AA

Sozialwirtschaft: Mitarbeiter demonstrierten am Wiener Stephansplatz

Die Demo fand am Wiener Stephansplatz statt.
Die Demo fand am Wiener Stephansplatz statt. ©APA/GEORG HOCHMUTH
Am Mittwoch haben knapp tausend Mitarbeiter aus dem privaten Sozial-, Gesundheits- und Pflegebereich für eine Reduktion der Normalarbeitszeit demonstriert.
Bilder der Demo

Trotz widriger Wetterbedingungen haben am Mittwochnachmittag in Wien knapp tausend Mitarbeiter aus dem privaten Sozial-, Gesundheits- und Pflegebereich für die Reduktion der Normalarbeitszeit von 38 auf 35 Stunden demonstriert. Die Betriebsräte, die am Wiener Stephansplatz zu Wort kamen, bedankten sich bei den Arbeitgebern, die die Forderung unterstützen. Streikdrohungen stehen weiter im Raum.

Demonstration am Wiener Stephansplatz

Nach dem Abbruch der vierten Runde der Kollektivvertragsverhandlungen in der Sozialwirtschaft in der vergangenen Woche hatte sich Volkshilfe-Präsident Ewald Sacher in einer Aussendung zu Wort gemeldet: "Aus Verantwortung für ihre MitarbeiterInnen setzt sich die Volkshilfe daher im Zuge der derzeit laufenden Kollektivvertragsverhandlungen dafür ein, den Weg der schrittweisen Einführung einer Arbeitszeitverkürzung weiter zu verhandeln." Die Geschäftsführerin des Kuratoriums Wiener Pensionisten-Wohnhäuser (KWP), Gabriele Graumann, plädierte für einen "raschen Kompromiss mit der Gewerkschaft" auf Basis des bereits entwickelten, finanzierbaren Gesamtpakets. Das werde aber "offensichtlich aus ideologischen Gründen" von einigen Arbeitgebern abgelehnt.

Genau darüber wundert sich am Mittwoch bei der Kundgebung Michaela Guglberger, die für die Gewerkschaft vida am Verhandlungstisch sitzt: "Es ist leicht schockierend. Die ersten zwei Verhandlungsrunden hat es sich auch der Pflegebereich vorstellen können. In der letzten Runde hat es plötzlich einen Paradigmenwechsel gegeben, den wir nicht nachvollziehen können." Skepsis gegenüber der Arbeitszeitverkürzung kommt vor allem von den Betreibern der Pflegeheime. Der Arbeitgeber-Verhandlungsführer Walter Marschitz hatte dies mit dem dortigen Personalmangel begründet.

Dieses Argument ließ Guglberger nicht gelten: "Die Pflege ist der Bereich, wo am meisten Druck herrscht. Man muss den Bereich attraktiv für Junge und Quereinsteiger machen." Auch akut würde die 35-Stunden-Woche "den Pflegenotstand nicht extrem verändern." Der Pflegebereich habe eine sehr hohe Teilzeitquote. Für jene Menschen, die teilzeitbeschäftigt sind, würde die 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich de facto eine Lohnerhöhung von 8,6 Prozent und keine Arbeitszeitreduktion bedeuten. "Es ist überhaupt kein Problem, die wegfallenden Stunden durch die Teilzeitkräfte wieder aufzustocken. Es ist genug Personal da. Wir haben keinen Fachkräftemangel, sondern ein unglaubliches Fachkräftepotenzial", sagte GPA-djp-Verhandlerin Eva Scherz.

Sozialbranche: Durchschnittliche Arbeitszeit bei 30 Stunden

Generell liegt die durchschnittliche Arbeitszeit in der Sozialbranche laut Guglberger bei 30 Stunden. Die 35-Stunden-Woche sei damit "nur ein Ruck in die Richtung, wo sich die Arbeitsverhältnisse eh schon befinden". 70 Prozent der 125.000 Beschäftigten arbeiten Teilzeit.

Der nächste Verhandlungstermin findet am 10. Februar statt. "Ich bin optimistisch, dass die Arbeitgeber am Montag wieder zu konstruktiven Gesprächen zurückkehren werden", sagte Scherz. Falls es aber zu keiner Einigung kommen sollte, kündigen die Gewerkschafter für die kommende Woche Warnstreiks an.

(APA/Red)

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Sozialwirtschaft: Mitarbeiter demonstrierten am Wiener Stephansplatz
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen