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Sturm: Konkursantrag am Montag

Mit Tränen in den Augen hat Sturm-Graz-Präsident Hannes Kartnig (54) am Sonntag bekannt gegeben, dass die Steirer am Montag um 7:30 Uhr beim Landesgericht Graz selbst den Konkursantrag einbringen werden.

Da die Verhandlungen zwischen dem zweifachen Meister und dreifachen Cupsieger und der Finanzprokuratur gescheitert sind, wird Sturm gleichzeitig einen Antrag auf Zwangsausgleich sowie ein Ersuchen um eine einstweilige Verfügung zur Weiterführung des Spielbetriebs stellen.

Da Sturm den Antrag selbst stellt, ist der Konkursantrag des Finanzamtes hinfällig. Kartnig will die Unterlagen beim Haupteingang des Gerichts höchstpersönlich hinterlegen. „Das ist wohl der schwerste Gang meiner bisherigen Karriere“, meinte Kartnig am Sonntag auf der Pressekonferenz, bei der auch Dr. Georg Muhri, Anwalt und Konkurswissenschaftler aus Graz, und Dr. Peter Hadl, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater, anwesend waren. Muhri und Hadl werden Kartnig und Sturm hilfreich zur Seite stehen.

Nach dem Hinterlegen der Unterlagen am Montag wird der Konkursrichter innerhalb von 24 Stunden einen Masseverwalter bestellen, dieser wird sich dann mit Kartnig, Muhri und Hadl in Verbindung setzen. „Ich hoffe, dass wir den Zwangsausgleich durchbringen“, meinte Kartnig, der die Hoffnungen vor allem auf den Kontakt zu zwei potenziellen Investorengruppen stützt. „Ich glaube, das ist zu machen“, so Hadl. Nun sollen auch Sponsoren wie Puntigamer trotz des Konkursantrags bei der Stange gehalten werden, auch wenn diese in den meisten Fällen nun vertraglich zum Ausstieg berechtigt wären.

Für den 20-prozentigen Zwangsausgleich wäre ein Finanzbedarf von 2 bis 2,5 Millionen Euro aufzubringen, der Ausgleich soll dann in einem Rahmen von rund vier Monaten gelingen. Bei einem Zwangsausgleich müssen zumindest 50 Prozent der Gläubiger anwesend sein, gleichzeitig muss dies mindestens 75 Prozent des offenen Geldes entsprechen. Laut Hadl ist der Spielbetrieb beim erfolgreichsten österreichischen Champions-League-Starter der Geschichte finanziell bis Weihnachten gesichert.

An einen vorzeitigen Rücktritt denkt Kartnig, der auf Grund seiner Gefühlsregungen mehrmals seine Statements unterbrechen musste, nicht: „Ich habe wochenlang schlecht geschlafen, das Ganze geht auf Gemüt und Gesundheit. Ich verlasse kein sinkendes Schiff. Ich hoffe, dass wir aus der Sackgasse rauskommen.“ Erst wenn der Zwangsausgleich geschafft würde, wäre die seit Dezember 1992 dauernde Ära Kartnig wohl endgültig zu Ende. „Wenn der Weg geebnet ist, bin ich sofort bereit zu gehen. Aber es muss die Zukunft des Vereins gesichert sein.“

Am Sonntag um 10 Uhr Vormittag informierte der 54-Jährige die Sturm-Kicker von der weiteren Vorgangsweise. „Ich ziehe den Hut vor den Spielern. Sie haben ein überaus korrektes Verhalten an den Tag gelegt, lassen sich sportlich nichts anmerken. Und sie haben Gehaltskürzungen akzeptiert, um ein mögliches Weiterleben des Klubs zu ermöglichen. Das gibt Hoffnung.“

Kartnig berichtete, dass er selbst durch Haftungen rund 500.000 Euro „in den Kamin schreiben“ könne. Laut eigenen Angaben habe er seit 1992 rund 75 Millionen Schilling investiert. Kartnig: „Ohne Kartnig würde es schon ein Jahr lang kein Sturm mehr geben.“

Die Schuld für den Schuldenberg der „Blackies“ wies Kartnig am Sonntag nicht von sich. „Natürlich bin ich die Nummer eins und ich nehme die Schuld auch auf mich. Es hat aber auch einen Vorstand und ein Management gegeben. Und die Verträge hat Heinz Schilcher gemacht, ich hab sie dann natürlich unterschrieben. Es sind Fehler passiert, dazu stehe ich“, so der Big Boss, der die zu hohen Gehälter sowie Transfer-Flops a la Charles Amoah (2001 um rund 54 Mio. Schilling von St. Gallen geholt) erwähnte.

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