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Spitals-Katastrophe: Über 800 Betten in Wien gesperrt

Die Situation in Wiens und Österreichs Spitälern ist weiterhin angespannt.
Die Situation in Wiens und Österreichs Spitälern ist weiterhin angespannt. ©APA/HELMUT FOHRINGER (Symbolbild)
Am Stichtag 14. April waren in Wiens Spitälern 807 Spitalsbetten gesperrt. Die Ärztekammer übte am Freitag deshalb Kritik.
Gesundheitssystem ist vor dem Zusammenbruch

Diese Zahl gab der Wiener Gesundheitsverbund (WIGEV) auf APA-Anfrage bekannt. Die Patientenanwaltschaft spricht von einem aktuell normalen Aufkommen an Beschwerden. Die Ärztekammer übte am Freitag Kritik. "Die Lage in Wien ist genauso katastrophal wie in den Bundesländern", so Kurien-Obmann Stefan Ferenci.

Situation in Österreichs Spitälern auch nach Coronakrise angespannt

Auch nach dem Ende der pandemischen Phase der Coronakrise ist die Situation in den Österreichischen Spitälern angespannt. Die Notfallversorgung sei aber weiterhin gesichert, hieß es am Freitag aus den Bundesländern, diese sind für den Betrieb der Krankenhäuser zuständig. In den Wiener Krankenanstalten sind rund 800 Betten gesperrt, in Linz herrsche wegen des Nachholbedarfs bei Operationen regelrechter "Kampf um OP-Slots", ergab ein Rundruf der APA - Austria Presse Agentur.

In Wien waren zuletzt über als 800 Spitals-Betten gesperrt

Wien. Den gesperrten Betten stünden 5.300 systemisierte Betten gegenüber, sowie 873 nicht besetzte Betten. Bei den Bettensperren handle es sich zudem um eine durchaus übliche Maßnahme. "Sie sind immer eine Momentaufnahme und das Betten-Management einer Klinik ein dynamischer Prozess", hieß es. Gründe hierfür seien Sanierungen, technische Wartungen oder personelle Gründe wie Krankenstände. In den Wiener Spitälern arbeiten rund 13.000 Personen in der Pflege, sowie 3.500 im ärztlichen Bereich. Laut WIGEV sind im Bereich der Pflege rund 550 Dienstposten sowie 140 Ärzte-Dienstposten zu besetzen.

"Haben unsere Aktivitäten im Recruiting massiv verstärkt"

"Wir haben unsere Aktivitäten im Bereich Recruiting massiv verstärkt. Wir setzen auch auf Maßnahmen wie etwa den Anwerbebonus, um unsere eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aktiv in die Suche nach qualifizierten Fachkräften einzubinden", betonte ein Sprecher des Wiener Gesundheitsverbundes am Freitag gegenüber der APA. Solche Maßnahmen könnten Engpässe aber nicht völlig verhindern, wurde betont.

Herausforderungen personeller Natur in Niederösterreich

In den Spitälern in Niederösterreich gibt es aktuell trotz eines historischen Höchststands bei ärztlichen und pflegerischen Mitarbeitern Herausforderungen personeller Natur. Diese seien vor allem an einzelnen Standorten sowie tageszeitabhängig gegeben, sagte Gottfried Feiertag von der Gesundheitsgewerkschaft in der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD) zur APA. Aufgrund Personalmangels gesperrt sind nach Angaben der Landesgesundheitsagentur (LGA) vom Freitag 248 von 7.614 Betten. Die entsprechende Quote beträgt also 3,26 Prozent. "Sowohl der Betrieb als auch die Notfallversorgung sind in den NÖ Kliniken gesichert", wurde betont.

Ärztekammer übte Kritik an der Situation in Wien

Die Ärztekammer übte dennoch Kritik an der Situation in Wien. "Wir haben immer gewarnt und es hieß, dass wir etwas aufbauschen", sagte Ferenci, der auch stellvertretender Präsident der Kammer ist. Er beklagte zudem fehlende Transparenz seitens des Gesundheitsverbundes. "Wir bekommen keine vollständigen Zahlen", so Ferenci. "Wir haben das Gefühl, dass die Zahlen, die genannt werden, nicht der Realität entsprechen." Besonders in den Fächern Pädiatrie, Kinderpsychiatrie, der Notfallmedizin sowie der Urologie sei der Mangel eklatant.

