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Südosten Österreichs so trocken wie nie für diese Jahreszeit

Tristesse in den Skigebieten
Tristesse in den Skigebieten
Im November und Dezember hat es inneralpin und im Südosten Österreichs so wenig Niederschläge gegeben wie noch nie, also seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor etwa 150 Jahren. Und ergiebiger Regen- oder Schneefall ist weiterhin nicht in Sicht, sagte ZAMG-Klimatologe Alexander Orlik zur APA. Entsprechend hoch ist die Waldbandgefahr, einige Gebiete müssen zu Silvester auf Feuerwerk verzichten.


“Es ist nicht ungewöhnlich, dass es entweder im November oder Dezember trocken ist, aber in beiden Monaten schon”, sagte der Experte der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik. Am extremsten traf es die Süd- und Südoststeiermark, das Süd- und Mittelburgenland und Unterkärnten, wo um 85 Prozent weniger Niederschläge verzeichnet wurden. 80 Prozent waren es in der inneralpinen Region, minus 60 Prozent im Westen. Mit 40 Prozent weniger Schnee und Regen kamen der Norden Salzburgs, Niederösterreich, Wien und das Nordburgenland vergleichsweise glimpflich davon.

Diese Zahlen ergeben für die beiden letzten Monate des Jahres 2015 65 Prozent weniger Niederschläge für ganz Österreich. Trockener war es zuletzt 1953, ähnlich 1948 und 1924, sagte Orlik.

Folgerichtig hat der Landesfeuerwehrverband in der Steiermark vor “extrem großer” Waldbrandgefahr gewarnt. Von Silvester-Raketen, vor allem in der Nähe von Wiesen, Wäldern oder auf Almen wurde abgeraten. Im Ortsgebiet sei die Knallerei ohne Genehmigung des Bürgermeisters verboten, doch nur die wenigsten halten sich daran und suchen um Genehmigungen an. In Graz etwa wird der überwiegende Teil der Raketen praktisch illegal abgeschossen.

Beim Rutsch ins Jahr 2016 wird, es wie schon im Vorjahr, kein offizielles Feuerwerk am Grazer Schloßberg geben. Kosten und Feinstaubbelastung seien zu hoch, erklärte Citymanager Heimo Maieritsch auf APA-Anfrage. Am Erich-Edegger-Steg über die Mur nahe des Mariahilferplatzes ist aber ein “kleines” Feuerwerk im Rahmen einer Silvesterparty genehmigt worden.

Beinahe stündlich hat sich am Montag die Zahl der Gemeinden in Kärnten erhöht, die Silversterfeuerwerke verbieten. Besonders in Oberkärnten reagierten die Gemeinden damit auf die Trockenheit. Solche Verbote seien eine Sache der Gemeinden, sagte Hermann Maier von der Landesalarm- und Warnzentrale im Gespräch mit der APA – er könne also noch nicht abschätzen, wie viele Gemeinden noch nachziehen und ebenfalls Verbote erlassen werden. “Generell muss man aber sagen, dass es in den vergangenen Wochen sehr wenig Niederschläge gegeben hat und dass speziell die sonnseitigen Hänge sehr trocken sind. Nicht zuletzt deswegen gilt in mehreren Bezirken noch das Verbot von Feuer im Wald oder in waldnahen Gebieten”, so Maier.

Der Tiroler Landesforstdirektor Josef Fuchs und Landesfeuerwehrkommandant Peter Hölzl warnten bereits zwei Tage vor Weihnachten vor der gegebenen Wiesen- und Waldbrandgefahr: “Wir raten dringend davon ab, Feuerwerke wie Böller oder Raketen in Waldnähe abzuschießen – dadurch kann es jederzeit zu Bränden kommen” appellieren sie an die Bevölkerung. “Bereits der kleinste Funke kann eine Katastrophe auslösen.”

Lienz ist allerdings der einzige Bezirk Tirols, für den die Behörden in Waldgebieten ein konkretes Verbot für jegliches Feuer inklusive Rauchen verordnet haben. Ausdrücklich untersagt ist auch das Abfeuern sämtlicher pyrotechnischen Gegenstände. Bei Nichtbeachtung drohen eine Geldstrafe bis 7.270 Euro oder bis zu vier Wochen Haft.

Wie zum Beweis, brach aus noch ungeklärter Ursache am Montagvormittag in St. Jakob im Defreggental ein nach ersten Informationen kleiner Waldbrand unterhalb der Skilifttrasse aus. Die Feuerwehr wurde mit dem Lift zum Einsatzort gebracht. Auch davor musste an verschiedenen Orten Tirols die Feuerwehr bereits zu verschiedenen Vorkommnissen ausrücken. Im Skigebiet Hochzeiger im Pitztal führte beispielsweise ein “Schweizer Kracher” zu einem 150 Quadratmeter großen Flächenbrand.

