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Sonderurlaub am Karfreitag für Protestanten in Mödling

Protestantische Gemeindebedienstete in Mödling sollen am Karfreitag weiter frei haben.
Protestantische Gemeindebedienstete in Mödling sollen am Karfreitag weiter frei haben. ©APA/ROLAND SCHLAGER
Die Karfreitags-Lösung der Regierung ist dem Mödlinger ÖVP-Bürgermeister "zuwider". Deswegen bleibe in der Stadtgemeinde diesbezüglich auch alles wie bisher.
Karfreitag als "persönlicher Feiertag"
Feiertag aus Generalkollektivvertrag gestrichen

Der Mödlinger ÖVP-Bürgermeister Hans Stefan Hintner weicht in der Diskussion um den Karfreitag von der Parteilinie ab. Die Stadtgemeinde gibt allen bei ihr beschäftigten Protestanten an diesem Tag frei, teilte Hintner via Facebook mit. “Diese Heuchelei ist mir zuwider, wir brauchen dazu kein Gesetz”, wurde er in einem Online-Bericht der “Niederösterreichischen Nachrichten” (“NÖN”) zitiert.

Die Stadtgemeinde hat nach Angaben von Hintner 310 Mitarbeiter, davon sind etwa 20 Protestanten. Diese sollen demnach künftig am Karfreitag Sonderurlaub bekommen. “Ich denke, alle Unternehmen könnten unserem Beispiel folgen, dann würden wir uns viele Diskussionen ersparen”, meinte der Bürgermeister laut “NÖN”. “Ich halte die Lösung der Bundesregierung für beschämend. In der Stadtgemeinde Mödling lassen wir am Karfreitag alles wie bisher”, wurde der ÖVP-Politiker von der “Krone” (Samstag-Ausgabe) zitiert.

Bürgermeister in Mödling: “Geht um Respekt”

Hintner betonte, es gehe ihm bei der angekündigten Karfreitags-Regelung der Stadtgemeinde darum, “Respekt” gegenüber den Protestanten und damit einer Minderheit aufrecht zu erhalten. Ein Arbeitgeber könne Sonderurlaub auch ohne Begründung geben.

Es gehe nicht um einen Feiertag für alle, sondern um einen wichtigen Feiertag für die Protestanten. Dabei sollten Arbeitgeber laut dem Stadtchef ihre Möglichkeiten ausschöpfen, etwa mit Sonderurlaub. Die zuerst von der Bundesregierung angekündigte Lösung eines halben Feiertages sei “unglücklich” gewesen, zumal viele Beschäftigte an Freitagen ohnehin früher Dienstschluss haben. Der “persönliche Feiertag” innerhalb des bestehenden Urlaubsanspruchs sei “ohne Effekt”, meinte Hintner.

Frei am Karfreitag: ÖVP warnt vor Diskriminierung

Die Kritik des Mödlinger ÖVP-Bürgermeister an der Karfreitag-Regelung der Regierung hat zu einem parteiinternen Hick-Hack in der Volkspartei geführt. Die Bundespartei kommentierte die Ankündigung Hintners, den protestantischen Gemeindebediensteten am Karfreitag freizugeben, mit dem Hinweis, dass das gleichheitswidrig wäre.

Es sei gut und erfreulich, wenn Unternehmen ihren Mitarbeitern zusätzliche freie Tage oder kürzere Dienste gewähren wie zum Beispiel zu Weihnachten, Silvester oder am Karfreitag. Durch die Entscheidung des Europäische Gerichtshof müssten solche Regelungen jedoch für alle Mitarbeiter gelten und dürfen nicht auf eine Religionsgruppe beschränkt sein, sagten Klubobmann August Wöginger und Generalsekretär Karl Nehammer in einer Aussendung am Samstag.

SPÖ Niederösterreich fordert 26. Urlaubstag

Die SPÖ Niederösterreich pocht – entgegen der im Nationalrat beschlossenen neuen Regelung – darauf, dass der Karfreitag für alle Arbeitnehmer ein Feiertag wird. Landesparteivorsitzender LHStv. Franz Schnabl forderte am Samstag in einer Aussendung einen 26. Urlaubstag für alle Beschäftigten. In einem weiteren Schritt soll der Urlaubsanspruch auf sechs Wochen ausgeweitet werden, verlangte Schnabl.

Für den SPÖ-Landesparteichef sei es “positiv, dass auch in der ÖVP vernünftige Stimmen bereits faire Lösungen anbieten”, hieß es zur Ankündigung des Mödlinger VP-Bürgermeisters Hans Stefan Hintner, dass in der Stadtgemeinde beschäftigte Protestanten am Karfreitag frei haben, ohne einen Urlaubstag zu verlieren. Schnabl sprach sich für eine sachliche Diskussion aus: “Es soll in Ruhe, parteiübergreifend und ohne parteiideologische Scheuklappen die beste Lösung für die Arbeitnehmer beschlossen werden.” Es dürften dabei nicht nur die Interessen von Wirtschaft und Industrie im Vordergrund stehen, auch die Beschäftigten müssten davon profitieren können.

Der geforderte 26. Urlaubstag sei “nur ein Vorgriff auf die sechste Urlaubswoche”, meinte Schnabl. Dies sei “notwendiger denn je”, denn mit Herbstferien “wäre es für Eltern eine kaum zu bewältigende Herausforderung, die Kinderbetreuung zu organisieren”, wurde in der Aussendung mitgeteilt. Verwiesen wurde auch darauf, dass die Normal-Jahresarbeitszeit in Österreich laut EU-Agentur Eurofound (Agentur zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen) etwas höher als im EU-Durchschnitt liege.

(APA/Red)

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