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Roman Seybold: "Wir spielen Football, weil wir jedes Spiel gewinnen wollen!"

Gemeinsam mit Kicker Peter Kramberger zählt Center Roman Seybold zum sportlichen Inventar bei den Raiffeisen Vikings. Im Interview erzählt der 41-Jährige, wie er die bisherigen Saisonleistungen einschätzt und wie er seine persönliche Zukunft sieht.

Vienna Online: Deine Gedanken zum Finalgegner den Berlin Adler?
Roman Seybold: Gegen einen ausländischen Gegner in der Euro Bowl zu spielen ist natürlich doppelt motivierend für uns. Natürlich ist es sehr schade für die Raiders. Ich hätte ihnen den Finaleinzug wirklich sehr gegönnt. Aber ein Duell gegen ein deutsches Team ist natürlich besondere Motivation. Sportlich sind die Berliner ein sehr schwerer Gegner. Ich habe schon Einiges von Ihnen auf Video gesehen. Da erwartet uns ein ganz schweres Kaliber. Ein sehr wichtiger Vorteil für uns ist, dass wir das Finale nach Wien bekommen haben. Da ist es Karl Wurm und Alfred Neugebauer gelungen, uns einen wichtigen Vorteil zu verschaffen.

Vienna Online: Der “österreichische Weg” der Vikings gleicht sportlich einem schnulzigen Hollywood-Drehbuch. Denkst du, dass der Finaleinzug gegen Berlin die Krönung der sportlichen Entwicklung ist?
Roman Seybold: Na ja das sehe ich nicht ganz so. Wir haben Raum in unserer sportlichen Entwicklung. Aber ich bin sehr stolz, wenn ich auf meine jungen Teamkollegen schaue. Ein Christoph Gross oder ein Stefan Holzinger sind die besten Beispiele. Aber besonders der Christoph Gross macht mich sehr stolz. Wenn er gesund bleibt und mit dem Kopf weiter bei der Sache bleibt wird er der Vikings-Familie noch sehr viel Freude bereiten. In zwei, drei Jahren wird er ein ganz toller Quarterback sein.

Vienna Online: Roman, kommen wir zu dir persönlich. Im EFL-Semifinale gegen die Graz Giants hast du beim Einlaufen körperlich alles andere als fit gewirkt. Wie geht es dir? Wie fit bist du?
Roman Seybold: (lacht) Da haben einige gedacht ich schlafe unterm Laufen ein, oder? Gegen die Prag Panthers ist mir einer von hinten auf den Knöchel gefallen. Das war kein Foul oder eine unfaire Aktion. Das passiert einfach im Football. Ich habe mir den Knöchel verdreht und verstaucht, es ist aber nichts gerissen oder gebrochen gewesen. Einige Spiele hatte ich beim Laufen größere Probleme. Aber als Center muss ich ja nicht ganz so rennen wie andere Spieler. Meine Laufwege beim Blocken sind nicht ganz so lang (schmunzelt). Mir hat mit Sicherheit auch das Adrenalin geholfen, dass du automatisch beim Spielen bekommen. Seit dem letzten Spiel im Grunddurchgang gegen die Danube Dragons bin ich aber wieder vollkommen fit und habe keine Schmerzen, oder andere Probleme mehr.

Vienna Online: Oft wird gesagt, dass Schmerzen zum Footballspiel “dazugehören”. Ein sensibles Thema sind in diesem Zusammenhang immer Schmerzmittel. Wie hältst du es persönlich damit?
Roman Seybold: Ich nehme nie Medikamente, um spielen zu können. Bei den Vikings ist das generell überhaupt kein Thema. Ich arbeite zwar bei einer Pharma-Firma, aber ich bin der Meinung, dass nur wenn du deinen Körper kennst du auch auf Schmerzen reagieren kannst. Daher nehme ich nie Tabletten, weil ich wissen möchte, was in mir abgeht. Ich habe das Gefühl, wenn ich etwas nehme, dann kaschiere ich ein körperliches Problem. Und dann kann es schnell gehen, denn mit einer blöden Bewegung oder bei einer Kollision mit dem Gegenspieler kann eine Verletzung viel schlimmer werden. Natürlich beiße ich auf die Zähne. Wenn es aber nicht möglich ist, dann bin ich nicht dabei. Für uns alle ist Football ein Hobby. Wir bekommen keine Bonuszahlungen, wenn wir spielen. Ich spiele wenn’s geht – wenn nicht dann gibt’s andere die meine Aufgabe auf dem Spielfeld auch sehr gut erfüllen.