In Vorarlberg bestanden vorerst keine konkreten Verbote, nach Auskunft der Landeswarnzentrale werde die Situation aber täglich in Zusammenarbeit mit der ZAMG beobachtet und bewertet. Bis zu einer konkreten Gefährdungsänderung bestünden die normalen Vorsichtsmaßnahmen und üblichen Warnungen für Waldgebiete.

Am 14. Dezember war oberhalb Götzis (Bezirk Feldkirch) eine Wiesenfläche mit einem Durchmesser von rund 100 Meter in Brand geraten. Das Feuer wurde sowohl vom Hubschrauber aus als auch durch die Feuerwehr am Boden bekämpft und rasch unter Kontrolle gebracht. Als Ursache wurden ein nicht abgelöschtes Lagerfeuer oder Zigarettenkippen angenommen. “Es wäre allen recht, wenn Schnee käme”, fasste Kurt Giselbrecht, Leiter der Brandverhütungsstelle Vorarlberg, die Stimmung unter den Kollegen zusammen.

In den Salzburger Bezirken gilt kein allgemeines Feuerwerksverbot zu Silvester. Allerdings verwiesen Land und Behörden auf die derzeit sehr hohe Waldbrandgefahr. “Die Situation ist heuer besonders kritisch und darf nicht auf die leichte Schulter genommen werden”, sagte Michael Mitter von der Landesforstdirektion zur APA. “Es ist staubtrocken, die Böden sind bis in tiefere Schichten trocken. Glimmbrände können so tagelang überdauern und mit einem Windstoß entfacht werden.”

Vorsicht sei vor allem dort geboten, wo absolute Trockenheit herrsche, etwa an Südhängen oder dort, wo auch die Reifbildung für keine Durchfeuchtung mehr sorge. Mitter riet darum, dieses Silvester ganz auf Raketen und Knallereien zu verzichten. Und er verwies zugleich auf die seit November in allen Salzburger Bezirken gültigen Waldbrand-Verordnungen, die jegliches Feueranzünden sowie Rauchen im Wald und “in dessen Gefährdungsbereich” verbieten.

Laut Landesfeuerwehrkommando Oberösterreich besteht im Bundesland keine akute Waldbrandgefahr. Auch ein ausdrückliches Verbot von Feuerwerken zu Silvester gebe es vorerst nicht. Die Landespolizeidirektion verwies auf APA-Anfrage auf die bestehenden Sicherheitsbestimmungen und riet grundsätzlich zur Vorsicht im Umgang mit pyrotechnischen Artikeln.

Im Burgenland lag seitens der Bezirkshauptmannschaften vorerst keine Warnung bezüglich möglicher Waldbrandgefahr vor, hieß es von der Landessicherheitszentrale (LSZ) Burgenland auf APA-Anfrage. Auch über entsprechende Verbote von Feuerwerken zu Silvester sei nichts bekannt. In weiten Teilen des Nordburgenlandes war die Lage aufgrund der Witterung entspannt: Der hartnäckige Nebel sorgt für Feuchtigkeit: “Im Leithagebirge tropft das Wasser von den Bäumen”, so Johannes Zehetbauer von der Feuerwehr-Alarmzentrale in Eisenstadt. Zehetbauer verwies auf das ganzjährige geltende Abbrennverbot. Werde dennoch ein Lagerfeuer etwa von Holzfällern entzündet, sei darauf zu achten, dass keine Glutreste zurückbleiben. Die Brandstelle muss deshalb vorsorglich mit Wasser gelöscht oder mit Erde abgedeckt werden.

In Wien gab es laut Feuerwehrsprecher Christian Feiler keine Warnungen vor Waldbrandgefahr. Und Feuerwerk sei in Wien praktisch ohnehin im gesamten Stadtgebiet verboten – woran sich aber erfahrungsgemäß kaum jemand hält. Ab und zu fängt zu Silvester der eine oder andere Busch Feuer, einen wirklichen Waldbrand habe man aber bisher im Wienerwald keinen zu bekämpfen gehabt.

Bereits zu Weihnachten hatte das NÖ-Landesfeuerwehrkommando vor hohem Brandrisiko durch Feuerwerkskörper gewarnt. Die Wiesen und Wälder seien derzeit völlig ausgetrocknet. In der Silvesternacht sei “vom Abschuss von Böllern und Feuerwerken in der Nähe von Wiesen und Wäldern dringend abzuraten”.

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