AA

Sri Lanka: Offensive eingestellt

Die Rebellen in Sri Lanka haben offenbar ihre Offensive gegen die von der Regierung kontrollierte Stadt Mutur im Osten des Landes eingestellt. Von Waffenstillstand kann derzeit keine Rede sein.

Der Rückzug der Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) signalisierte am Samstag Beobachtern zufolge vorerst ein Abflauen der vor eineinhalb Wochen ausgebrochenen Gefechte. Die jüngsten Kämpfe waren die längsten und heftigsten seit einem 2002 geschlossenen Waffenstillstand. Er sollte ursprünglich einen Schlussstrich unter fast 20 Jahre Bürgerkrieg in dem Inselstaat ziehen.

„Die Angriffsoffensive in Mutur ist eingestellt worden, und die LTTE kehren nun zurück zu ihren früheren Stellungen auf ihrem eigenen Territorium“, sagte ein Rebellenvertreter, der namentlich nicht genannt werden wollte, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Von einem Waffenstillstand könne derzeit aber keine Rede sein, fügte er hinzu. Die Rebellen hatten Mutur vor einigen Tagen angegriffen und die Stadt südlich des Hafens von Trincomalee in eine Geisterstadt verwandelt. Viele Gebäude sind schwer beschädigt. In zahlreichen Mauern klaffen Einschusslöcher. Bis zu 30.000 Bewohner flüchteten.

Die Regierung erklärte, die Rebellen im Falle eines vollständigen Rückzugs vorerst nicht weiter verfolgen zu wollen. Die Armee werde ihre Angriffe auf die LTTE einstellen, sobald der letzte Kämpfer das von der Regierung kontrollierte Territorium verlassen habe, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. Zuvor hatte die Armee noch Kugelsalven auf Posten der tamilischen Rebellen nahe Mutur gefeuert. Weiter im Süden hätten die Aufständischen zudem Granaten auf einen Luftwaffenstützpunkt des Militärs geworfen, teilte die Armee mit. Die Soldaten hätten die Rebellen in die Flucht geschlagen.

Das Militär hat nach eigenen Angaben allein am Freitag etwa 150 LTTE-Rebellen bei der Schlacht um die Stadt Mutur getötet. Beobachter warnten jedoch, die Opferzahlen der gegnerischen Seiten würden oft übertrieben. Ein Militärsprecher wies Berichte zurück, nach denen es vor dem geplanten Eintreffen eines Vertreters der von fünf nordeuropäischen Ländern gestellten Beobachtermission einen Waffenstillstand geben solle.

Der norwegische Sondergesandte Jon Hanssen-Bauer sollte am Wochenende zu Gesprächen mit mehreren Vertretern der Konfliktparteien zusammenkommen. Dabei dürfte es nicht nur um den Waffenstillstand, sondern auch um die humanitäre Lage im krisengeschüttelten Norden und Osten des Landes gehen. Zehntausende Menschen sind nach dem Wiederaufflammen des Bürgerkriegs auf der Flucht. Helfern zufolge kamen inzwischen etwa 7.000 Personen in der von der Regierung kontrollierten Stadt Kantale an. Kantale liegt etwa 30 Kilometer südwestlich von Mutur. Das Militär kündigte an, im Laufe des Tages weitere Flüchtlinge in die Stadt zu bringen.

Die LTTE kämpfen für eine Selbstbestimmung der tamilischen Volksgruppe im Norden und Osten Sri Lankas. Vor dem Waffenstillstand waren dem Bürgerkrieg mehr als 65.000 Menschen zum Opfer gefallen. Nachdem die Spannungen in diesem Jahr wieder zunahmen, starben bisher 800 Menschen.

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Sri Lanka: Offensive eingestellt
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen