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Spitälerchef: Keine "Missstände" in der Wiener Psychiatrie

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Gibt es nun, wie von der Opposition behauptet, "gravierende Missstände" in Bereichen der Wiener Psychiatrie, oder nicht?

Diese Frage stand am Donnerstag im Mittelpunkt der Vernehmung des Generaldirektors des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV), Wilhelm Marhold, in der Psychiatrie-U-Kommission. Von ihm kam dazu heute ein klares Nein.

Sämtliche Prüfungen hätten ergeben, dass die im Herbst 2007 erhobenen Vorwürfe nicht zutreffen. Die internen Erhebungen seien dabei auch unangemeldet durchgeführt worden, berichtete Marhold: “Auch die Staatsanwaltschaft hat Vorfälle geprüft und das Verfahren mittlerweile eingestellt.”

Was es in der Psychiatrie gebe, sei ein seit vielen Jahren andauernder Umstrukturierungsprozess: “Das ist kein Missstand.” Was nicht bedeute, dass keine Fehler passieren könnten. Um mit solchen umzugehen, gebe es im KAV inzwischen jedoch ein strukturiertes Beschwerdemanagement, erklärte der Spitälerchef. Fehler werden demnach “energisch, mit Augenmaß und objektiv” untersucht.

Im Rahmen der von ÖVP, Grüne und FPÖ eingesetzten gemeinderätlichen Untersuchungskommission sollen mutmaßliche Missständen in der Psychiatrie erörtert werden – genaugenommen eine mögliche politische Verantwortung. Eine Befragung von betroffenen Patienten ist nicht vorgesehen. Eine solche wird von der SPÖ, die in der Kommission über eine Mehrheit verfügt, nicht als sinnvoll erachtet.

Marhold gab in seiner Befragung auch Auskunft über die Ausbildungssituation am Otto-Wagner-Spital (OWS). Er gestand ein, dass es einen Fachärztemangel gebe, dem man allerdings mit Ausbildungsinitiativen entgegenwirken wolle. “Inhaltlich mache ich mir überhaupt keine Sorgen”, so Marhold. Das OWS sei sehr anerkannt und habe sich zuletzt etwa mit Themen wie “Gewalt in der Psychiatrie” beschäftigt.

Laut Marhold werden im OWS jährlich 7.000 Patienten stationär auf den psychiatrischen Abteilungen aufgenommen. Dazu kommen 25.000 ambulante Behandlungen. Dass Kritik auch von Angehörigen gekommen war, kann laut Marhold unter anderem mit deren spezieller Situation zusammenhängen: “Gerade in der Psychiatrie ist das Leid, das Angehörige miterleben müssen, ein sehr großes.” Oft sei es nicht möglich, die Krankheit eines Betroffenen zu heilen, sondern nur zu lindern.

Die Auftritte weiterer prominenter Zeugen werden schon demnächst folgen: Für den 22. Jänner ist unter anderem der Auftritt von Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (S) vorgesehen. Am 30. Jänner werden die frühere Gesundheits- und jetzige Finanzstadträtin Renate Brauner (S) sowie Bürgermeister Michael Häupl (S) von der Kommission befragt.

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