Kein Anstieg an Beschwerden oder Anrufen

In einem Anstieg an Beschwerden oder Anrufen habe sich die Situation jedoch noch nicht niedergeschlagen, berichtete eine Sprecherin der Patientenanwaltschaft. "Das heißt aber nicht, dass es diese bekannten Probleme nicht gibt", sagte sie. "Wir wünschen uns jedenfalls, dass sich die Verantwortlichen rasch zusammensetzen", hieß es.

Zehn Prozent der Betten sin din Oberösterreichs Spitälern gesperrt

Knapp zehn Prozent der Betten in Oberösterreichs Spitälern sind aktuell gesperrt, das sind in Zahlen ausgedrückt 720 von 7.927 Betten. Der Grund: Personalnot, hieß es sowohl bei den Ordensspitälern und der OÖ. Gesundheitsholding, zu der die Regionalkrankenhäuser und das Linzer Uniklinikum (KUK) gehören. Allein 363 Stellen - von Reinigungskraft bis zum medizinischen Personal - seien aktuell bei den OÖ. Gesundheitsholding-Kliniken ausgeschrieben, so eine Pressesprecherin. Schon vor der Pandemie habe "in den oberösterreichischen Krankenhäusern nachweislich 20 Prozent zu wenige Beschäftigte gearbeitet", sagte Helmut Freudenthaler, Betriebsratsvorsitzender des Med-Campus. Jetzt komme der Nachholschub von Operationen hinzu.

Situation in Spitälern in Salzburg ist angespannt

Die Situation in Salzburgs Spitälern bezeichnete Gesundheitsreferent LHStv. Christian Stöckl (ÖVP) am Freitag im APA-Gespräch als angespannt, die Versorgung der Patientinnen und Patienten wie auch die Notfallversorgung sei aber sichergestellt. Die Arbeit in den Krankenhäusern nehme zu, deshalb seien immer mehr Stellen erforderlich. "Es wird von Jahr zu Jahr mehr Personal eingestellt. Die Problematik ist, wir können leider nicht alle Stellen besetzen", sagte Stöckl. Aufgrund der demografischen Entwicklung - die Menschen werden immer älter - und wegen der Multimorbidität gebe es nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa eine enorme Leistungsverdichtung im Gesundheits- und Pflegebereich.

Versorgung der Patienten in Tirol weiter gewährleistet

In Tirols Spitälern ist die Versorgung der Patienten trotz einer äußerst angespannten Personalsituation offenbar ebenfalls gewährleistet. "Alle Berufsgruppen sind dahinter, dass die Versorgung aufrecht bleibt", sagte etwa Birgit Seidl, Betriebsratsvorsitzende der tirol kliniken, am Freitag der APA. Der Schwerpunkt des Personalmangels liege in der Pflege und nicht der Ärzteschaft, hieß es aus der Innsbrucker Klinik. Die Ärztekammer sah indes keine Gefährdung der Notfallversorgung.

Situation in Vorarlberg angespannt, aber nicht so kritisch

In den Vorarlberger Krankenhäusern sei die Situation zwar angespannt, aber nicht so sehr wie in anderen Bundesländern. Das sagte am Freitag auf APA-Anfrage Gerald Fleisch, Geschäftsführer der Vorarlberger Krankenhaus-Betriebsgesellschaft (KHBG). "Die Notversorgung ist sowieso gewährleistet, dringliche medizinische Eingriffe sind es auch", betonte Fleisch. Einen Personalmangel gebe es sowohl in der Pflege als auch in der Ärzteschaft.

Personalsituation in Kärntens Spitälern "durchaus angespannt"

Die Personalsituation in Kärntens Krankenanstalten ist "durchaus angespannt" - allerdings seien weder Versorgung noch Notfallversorgung gefährdet, hieß es am Freitag auf APA-Anfrage vom Kärntner Krankenanstaltenbetreiber Kabeg. Der Höhepunkt des Personalmangels vor eineinhalb Jahren sei überschritten, und auch mit den stärksten Coronawellen sei die aktuelle Situation in Kärnten nicht zu vergleichen.

Situation in Burgenland ist vergleichsweise entspannt

Die Situation in burgenländischen Krankenanstalten ist laut Angaben der Gesundheit Burgenland (vormals KRAGES) und der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt vergleichsweise entspannt. In den vier Häusern der Gesundheit Burgenland seien alle Bettenstationen in Betrieb, die Versorgung "selbstverständlich ohne Einschränkungen aufrecht", hieß es zur APA.

(APA/Red)

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