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SPÖ-Parteitag in Wien: Parteichef Werner Faymann vor Wiederwahl

Bundeskanzler und Bundesparteiobmann Werner Faymann steht vor der Wiederwahl
Bundeskanzler und Bundesparteiobmann Werner Faymann steht vor der Wiederwahl ©APA
Er mag nicht der beliebteste SPÖ-Vorsitzende aller Zeiten sein, aber er hat einen langen Atem - Werner Faymann. Am Freitag stellt er sich seiner bereits vierten Wahl als Parteichef und weit und breit ist kein Gegenkandidat in Sicht.
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Mit Wahlerfolgen schmücken konnte sich der 54-Jährige in seiner nunmehr sechsjährigen Amtszeit zwar nicht, aber für die Kanzlerschaft hat es trotzdem zwei Mal gereicht.

Faymann trat Gusenbauer-Nachfolge an

Die SPÖ neigt insgesamt nicht dazu, ihre Vorsitzenden allzu schnell in die Wüste zu schicken. Selbst Alfred Gusenbauer durfte die Basis ziemlich lange verstören, ehe die Parteioberen ihn in die Privatwirtschaft schickten.

Faymann trat die direkte Nachfolge an und er hat aus den strategischen Fehlern seines Vorgängers gelernt. Der Kanzler band die von Gusenbauer brüskierten Gewerkschafter eng an sich, lässt den Chef der Pensionisten Karl Blecha sogar das neue Parteiprogramm organisieren und vergisst auch auf die Basispflege nicht – keine “Dringliche Anfrage” im Nationalrat, wo er sich vertreten ließe, kaum ein Landesparteitag, wo er nicht vorbeischauen würde. Besuche bei den Großevents von Gewerkschaften und Seniorenverband sind für einen SPÖ-Chef soundso eine Selbstverständlichkeit.

Wertschätzung für Parteichef

Geliebt wird Faymann in der Partei trotzdem nicht, ebenso wenig wie er zu seinen kommunalen Zeiten im Rathaus übertrieben geschätzt wurde. Das hängt wohl auch damit zusammen, dass es bei aller höflichen Kontaktpflege innerhalb der SPÖ immer auch das Team Faymann gibt, einen engen Kreis emsiger Mitarbeiter, die ihren Chef umschwirren, eher fleißige Pragmatiker, angeführt von Faymanns Alter Ego Josef Ostermayer, dem Kanzleramtsminister und Mann für wirklich alle Fälle.

Was vor allem dem linken Rand der SPÖ wenig behagt, ist, dass man nicht so recht weiß, wofür Faymann persönlich wirklich steht. Leitmotive sind nicht bekannt. Zwar gibt er jetzt schon seit einiger Zeit den feurigen Millionärs- und Erbenbesteuerer. Das ist aber mehr dem Druck der Basis geschuldet, stand der Kanzler ursprünglich einer höheren Vermögensbesteuerung doch höchst distanziert gegenüber.

Flexibilität ja, Glamour nein

Flexibel ist Faymann ohne Frage. Das prominenteste Beispiel dafür ist sein Wandel vom EU-kritischen Leserbriefschreiber zum glühenden Europäer. War früher die Kommunalpolitik seine Welt, fühlt sich Faymann heute im Kreis der europäischen Staatenführer mindestens ebenso wohl. Dabei ist ihm Glamour eher fremd. Der Kanzler wohnt mit seiner Frau Martina, einer Wiener Landtagsabgeordneten, in einem schmucklosen Einfamilienhaus in Wien-Liesing und auch sonst sind keine Ausschweifungen im Faymannschen Lebensstil bekannt. Privat weiß man, dass er im Sommer Abstecher nach Italien macht, gerne in die Berge geht und Ski fährt.

Lieber Bürgermeister als Kanzler?

Kondition hat Faymann schon in der Kommunalpolitik getankt. Den Weg durch die Parteihierarchie nahm der frühere Schulsprecher mit Ausdauer. Schon mit 21 erklomm er die Spitze der Wiener Sozialistischen Jugend, mit gerade einmal 28 war er Geschäftsführer der Wiener Mietervereinigung. Über ein Gemeinderatsmandat schaffte er es in die Stadtregierung, wo Faymann von 1994 an über ein Jahrzehnt den Wohnbau verantwortete, ein Ressort mit bekannt großem Inseraten-Budget. In dieser Zeit entwickelte sich auch sein enges Verhältnis zum Boulevard, das bis heute besteht.

Nachgesagt wird Faymann, dass er lieber Bürgermeister als Kanzler geworden wäre. Michael Häupl bevorzugte aber selbst zu bleiben, weshalb sich Faymann 2006 als Infrastrukturminister in die Bundesregierung holen ließ. Als Gusenbauer stürzte, war sein Moment gekommen. Dass dieser noch anhält, dafür werden die Parteifreunde am Freitagabend in der Wiener Messe sorgen und es ist davon auszugehen, dass diesmal weniger Delegierte ihre Unzufriedenheit mit der Gesamtperformance der Partei an der Wahlurne kühlen werden als 2012, wo Faymann mehr oder weniger aus dem Nichts mit gerade einmal 83 Prozent abgestraft wurde.

Zur Person Werner Faymanns

Werner Faymann, geboren am 4.5. 1960, verheiratet mit Martina Ludwig-Faymann (Wiener Gemeinderätin/SPÖ), zwei Töchter, Martina aus einer früheren Verbindung und Flora. Politischer Werdegang: 1981 Vorsitzender der Sozialistischen Jugend Wien, ab 1988 Geschäftsführer der Wiener Mietervereinigung, ab 1994 Wiener Wohnbaustadtrat, ab 2006 Infrastrukturminister, ab 2008 SPÖ-Chef und Kanzler.

(apa/red)

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