Gar nichts von einer Verlängerung der Arbeitszeit hält SPÖ-Wirtschaftssprecher Hans Moser. Es sei ein Ammenmärchen, dass längeres Arbeiten die Wettbewerbsfähigkeit verbessert, sagte der SP-Politiker heute, Donnerstag, vor Journalisten in Wien. Vielmehr koste eine Verlängerung der Arbeitszeit um 1,5 (von 38,5 auf 40) Stunden pro Woche mindestens 40.000 Arbeitsplätze und somit Arbeitslosengeld 800 Mio. Euro. Das würde die Arbeitslosigkeit um 25 Prozent erhöhen und 0,3 Prozentpunkte mehr Defizit bedeuten.
Ähnliches gilt auch für die von Finanzminister Karl-Heinz Grasser los getretene Debatte über eine Streichung von Feiertagen. Ein Tag kostet 5.000 Jobs, rechnete Moser heute vor. In seiner Musterrechnung multipliziert Moser 8 Stunden tägliche Arbeitszeit mit den 3 Millionen vollzeitbeschäftigten Österreichern und dividiert den Wert durch die durchschnittlich geleisteten 1.600 jährlichen Arbeitsstunden pro Person. Vom Ergebnis (15.000) werde erfahrungsgemäß ein Drittel auf die Arbeitsplätze wirksam, schließt Moser aus dem umgekehrten Effekt der Arbeitszeitverkürzungen der 70-er Jahre. Entsprechende Simulationen von Wirtschaftsforschern liegen noch nicht vor.
Kaufkraft würde sinken
Eine Verlängerung der Arbeitszeit wäre ein Schnitt ins eigene Fleisch, warnt Moser. Denn in der Folge würde die durchschnittliche Kaufkraft und damit die Ausgaben der Konsumenten sinken – bei einer ohnehin schwachen Inlandsnachfrage. Die längere Arbeitszeit von 66 Stunden oder anderthalb Wochen jährlich würde sich insbesondere auf die Tourismus- und Freizeit-Betriebe in Österreich auswirken, die ein Fünftel des heimischen Bruttoinlandsproduktes (BIP) erwirtschaften. Die Restaurants, die Kultur-, Sport- und Wellness-Einrichtungen im Urlaubs- und Freizeitland Österreich würden darunter leiden.
Moser konstatiert einen Mangel an Kreativität beim neuen Präsidenten der Industriellenvereinigung (IV), Veit Sorger, wenn er die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Wirtschaft über den Preis verbessern möchte. Österreich kann als Hochlohn-Land nicht über den Preis, sondern nur über die Qualität gewinnen. Es gebe nämlich keinen Zusammenhang zwischen längerer Arbeitszeit in einem Hochlohn-Land und steigender Produktivität. Vielmehr sei verstärkt in Produkt- und Verfahrensinnovationen sowie in die ständige Weiterbildung zu investieren, um dem Standort Österreich einen nachhaltigen Vorteil zu sichern. Kräftige Exportzuwächse bei den östlichen Nachbarländern würden diesen Qualitätsvorsprung verdeutlichen.
Anreizen für freiwilligen Zusatzschichten
Die Produktivität sollte über intelligente Arbeitszeit-Modelle verbessert werden. Zuerst müssen die bestehenden Kollektivverträge (KV) und Arbeitszeit-Gesetze ausgereizt werden, schlägt Moser vor. So könnten etwa bestehende Durchrechnungszeiträume ausgenützt werden. Mitarbeiter könnten mit Anreizen auch zu freiwilligen Zusatzschichten motiviert werden. Heimischen Managern fehle oft die Kreativität, um Innovationen auch im Organisiationsbereich anzupacken. Die Bevölkerung sollte nicht länger, sondern richtig arbeiten.
Die burgenländische SPÖ-Nationalrätin Katharina Pfeffer bezeichnete Grasser als völlig gescheitert, wenn er jetzt Feiertage streiche. Es ist eine billige Argumentation, in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit den Menschen einreden zu wollen, dass sie noch mehr Opfer bringen müssen, kritisiert Pfeffer und weist in ihrer Funktion als Burgenland-Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Christentum und Sozialdemokratie (ACUS) darauf hin, dass es sich hier auch um einen Angriff auf die Kirche handle. Die Regierung sollte die Menschen in den Vordergrund rücken, nicht die Wünsche von Wirtschaftskonzernen. Durch die Regierungspolitik seien die Menschen in den vergangenen Jahren ohnedies stark belastet worden, massive Einschnitte in das Sozialsystem wurden unter dem Deckmantel des ohnehin nie erreichten Null-Defizits eingeführt. Wenn Grasser jetzt nicht einmal davor zurückschreckt, kirchliche Feiertage abschaffen zu wollen, dann erwarte ich mir auch klare Worte von seinem Mentor Kanzler Schüssel, so Pfeffer.
Redaktion: Christian Wata