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Streit zwischen Vatikan und Israel eskaliert

Der Streit zwischen Israel und dem Vatikan um jüngste Äußerungen von Papst Benedikt XVI. zum Terrorismus hat sich erheblich verschärft. Konflikt wirft Schatten auf Besuch des Papstes beim Weltjugendtag in Köln

Nach erneuter Kritik aus Israel hieß es in einer Erklärung in Rom, der Vatikan könne in dieser Frage „keine Belehrungen akzeptieren“. Zugleich warf Vatikansprecher Joaquin Navarro-Valls Israel vor, in seinen Reaktionen auf Terroranschläge internationales Recht zu verletzen.

In Rom hieß es am Freitag, der Konflikt drohe den Besuch des Papstes beim Weltjugendtag in Köln Mitte August zu überschatten. Dort will das aus Deutschland stammende Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche auch eine Synagoge besuchen.

In dem anhalten Streit hatte Israel zunächst kritisiert, dass Benedikt beim Sonntagsgebet zwar die jüngsten Terroranschläge in Großbritannien, Ägypten, im Irak und der Türkei verurteilt hatte, Anschläge in Israel – am 12. Juli waren in Netanya fünf Israelis bei einem Selbstmordattentat gestorben – dabei aber nicht erwähnte. Der apostolische Nuntius wurde ins israelische Außenministerium zitiert, das von einer „himmelschreienden Unterlassung“ im Papst-Gebet gesprochen hatte.

In der jüngsten Vatikan-Erklärung vom Donnerstagabend hieß es, es sei aus mehreren Gründen nicht immer möglich, „jedem Angriff auf Israel eine öffentliche Verurteilung folgen zu lassen, darunter die Tatsache, dass den Angriffen auf Israel manchmal sofortige israelische Reaktionen folgen, die nicht immer mit dem internationalen Recht vereinbar sind.“ Daraus leitet der Vatikan ab: „Es ist daher unmöglich, das erste (die Terrorangriffe) zu verurteilen und das zweite (die israelische Vergeltung) stillschweigend vorbeigehen zu lassen.“

Israel hatte vor dem Waffenstillstand vom 8. Februar oft palästinensische Städte und Flüchtlingslager angegriffen und die Häuser von mutmaßlichen Militanten zerstört. Ein Sprecher des israelischen Außenministeriums, Mark Regev, lehnte eine Stellungnahme zur Erklärung des Vatikans ab. Benedikt XVI. hatte sich bisher nicht zum Nahost-Konflikt geäußert, aber erkennen lassen, dass er die von seinem Vorgänger eingeleitete Annäherung an Israel fortsetzen wolle und einer Einladung durch den israelischen Ministerpräsidenten Ariel Sharon „Priorität geben“ würde.

Israel und der Vatikan unterhalten seit 1993 diplomatische Beziehungen. Vor allem der im April gestorbene Papst Johannes Paul II. hatte sich für eine Versöhnung der katholischen Kirche mit den Juden eingesetzt. Bei einem Besuch in Jerusalem im Jahr 2000 hatte er um Vergebung für die Judenverfolgungen gebeten. Im israelisch-palästinensischen Konflikt hat der Vatikan stets auch das Heimatrecht der Palästinenser betont, zu denen die Christen im Heiligen Land zählen.

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