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Studie: Flüchtlinge brauchen vermehrt Psychotherapie

Flüchtlinge leiden oft an Angstzuständen oder Depressionen.
Flüchtlinge leiden oft an Angstzuständen oder Depressionen. ©APA/AFP/AAREF WATAD
Laut einer Studie der Wiener WU benötigen Flüchtlinge deutlich mehr Psychotherapie als der Rest der Bevölkerung. Die Häufigkeit von Angststörungen und Depressionen sei bei ihnen etwa doppelt so hoch.
Traumatisierte ohne Betreuung

Einen hohen Bedarf an Psychotherapie bei Geflüchteten belegt eine Studie von Wiener Forschern über die psychosoziale Gesundheit und den Zugang zur Gesundheitsversorgung von geflüchteten Menschen in Österreich. So sei die Häufigkeit mittlerer und schwerer Angststörungen und Depressionen etwa doppelt so hoch wie bei der einheimischen Bevölkerung, teilte die Wirtschaftsuniversität (WU) Wien mit.

Studie der Wirtschaftsuniversität Wien

Für die im Fachjournal “Health Policy” veröffentlichte Studie hat Judith Kohlenberger vom Institut für Sozialpolitik der WU mit Kollegen das subjektive Wohlbefinden und den Zugang zur öffentlichen Gesundheitsversorgung von Geflüchteten in Österreich untersucht. Sie verwendeten dazu Daten aus dem Refugee Health and Integration Survey (ReHIS), einer Querschnittserhebung unter 515 syrischen, irakischen und afghanischen Geflüchteten.

Dabei zeigte sich, dass vor allem Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 15 bis 24 Jahren psychisch stark belastet sind. Die Wissenschafter empfehlen daher den Ausbau des muttersprachlichen Angebots an Psychotherapieplätzen. Zudem sollte Wissen über psychische Krankheiten vermittelt werden, um der weitverbreiteten Stigmatisierung dieser Erkrankungen entgegenzuwirken. “Angststörungen und Depressionen können ein großes Lern- und Integrationshindernis darstellen. Deutschkurse und andere Maßnahmen führen dann leider oft ins Leere”, so Kohlenberger.

Zugangsbarrieren für Geflüchtete

In der Studie wurden – trotz generell hoher Zufriedenheit mit dem österreichischen Gesundheitssystem – Zugangsbarrieren für Geflüchtete festgestellt. So schaffen es viele aus zeitlichen Gründen nicht zum Arzt, es gebe lange Wartelisten und fehlendes Wissen über Ärzte im unmittelbaren Umfeld sowie Sprachbarrieren. Die Ergebnisse zeigen weiters, dass Geflüchtete, insbesondere Menschen aus Afghanistan, ihre Gesundheit durchschnittlich schlechter einschätzen als die österreichische Bevölkerung.

Die Befragten gaben fast doppelt so oft Krankenhausbehandlungen an wie Österreicher, vor allem im ambulanten Bereich. Das liegt laut Kohlenberger u.a. daran, dass es in Spitälern eher Dolmetschangebote gibt als bei niedergelassenen Fachärzten.

(APA/red)

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