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Österreicher Löscher ist neuer Siemens-Chef

Deutschland - Der Pharma-Manager Peter Löscher soll Siemens als neuer Konzernchef aus der Krise führen. Seine neue Berufung hat er als "Ehre" bezeichnet.

Der 49-jährige bisherige Vorstand beim US-Pharmariesen Merck wird Klaus Kleinfeld am 1. Juli an der Konzernspitze ablösen, wie Siemens am Sonntag mitteilte. Der gebürtige Österreicher war in ranghohen Positionen in der Pharma-Branche tätig, so beim Hoechst-Konzern, im Gesundheitsgeschäft von General Electric und zuletzt beim Merck-Konzern. Dabei arbeitete er in Europa, in Asien und den USA. Neuer Siemens-Personalvorstand solle der bisherige Chef der Gebäudetechnik-Sparte, Heinrich Hiesinger, werden.

Der Siemens-Aufsichtsrat ernannte Löscher am Sonntagnachmittag in einer außerordentlichen Sitzung zum neuen Konzernchef. Der 1957 in Österreich geborene Löscher studierte Wirtschaft in Wien, Hongkong und in den USA. Seine Karriere begann bei der deutschen Unternehmensberatung Kienbaum & Partner. Von 1998 bis 2002 war er beim Pharmakonzern Hoechst in leitenden Positionen tätig. Auch nach dem Zusammenschluss von Hoechst mit Rhone Poulenc zu Aventis im Jahr 2000 blieb er bei dem Konzern.

Im Jahr 2002 ging er zum britischen Biotechnologie-Konzern Amersham. Dieser wurde 2004 vom US-Mischkonzern General Electric (GE) übernommen. Nach zwei Jahren im GE-Vorstand wechselte Löscher erst im vergangenen Jahr in den Vorstand beim US-Konzern Merck. Dort war er zuletzt für den Bereich Global Human Health zuständig. Der US-Pharmakonzern Merck ist nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen deutschen Pharmariesen. Die beiden Firmen gehen zwar auf die Darmstädter Apotheker-Familie Merck zurück, haben aber keine Verbindungen mehr.

„Mit Peter Löscher haben wir eine herausragende Persönlichkeit für das Amt des Vorstandsvorsitzenden gewonnen“, erklärte Siemens-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme nach der Bekanntgabe der Entscheidung. „Sein globaler Hintergrund, sein hohes internationales Renommee, seine breite Erfahrung in der Strategie-Entwicklung, in Finanzmarktfragen und Technologiethemen sowie seine aufrechte Persönlichkeit waren ausschlaggebend für unsere Entscheidung.“

Cromme erklärte, er sei überzeugt, „dass die schwierige Aufgabe, Siemens aus der gegenwärtigen Situation in eine gute Zukunft zu führen, bei Peter Löscher in den besten Händen liegt“. Löscher seinerseits erklärte, er kenne „Siemens als herausragende Adresse in der Welt und als Unternehmen mit großer Geschichte und starken Fundamenten.“ Er freue sich sehr darauf, „bei Siemens Führung und Verantwortung zu übernehmen zum Wohle von Kunden, Mitarbeitern, Investoren und Eignern“.

Der Siemens-Aufsichtsrat berief den Gebäudetechnik-Sparten-Chef Hiesinger mit sofortiger Wirkung in den Zentralvorstand. Dort soll er zum Jahreswechsel das Personalressort übernehmen. Der bisherige Personalvorstand Jürgen Radomski wird dann wegen seiner Verwicklung in die Schmiergeld-Affäre das Spitzengremium verlassen. Hiesinger ist seit mehr als zehn Jahren beim Siemens-Konzern tätig.

Siemens wird derzeit von einem Schmiergeld-Skandal erschüttert. Der Konzern hat bereits eingestanden, dass in den vergangenen Jahren fast eine halbe Milliarde Euro an dubiosen Zahlen geflossen sein sollen, meist für Aufträge im Ausland. Im Zuge der Affäre war Ex-Siemens-Chef Heinrich von Pierer von seinem Posten als Aufsichtsrats-Chef zurückgetreten. Kurz darauf war auch Kleinfeld zum Rücktritt gedrängt worden, offensichtlich, weil der Aufsichtsrat verhindern wollte, dass laufende Ermittlungen auch Kleinfeld belasten könnten.

Kleinfeld sollte den Konzern bis maximal Ende September leiten. Allerdings hatte er signalisiert, das Amt früher niederzulegen, sollte vorher ein neuer Siemens-Chef gefunden werden. Als Wunschkandidat galt lange der Chef des Linde-Konzerns, Helmut Reitzle. Dieser hatte allerdings in den vergangenen Tagen in einer E-Mail an die Mitarbeiter des Industriegase-Konzerns versichert, er wolle auf jeden Fall weiter an der Spitze von Linde bleiben.

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