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Stärkste Grüne: Maria Vassilakou

Maria Vassilakou denke darüber nach den Weg frei zu machen.
Maria Vassilakou denke darüber nach den Weg frei zu machen. ©APA/EXPA/SEBASTIAN PUCHER
Gastkommentar von Johannes Huber. Die Vizebürgermeisterin polarisiert. Und wie. Das ist das Beste, was der Partei zurzeit passieren kann.

Wiens Grünen-Chefin, Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou denke noch darüber nach, aber in der Partei gehe man bereits fix davon aus, dass sie sich demnächst verabschieden und den Weg frei für eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger machen werde, berichtete „Der Standard“ vor einer Woche. Kurz darauf lieferte die „Krone“ jedoch eine Titelseite mit einem Foto, das Vassilakou derart unvorteilhaft an der Seite der übrigen Mitglieder der künftigen Stadtregierung von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) zeigte, dass es in sozialen Medien ziemlich viel Protest hagelte und sie selbst im Übrigen auch Solidaritätsbekundungen erhielt: Beides hat etwas zum Ausdruck gebracht, was man nicht unterschätzen sollte.

Ja, in Summe kann man sogar sagen, dass die Grünen noch einmal ernsthaft darüber nachdenken sollten, ob sie nicht doch an Vassilakou festhalten und mit ihr in die nächste Gemeinderatswahl ziehen sollten; eine Spitzenkandidatin, die ihnen mehr Stimmen einbringt, werden sie so schnell nicht finden.

Grund: Die 49-Jährige polarisiert wie kaum eine andere Politikern in diesem Land. Gefühlte 90 Prozent der Wähler sind gegen sie. Und wie: Den einen steht sie zu weit links. Von wegen „Willkommenskultur“ und so. Sie würden sie aber ohnehin nie wählen. Wer eine Absage an die „Willkommenskultur“ haben möchte, unterstützt eher die Blauen oder die Türkisen. Ähnliches gilt für Autofahrer, die die neuen Radwege und Begegnungszonen am liebsten wieder beseitigen würden. Auch sie werden mit Sicherheit nie die Grünen wählen, die dafür verantwortlich sind.

Die anderen, die ein Problem mit Vassilakou haben, stoßen sich zurecht daran, dass sie nach der Gemeinderatswahl 2015 geblieben ist; obwohl sie gesagt hatte, bei Verlusten zurückzutreten. Oder dass sie sich zum Heumarkt-Bauprojekt bekannte, obwohl ihre Parteifreunde mehrheitlich dagegen votiert hatten.

Daneben aber gibt es eine kleine Minderheit von vielleicht zehn Prozent der Wähler, die jetzt erst recht für Vassilakou sind. Gerade weil sie vom Boulevard und von rechten Mitbewerbern so sehr angefeindet wird. Dieser Gruppe bietet sie die einzige Möglichkeit, Türkis-Blau etwas entgegenzusetzen: Die Sozialdemokratie ist nicht dazu zu gebrauchen. Ganz zu schweigen von der Liste Pilz, die ausschließlich mit sich und ihrem Parteigründer beschäftigt ist.

Um nicht missverstanden zu werden: Für die Politikerin Maria Vassilakou spricht wenig. Rein strategisch gesehen ist das aus Sicht der Grünen aber nicht das, was jetzt entscheidend ist: Zumal der künftige Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) sehr bald zu Neuwahlen schreiten könnte und sie (erstens) zerrüttet und (zweitens) ohne einen Nachfolger bzw. eine Nachfolgerin dastehen, die sich von heute auf morgen behaupten könnte, ist sie fast schon wieder alternativlos geworden.

Sie bringt wenigstens eine Stärke ein: Sie wird dem Umstand gerecht, dass es in der Politik besser ist, eine schlechte Nachrede zu haben als gar keine. Wie ihre alten Parteifreunde auf Bundesebene wissen. Dass sie im vergangenen Jahr aus dem Nationalrat geflogen sind, lag nicht nur daran, dass Peter Pilz mit einer konkurrierenden Liste angetreten ist. Oder daran, dass sie nicht einmal mit ihrer eigenen Parteijugend fertiggeworden sind. Es hatte vor allem auch damit zu tun, dass sie zu vielen Österreichern schlicht und ergreifend schnurzegal geworden sind. Das ist das Schlimmste, was einem in der Politik passieren kann.

Johannes Huber betreibt den Blog dieSubstanz.at – Analysen und Hintergründe zur Politik

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