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Schlag um Schlag in die Schlagzeilen

Schlagkraft aus Ottakring: Daniel Nader im "Bounce"
Schlagkraft aus Ottakring: Daniel Nader im "Bounce" ©vienna.at/sportshooter.at
Im Ottakringer Boxclub „Bounce“ feilt Daniel Nader akribisch an der Zukunft von Österreichs Boxsport. Mit seinem Bruder Marcos, der im Vorjahr Profi wurde, hat er ein Zugpferd und einen Schützling zugleich. Schlag um Schlag wollen die beiden dem heimischen Boxen neues Leben einhauchen.
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Wenn Daniel Nader etwas in die Hand nimmt, dann nimmt er es sehr genau. Der Ausbau seines Fitness- und Boxclubs „Bounce“ in Wien-Ottakring ist ein treffendes Beispiel. Das Herzstück der neuen, 120 Quadratmeter großen Halle ist ein Lonsdale-Boxring aus England samt Echtzeitvideoanalyse auf einem riesigen Flachbildschirm – 136 Zentimeter Diagonale, versteht sich. Die DVD vom Training gibt es gleich zum Mitnehmen – schließlich sei die Visualisierung der Abläufe enorm wichtig.

2005 eröffnet
Für das romantische Klischee, dass Boxclubs in stickigen Kellern mit fahlem Licht untergebracht sein müssten, hat Nader nicht viel übrig. „Ein alter Club hat vielleicht auch seine Atmosphäre, aber die Zeit ist nicht stehen geblieben.“ 2005 eröffnete Nader das Bounce. Eine Entscheidung, die damals nicht viele getroffen hätten. Der heimische Boxsport stand vor dem K.O. – die großen Erfolge lagen Jahrzehnte zurück, es fehlte an Perspektiven und an Protagonisten.

Alles unter einem Dach
Doch Nader ließ sich nicht beirren, brachte seine Erfahrungen als Fitnesscoach und Amateurboxer ein. Der helle, dank großer Fensterflächen auch freundlich wirkende Club wurde wegen seiner kompletten Ausstattung zum Vorzeigeprojekt: Zwei Trainingshallen mit Wettkampfringen, Krafttraining, Ausdauertraining, Sauna, Solarium und ein eigener Masseur – alles findet sich unter einem Dach.

„Im Boxsport braucht man Disziplin“
Auch beim Training nimmt es Nader genau. Ob Freizeit- oder Spitzensportler, die Übungseinheiten seiner Schüler leiten nur staatlich geprüfte Trainer – schließlich fange Professionalität bei den Coaches an. Und setze sich bei der Disziplin fort. „Gerade im Boxsport braucht man Disziplin. Wenn einer seine Bandagen nicht aufrollt, seine Handschuhe oder Stiefel liegen lässt, dann kann man schon herauslesen, was aus dem für ein Boxer wird.“ So ist das Einzige, das im aufgeräumten „Bounce“ kurzzeitig herumliegen darf, ein vom Gegner niedergestreckter Boxer.

Erfolge mit Bruder Marcos
Die gelebte Professionalität gibt dem Ausbilder recht, immerhin formt er seinen Bruder Marcos Nader seit Kindheitstagen – und die Trainererfolge können sich sehen lassen. Auf der Haben-Seite stehen: Zwei Staatsmeistertitel, zwei EM-Bronze-Medaillen und eine WM-Teilnahme. Beachtliche Erfolge, die wohl der Grundstein für Marcos Naders Vertragsunterzeichnung bei einem der weltbesten Boxpromoter, dem Sauerlandstall, waren. Seit 2009 kooperiert der deutsche Promoter eng mit dem „Bounce“. Das gab nicht nur Schlagzeilen, sondern auch kräftigen Rückenwind für den Boxclub an der Wiener Peripherie.

Wechsel ins Profilager
Als energischer Optimist verzieht Daniel Nader nur dann die Miene, wenn er auf den heimischen Amateure-Boxverband ÖBV angesprochen wird. Vor allem in den Aufbaujahren hätte er sich mehr Unterstützung und Kommunikation gewünscht, schließlich bescherte sein jüngerer Bruder Marcos dem Verband jahrelang schöne Erfolge. 2008 reifte der Entschluss den Amateuren den Rücken zu kehren: “Ein Knackpunkt war sicherlich, dass der Verband vergessen hatte Marcos für den Heeressport zu melden, was ein Jahr Stehzeit ohne finanzielle Unterstützung bedeutet hätte! Was mache ich mit einem Leistungssportler, der mit der Schule fertig ist und das Bundesheer noch nicht hat?”

Handverlesene Sponsoren
Doch von seinem ehrgeizigen Weg lässt sich der 27-Jährige durch solche Rückschläge nicht abbringen. Im Bounce trainieren derzeit zehn Leistungssportler, die bei optimaler Entwicklung in Marcos’ Fußstapfen treten könnten. Viele Boxvereine kopieren mittlerweile das Erfolgsrezept des Nader-Clans, doch darunter würden sich auch immer wieder fragwürdige Gestalten finden. “Im Bounce arbeiten wir mit Unternehmern und Geschäftsleuten zusammen, man findet aber keine Sponsoren aus der Bordellszene. Davon distanziere ich mich, das würde unsere Seriosität untergraben.” Wenn Daniel Nader etwas in die Hand nimmt, dann nimmt er es eben sehr genau.

Infobox: Etwa 500 Amateur-Boxer kämpfen in der Bundesliga (ABC, Austrian Boxing Cercle) in 38 Vereinen (davon zehn aus Wien) und acht Veranstaltungen um die Meisterschaft.
Bounce: www.bounce.at

Philipp Glanner / Martin Ucik

Video: Talenteschmiede Bounce

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