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Swinging Vienna: Über den (Arbeits-)Alltag im Swinger-Club

"Alles kann, nichts muss", lautet das Motto im Swinger-Club - für das Personal gilt das nicht.
"Alles kann, nichts muss", lautet das Motto im Swinger-Club - für das Personal gilt das nicht. ©dpa (Symbolbild)
Nur in wenigen europäischen Städten gibt es eine so hohe Dichte an Swinger-Clubs wie in Wien. Traditionell ist „Alles kann, nichts muss“ das Motto - aber wie sieht eigentlich der (Arbeits-)Alltag abseits aller Vorurteile aus? VIENNA.AT hat nachgefragt.
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Wien hat nicht nur im österreichischen Vergleich eine sehr hohe Clubdichte, sondern übertrifft auch die meisten deutschen Städte. Somit ist der Buchtitel, den Jana Wiesner und Andrea Garibaldi gewählt haben, mehr als zutreffend: „Swinging Vienna“. Wien ist eine Stadt mit herausragender Swinger Szene, die durchaus dem Vergleich mit Berlin oder Hamburg statthält. „Darüber hinaus existiert eine sehr rege Privatpartyszene“, berichtet Andrea Garibaldi.

Die beiden Frauen beschreiben in ihrem Buch den Alltag in einer Swinger-Bar – die eine aus der Sicht der Besitzerin, die andere aus der Sicht einer Besucherin. Ohne viel Umschweife bekommt man als Leser einen Einblick in die Wiener Szene und zugleich ein autobiografisch angehauchtes Sittenbild der österreichischen Gesellschaft.

Alltag in der Swinger-Bar

Der Begriff Swinger leitet sich von dem englischen Wort für „hin und her bewegen“ ab. Partner werden getauscht, die Sexualität frei ausgelebt. Konventionelle Moralvorstellungen und gesellschaftliche Tabus werden hinter sich gelassen – aber diese befinden sich auch stetig im Wandel: „Die Zeiten, in denen Gruppensex unter dem Ruch des Schmuddeligen litt, sind vorbei“, heißt es schon im Klappentext des Buches. Trotzdem sei die öffentliche Vorstellung von dem, was Swingen eigentlich sei, schwankend: Die Bandbreite reicht von „öffentlicher Schweinerei“ bis zu „verschämter Zwinker-Erotik“, so Wiesner. Im Buch wird es an mehreren Stellen betont: Sexphantasien zu haben und sie auszuleben sind zwei Paar Schuhe. Und das mache sich im alltäglichen Umgang mit den Gästen immer wieder bemerkbar. Besonders häufig ergebe sich folgende Situation: „Mann animiert Frau zu einem Clubbesuch, sie findet Gefallen daran und dann beginnen die Probleme.“

Auch Garibaldi, die seit Jahren Swinger-Bars oder-Partys besucht, hat bei der Arbeit an dem Buch noch Dinge über den Berufsalltag der Barbesitzerin gelernt, die ihr früher gar nicht bewusst waren. Beispielsweise, wie viel psychologisches Geschick von Nöten ist, um für die jeweils passende Atmosphäre zu sorgen. Und was ist die ideale Atmosphäre? „Es geht mehr um Abwechslung, fremde Haut, ein anderer Geruch, noch nie gehörtes Stöhnen, überraschende Berührungen“, so Wiesner im Buch. Aber abseits der Erotik sieht schätzt sie ihren Nebenjob – hauptberuflich ist sie als Selbständige in der freien Wirtschaft tätig – sehr nüchtern ein: „Wenn du den ganzen Tag Sex siehst, kühlt das Interesse daran merklich ab.“

Swinging Vienna

Die Autorinnen wechseln sich in „Swinging Vienna“ kapitelweise ab: Auf eine Episode aus der Bar folgt ein autobiografisches Kapitel, dass sich damit auseinander setzt, wie die Autorin in die Swinger-Szene gekommen ist und wie sich ihre Sexualität entwickelt hat. Sie erklärt auf Anfrage von VIENNA.AT, warum sie diesen Ansatz gewählt hat: „Um Neulingen, die noch nie swingen waren, bewusst zu machen, dass die Szene per se nichts Anrüchiges an sich hat, sondern dass sie von Leuten wie dir und mir bevölkert wird; dass die meistern Swinger eine ganz normale Biografie haben, dass man den Wunsch nach verschiedenen Körpern nicht unterdrücken kann, aber nichts Schlechtes dabei ist, wenn man den Partner findet, mit dem man diese Leidenschaft teilen kann.“ Ihrer Meinung nach haben viele Leute einen „unreifen Zugang“ zu dem Thema – ein Grund mehr, warum Diskretion sehr wichtig ist. „Diskretion sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Man muss den Umstand, Swinger zu sein, zwar glücklicherweise nicht mehr gänzlich verschweigen, aber ich möchte selbst entscheiden, wem ich es erzähle und wem nicht, so Garibaldi.

Buchtipp: Swinging Vienna – Willkommen im Pärchenclub von Jana Wiesner und Andrea Garibaldi, erschienen bei Ullstein Extra.

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