fordernd und nicht nur berieselnd. Großartig das Finale: Die “Wall Of Death” ging in “Take Me To The Hospital” über – wie passend.
Als Alternative zu den elektronischen Klängen boten sich auf der Green Stage The Offspring an. Zunächst holperte der Punkrock-Express ein wenig, beim Opener “You’re Gonna Go Far, Kid” wollte der Sound nicht recht mitspielen. Mit Fortdauer, spätestens bei “Why Don’t You Get A Job”, ging es dann ordentlich ab – bei Band und Publikum. Rotzige Riffs, satte Drums, dynamischer Gesang: “Want You Bad” und “Pretty Fly (For A White Guy)” fetzten. “Fucking amazing”, fasste es Frontman Bryan “Dexter” Holland zusammen.
Freunde der elektronischen Musik zogen in den Nightpark weiter. Dort herrschte nach dem letzten Klang von The Prodigy bereits reges Treiben. Das Rote Kreuz bilanzierte zur Halbzeit des 15. Frequency: “Wir haben bisher um die Hälfte weniger Einsätze als im Vorjahr. Es gab keinerlei schwerwiegende Zwischenfälle. Auch die von manchen befürchtete Wespen-Invasion ist ausgeblieben”, sagte ein Sprecher.
(APA/Red.)