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Steig. Nicht. Aus! - Trailer und Kritik zum Film

Für "Antikörper" machen sie vor dreizehn Jahren bereits gemeinsame Sache, nun haben sich Regisseur Christian Alvart und Schauspieler Wotan Wilke Möhring wieder zusammengetan: Bei "Steig. Nicht. Aus!" handelt es sich um die Adaption eines spanischen Films von 2015 ("Anrufer unbekannt"). Nun startet der Thriller mit ernstem Subtext in den Kinos.

Vielleicht ist es kein gutes Omen, wenn der Hochzeitstag der 1. April ist: Karl Brendt (Möhring) jedenfalls, erfolgreich im Einsatz für ein Immobilienunternehmen, landet bei dräuendem Gewitter in Berlin-Tegel. Schnell geht’s zur Familie, eigentlich will er seiner Frau (Christiane Paul) zum Jubiläum gratulieren. Die aber ist im Dauerstress, hat den 15. Hochzeitstag komplett vergessen.

Steig. Nicht. Aus! – Die Handlung

Stattdessen bringt Brendt den Nachwuchs zur Schule. Auf der Stadtautobahn ereilt ihn ein seltsamer Anruf: “Deine Kinder und du, ihr sitzt auf einer Bombe!” Der Unbekannte droht, das Auto mit dem unterm Sitz versteckten Sprengsatz in die Luft zu jagen, sollte Karl versuchen, auszusteigen. Doch damit nicht genug: Vom Auto aus soll er 67.000 Euro in bar besorgen. Und zudem 400.000 Euro auf ein Offshore-Konto überweisen.

Eine schier unlösbare Aufgabe, und das selbst für einen so abgebrühten Geschäftskerl wie Karl Brendt. Als ihn seine Ehefrau Simone zudem verdächtigt, die gemeinsamen Kinder entführt zu haben, nimmt die Polizei die Verfolgung von Karl auf. Es kommt nicht nur zu einem wahnwitzigen Wettlauf gegen die Zeit. Regisseur Alvart schenkt uns auch erinnerungswürdige Auftritte von Nebendarstellern wie etwa Hannah Herzsprung (“Vier Minuten”), die hier eine so resolute wie schlaue Sprengstoffexpertin verkörpert. Das atemlose filmische Geschehen kulminiert in einem so gekonnt wie auch packend inszenierten Showdown mitten auf dem Berliner Gendarmenmarkt.

Steig. Nicht. Aus! – Die Kritik

Wotan Wilke Möhring, dessen Gesichtsfalten, so scheint’s, von Einstellung zu Einstellung an Tiefe gewinnen, gibt eine beeindruckende und nur zuweilen überengagierte Vorstellung. Den fürsorglichen Familienvater (stets spürt man, wie sehr er seine Kinder liebt) jedenfalls nimmt man ihm genauso ab wie den kalt-professionellen Businesstypen. Wenn man von einigen, nicht gänzlich nachvollziehbaren und kaum glaubhaften Eckpfeilern im Drehbuch (ebenfalls: Alvart) absieht, handelt es sich bei “Steig. Nicht. Aus!” um das ergreifende Psychogramm eines Mannes in einer Lebenskrise. Eines Mannes, dessen komplettes Leben auseinanderzufallen droht. Der sich in einem unsagbaren Alptraum wieder findet.

“Steig. Nicht. Aus!” aber hat einen noch größeren Horizont: Es geht auch um eine Stadt im Umbruch. Um den heiß gelaufenen Immobilienmarkt Berlins, um die Gegensätze zwischen Reich und Arm, mit denen sich auch die Hauptstadt konfrontiert sieht. Im Lauf des Films erfahren wir en passant mehr darüber, mit welch ruppigen Methoden Brendts Arbeitgeber gegen nicht erwünschte Mieter vorgeht; es geht auch um einen Selbstmord, an dem Karl Mitschuld trägt.

Regisseur Christian Alvart jedenfalls zeigt uns in seinem 105-Minüter, der angereichert ist mit manch imposantem Berlin-Bild, nicht nur schicke Neubauten, sondern auch eine Demonstration von Gentrifizierungs-Gegnern. Dass “Steig. Nicht. Aus!” indes nicht zur plumpen Anklage gerät gegen Karl (den vermeintlich empathielosen Immobilienhai), macht diesen speziellen, mit Adrenalin geladenen Berlin-Film zu einem sehenswerten Ereignis.

>> Alle Filmstartzeiten zu “Steig. Nicht. Aus!”

(APA)

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