Vienna Online: Du bist sozusagen “spielendes Inventar” bei den Vikings. Lass uns über die Saison 2010 sprechen. Wie lautet dein Zwischenfazit? Was hat sich seit der Ausrufung des “Austrian Way” bei den Vikings getan? Kannst du einen Vergleich zu früheren Saisonen ziehen?
Roman Seybold: Vor etwa 18 Monaten war für uns vieles ungewohnt. Ein heimischer Quarterback und die Neuausrichtung des Vereins waren auch für uns Spieler ungewöhnlich. Natürlich mussten auch wir diesen neuen Weg be- und verarbeiten. Aber es ist nicht erst seit dem Sieg in der Austrian Bowl ein neues Feuer in der Mannschaft. Wir haben ganz tolle junge Spieler im Kader. Es ist toll, da noch als “alter Hase” dabei sein zu dürfen, wenn die “Rookies” lernen und Vollgas geben. Es macht mich stolz, ein kleiner Teil der Mannschaft sein zu dürfen. Zur Saison selbst: Die Mannschaft lernt in jedem Spiel. Dieser Lernprozess ist noch lange nicht abgeschlossen.

Vienna Online: Vor einem Jahr hast du gemeint, dass du solange weiterspielen willst, bis du gemeinsam mit deinem Sohn in der Kampfmannschaft der Vikings am Feld stehst. Wie sieht es mit diesem Plan aus?
Roman Seybold: (lacht) Das war eher als Spaß gemeint. Denn das würde noch etwa vier, fünf Jahre dauern. Ich habe eigentlich keine Pläne wie lange ich noch spielen möchte. Solange ich den Sport, Beruf und meine Familie unter den sprichwörtlichen Hut bekomme und ich Spaß habe mache ich weiter. Hier muss ich aber auch sagen, dass ich ohne meine Frau mit Sicherheit nicht mehr spielen könnte. Sie erlaubt, dass ich spielen kann und das gehört natürlich auch irgendwo dazu. Ich halte generell wenig davon sportlich einen Plan zu haben. In unserem Sport kann es von einem Tag auf dem anderen vorbei sein. Ich war zwar nie gröber verletzt. Aber man weiß nie! Einige meiner Kollegen haben ihre letzte Saison geplant. Die sind in der Regel sehr schlecht geworden. Football kannst du nur mit Herz spielen. Denn in der letzten Saison willst dich nicht verletzen und so weiter. Planen kannst du unser Spiel nicht. Ich glaube, dass du überhaupt keinen Sport planen kannst. Wie gesagt, solange ich Spaß habe, das Team mich weiter haben möchte und ich weiter alles unter einen Hut bringe werde ich weiterspielen. Über die sportliche Zukunft mache ich mir also wenige Gedanken. So lange es dauert ist es schön und ich werde jeden Moment genießen.

Vienna Online: Die nächsten Höhepunkte stehen 2011 auf dem Programm. Die American Football Weltmeisterschaft findet in Österreich statt. Was würde Roman Seybold gerne zum Ende der kommenden Saison in den Medien lesen?
Roman Seybold: Gerne würde ich lesen, dass ich im Nationalteam wieder dabei bin. Leider bin ich im Moment nicht im Nationalteam dabei. Ich würde auf alle Fälle zur Verfügung stehen. Aber es gibt viele sehr gute junge Spieler. Die Trainer haben in der O-Line die Qual der Wahl.
Bei den Vikings wäre es natürlich schön, wenn wir viel gewinnen würden. Ich meine, heuer den Euro Bowl Titel und nächstes Jahr beide Titel wäre natürlich toll. Aber es gibt da natürlich Gegner, die was dagegen haben (lacht). Wir spielen Football, weil wir jedes Spiel gewinnen wollen!

Das Gespräch führte Thomas Muck
In Kooperation mit sportreport.at

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