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Splitter vom 15. Februar: Ammann geblitzt, Gretzky verschwiegen

Die kanadische Polizei hat auch mit Skisprung-Olympiasiegern kein Erbarmen. Weil er "etwas spät dran" war, drückte der Fahrer von Simon Ammann auf dem Weg zur Pressekonferenz einen Tag nach dem Triumph des Schweizers von der Normalschanze zu stark aufs Gaspedal. "Plötzlich heulten hinter uns die Sirenen", erzählte Ammann, der einen Teil der Strafe von rund 250 kanadischen Dollar (175 Euro) übernehmen will. Für die Verspätung treffe ihn eine Teilschuld, schmunzelte der Olympiasieger.

Weniger glimpflich ist die Eskorte von US-Vizepräsident Joe Biden, der sich im Rahmen eines Staatsbesuches in Kanada neben der Eröffnungsfeier auch das Skispringen von der Normalschanze angeschaut hatte, davongekommen. Drei Fahrzeuge am Ende der Kolonne waren am Sonntag bei rutschigen Fahrbahnbedingungen in einen Unfall verwickelt. Laut Angaben der kanadischen Polizei wurden zwei Personen verletzt, darunter die ehemalige Eiskunstlauf-Olympiasiegerin Peggy Fleming aus den USA.

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Die Entzündung des olympischen Feuers ist zwar nicht pannenfrei verlaufen, im Vorfeld war aber wie üblich ein Staatsgeheimnis aus der Zeremonie gemacht worden. Kanadas Eishockey-Legende Wayne Gretzky hatte es selbst seiner Familie verheimlicht, dass er der letzte Fackelträger ist. “Mein Vater fragte mich im Vorfeld, ob ich sicher sei, dass ich nicht angefragt worden sei, die Flamme wenigstens 100 Meter zu tragen. Ich sagte nein. Wenn ich es ihm gesagt hätte, hätte es sicher die ganz Welt gewusst”, begründete “The Great One”.

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Zur ersten Medaillenzeremonie im BC Place Stadium in Vancouver sind am Sonntagabend knapp 20.000 Zuschauer erschienen. Die Feier fand kurz vor einem Konzert der kanadischen Popsängerin Nelly Furtado statt, die schon bei der Eröffnung in derselben Halle aufgetreten war. Maximal 24.000 Besucher sind bei den Medaillenübergaben in der 60.600 Personen fassenden Arena zugelassen. Medaillengewinner aus den alpinen und nordischen Sparten sowie jene aus dem Eiskanal erhalten ihre Medaillen in Whistler.

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FIS-Präsident Gian Franco Kasper hat gelassen auf die Wetter-Kapriolen zum Olympia-Auftakt reagiert. Das Wetter sei “wie erwartet”, erklärte Kasper auf der FIS-Website. “Das Gute ist, dass die Wetterprognosen hier in Whistler und Cypress extrem genau sind. Sie sagen einfach nur nicht das, was wir gerne hören würden.” Aufgrund der zuverlässigen Vorhersagen hätten die notwendigen Trainingsabsagen und Rennverschiebungen effektiv geplant werden können. Durch stabileres Wetter bei niedrigeren Temperaturen werde nun eine Entspannung der Situation erwartet.

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FIS-Renndirektor Günter Hujara hatte am Valentinstag alle Hände voll zu tun. Die von der Witterung stark beeinträchtigte Strecke musste für den zweiten Anlauf zur Herren-Abfahrt am Montag präpariert werden. Das hielt den Deutschen aber nicht davon ab, seine Kollegen in der Mannschaftsführersitzung der guten Manieren zu erinnern. “Ich hoffe, ihr habt nicht vergessen, (eure Frauen) anzurufen. Wenn nicht, seid nicht überrascht, wenn ihr eure Schuhe nicht mehr findet, wenn ihr nach Hause kommt”, scherzte Hujara, der selbst mit einer großen Pralinenschachtel in Herzform überrascht wurde.

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Die Geschmacklosigkeit scheint auch bei Olympia keine Grenzen zu kennen. Bereits am Tag nach dem tödlichen Unfall des georgischen Rodler Nodar Kumaritaschwili setzte im Whistler Sliding Centre an der Unglückskurve 16 der Katastrophentourismus ein. Rund 50 Menschen ließen sich im Lauf des Damentrainings breit grinsend mit dem Rücken zur Kurve fotografieren. Die Pietätlosigkeit der Zuschauer sorgte bei den in der Nähe stehenden Volunteers zurecht für ungläubiges Kopfschütteln.

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Im Zentrum von Whistler dagegen wird Kumaritaschwili in würdiger Erinnerung behalten. Am Hauptplatz des Olympiaortes in den Bergen steht eine riesige Skulptur der Olympischen Ringe. Das beliebte Fotomotiv wurde nun nach dem tödlichen Unfall zu einem Altar umfunktioniert. Viele Olympia-Fans haben Blumen niedergelegt, etliche Kerzen brennen. Auch ein Foto des am Freitag im Training ums Leben gekommenen Georgiers fehlt nicht.

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Der niederländische Eisschnelllauf-Star Sven Kramer hat nach seinem Olympiasieg über 5.000 m einiges Glück gehabt. Der 23-Jährige entging im Überschwang nur knapp einem Stromschlag. Kramer war nach dem Titel über eine Absperrung geklettert, um seine Eltern auf der Tribüne zu herzen. In dem Bereich war allerdings eine fahrende Kamera montiert, deren Halterung unter Strom stand. Ein aufmerksamer Kameramann bewahrte Kramer vor einer möglichen Verletzung, indem er rechtzeitig die Spannung auf den Schienen abdrehte.

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Der schwedische Biathlet Björn Ferry hat mit seiner Forderung nach härteren Strafen für Dopingsünder deutlich über das Ziel hinausgeschossen. “Von mir aus könnte es bei allen Dopingurteilen gerne die Todesstrafe geben oder zumindest wiederholte Schläge auf die Eier”, sagte der zweifache Weltcupsieger in einem Interview mit der schwedischen Tageszeitung “Västerbottens Dagblad”. “Solange die Strafen nicht strenger werden, werden wir die Leute ohne Moral nicht los.” Die Aussagen seien allerdings nicht ganz ernst gemeint gewesen, relativierte Ferry nach dem Sprint.

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Das Toggenburg ist im “Simi”-Fieber. Am 26. Februar wird der der Schweizer Skisprung-Olympiasieger Simon Ammann in seiner Heimat festlich empfangen. Das Tal in der Ostschweiz, wo das Springen von der Normalschanze auf Großbildleinwand übertragen worden war, ist das Feiern gewöhnt. Nicht nur mit einem Fliegengewicht wie Ammann, sondern auch mit großen und starken Männern. Aus dem Toggenburg stammen auch die Schwingerkönige Jörg Abderhalden und Noldi Forrer. Schweizer Medien sprechen daher auch vom “Tal der Könige”.

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Angebliche Spionage aus dem gegnerischen Lager hat den südkoreanischen Short-Track-Cheftrainer zur Raserei gebracht. Als ein chinesischer Betreuer im Pacific Coliseum von Vancouver das Training der Koreaner filmte, rastete Choi Guang-Bok aus und bewarf den Kiebitz mit vollen Wasserflaschen. “Schluss damit! Aufhören!”, schrie Choi, der auf der Eisfläche stand. Als der Chinese keine Anstalten machte, die Aufnahme zu stoppen, deckte Choi ihn mit einem Hagel von Wurfgeschoßen ein, traf aber nur die leeren Sitzreihen.

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