Spannungen zwischen der Türkei, Zypern und Israel
Der Zwischenfall ist Zeichen eines gefährlichen Gebräus aus Spannungen im Dreieck zwischen der Türkei, Zypern und Israel. Wie der türkische Generalstab am Donnerstag mitteilte, stiegen am Montag mehrere Kampfjets vom Typ F-16 von der südtürkischen Luftwaffenbasis Incirlik auf, nachdem die israelische Maschine über Nordzypern aufgetaucht war. Ob es sich bei dem israelischen Jet um ein Militärflugzeug handelte, blieb zunächst unklar, doch Ankara nahm den Vorfall sehr ernst:
Die türkischen Flugzeuge wurden ausdrücklich im Rahmen eines Alarmstarts gegen eine akute Gefahr aktiviert und waren laut Presseberichten vollständig bewaffnet. Die türkischen Kampfflugzeuge hätten weitere Verletzungen des nordzypriotsichen Luftraums verhindert, erklärte der Generalstab in Ankara. Aus Israel lag keine Stellungnahme vor.
Konkurrierende wirtschaftliche Interessen bei der Ausbeutung von Gasvorkommen unter dem Meeresboden, die türkisch-israelische Dauerkrise und das seit Jahrzehnten ungelöste Zypern-Problem bilden in der Region eine explosive Mischung. Die Türkei beobachtet seit Monaten mit wachsendem Ärger, wie Zypern und Israel bei der geplanten Erschließung und Vermarktung riesiger Erdgasvorkommen zwischen der Mittelmeerinsel und der israelischen Küste kooperieren. Ankara sieht die Interessen der türkischen Zyprioten verletzt.
Im Hintergrund steht das seit fast 40 Jahren ungelöste Problem der Teilung Zyperns. Seit einem griechischen Putsch in Nikosia und einer anschließenden türkischen Militärintervention 1974 ist die Insel in einen international anerkannten griechischen und einen weitgehend isolierten türkischen Sektor gespalten. Hinzu tritt die tiefe Krise im Verhältnis zwischen der Türkei und Israel, die sich seit zwei Jahren wegen des Todes von neun türkischen Aktivisten beim israelischen Angriff auf eine Gaza-Hilfsflotte streiten.