“Viele Menschen aus anderen Kulturkreisen wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen”, begründete die für Integration zuständige Vizebürgermeisterin Anja Hagenauer (SPÖ) am Donnerstag bei einem Mediengespräch. Mit diesem ersten derartigen Führer in Österreich wolle man den Menschen auf Augenhöhe die ungeschriebenen Regeln des Alltags nahebringen. “Ich habe selbst in der Türkei studiert. Und da sind mir peinliche Sachen passiert, über die ich hier gar nicht sprechen will”, schilderte die Politikerin und frühere Deutsch-Lehrerin.
Frauen die Hand geben, im Supermarkt nicht feilschen
Hagenauer erläuterte dann Beispiele aus der Broschüre, die in fünf Sprachen (Deutsch, Englisch, Arabisch, Dari und Somali) angeboten wird. So würden muslimische Männer Frauen beim Gruß die Hand nicht geben und auch nicht in die Augen schauen, aber nicht, weil die Frauen nichts wert seien, sondern aus Respekt gegenüber den Frauen: Man wolle ihnen nicht zu nahe treten. “Und wir erklären: In Österreich ist es respektvoll, wenn Du einer Frau die Hand gibst.” Weiters heißt es im Guide unter anderem: “In allen Geschäften und Supermärkten gibt es fixe Preise. Um den Preis handeln, ist nicht erwünscht.”
Morgen startet in Salzburg erstmals auch die Informationsveranstaltung “Miteinander Salzburg verstehen”, die auch von Dolmetschern begleitet wird. Dabei wird ein “Crash Kurs” in Sachen Regeln und Gesetze, Beschäftigungs- und Ausbildungsmöglichkeiten sowie den Integrationsangeboten präsentiert. Auch Experten des Arbeitsmarktservice und der Wirtschaftskammer erteilen Auskunft. Diese Veranstaltung soll ab nun drei bis vier Mal im Jahr abgehalten werden. Für morgen haben sich etwa 150 Asylbewerber angemeldet.
Kurz angetan von Sprachkursen in Salzburg
Nicht ohne Stolz wies die Vizebürgermeisterin auf die Vorreiterrolle Salzburgs bei Integrationsmaßnahmen hin. In einem Brief habe sich Integrationsminister Sebastian Kurz (ÖVP) sehr angetan von den Sprachkursen in Salzburg gezeigt. Die ersten drei Kurse sind laut Hagenauer inzwischen abgeschlossen. “Und die ersten Absolventen werden vom AMS bereits in einen A2-Kurs (aufbauender Deutsch-Kurs mit Sprachdiplom, Anm.) geschickt. Danach haben diese Menschen gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt”, so Hagenauer.
Insgesamt finanziert die Stadt heuer Kurse für 500 Asylberechtigte. So gut wie alle Teilnehmer seien glücklich, dass sie Deutsch lernen können, weil sie hier arbeiten möchten. Lediglich eine Frau habe bisher die Teilnahme verweigert, ihr werde nun die Mindestsicherung gekürzt, kündigte Hagenauer an.
(APA)