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Social-Media-Nutzer sind schlechter informiert

Wer seine Informationen über Soziale Medien bezieht, ist laut einer Studie schlechter informiert, als Nutzer von traditionellen Medien.
Wer seine Informationen über Soziale Medien bezieht, ist laut einer Studie schlechter informiert, als Nutzer von traditionellen Medien. ©APA/HELMUT
Informiert man sich über traditionelle Medien oder sucht online gezielt nach Nachrichten, dann wird man meist gut über Politik informiert, stellten Forscher in einer Studie fest. Bei den Sozialen Netzwerken ist das nicht so.

Eine Studie zur Mediennutzung zeigt: Im Social-Media-Bereich ist es, im Vergleich zu traditionellen Medien, um die Informiertheit deutlich schlechter bestellt. Wählen die Österreicher auch heute noch relativ oft traditionelle Medien, bewegt sich der Trend laut Mitautor Jörg Matthes aber weiter in Richtung soziale Netzwerke.

Medienstudie in Österreich und 16 anderen europäischen Ländern

In Österreich und 16 anderen europäischen Ländern ermittelten die Forscher um Laia Castro von der Uni Zürich und der Universitat Internacional de Catalunya in Barcelona (Spanien) fünf Typen von Mediennutzern und deren politische Informiertheit. Minimalisten, die selten Nachrichten lesen, sehen oder hören, machen in Österreich 20 Prozent der Nutzer aus; Traditionalisten, die auf Zeitungen, Radio und Fernsehen zurückgreifen, 27 Prozent. Beide Gruppen sind im Europavergleich eher häufig vertreten.

Österreicher nutzen oft traditionelle Medien

"Dass viele Menschen in Österreich traditionelle Medien nutzen, ist nicht überraschend", kommentierte Matthes, Vorstand des Instituts für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft an der Universität Wien, gegenüber der APA mit Verweis auf die Dominanz des ORF. Aber auch in anderen deutschsprachigen Ländern spielen traditionelle Medien eine große Rolle.

Großer Anteil von "Medien-Minimalisten" in Österreich

Ebenso stark sind allerdings Medien-Minimalisten vertreten. Letztere finden sich vermehrt in globalisierten, heterogenen Gesellschaften, aber: "Es ist schwer zu sagen, was der eine Grund dafür ist, dass es einen großen Anteil an Minimalisten in Österreich gibt."

Traditionelle Medien haben immer noch eine große Funktion

Traditionelle Massenmedien haben laut der im Fachblatt "The International Journal of Press/Politics" veröffentlichten Studie immer noch eine große Funktion, wenn es um das Politik-Wissen der Menschen geht - ihre Nutzer waren in der Studie am besten informiert. Außer ihnen konnten sich nur die Online-Nachrichtensucher, die in Österreich 27 Prozent ausmachen, durch ihren Medienkonsum gut über Politik informieren - so ist es beispielsweise in Österreich und der Schweiz, aber nicht in ganz Europa. Auch hier zeige sich der Einfluss des ORF: "Gibt es ein starkes öffentlich-rechtliches Mediensystem, das gefördert wird, müssen sich die Konkurrenzmedien an dessen Qualität orientieren", erklärte Matthes. Auch Online-Medien müssten deshalb versuchen, mit der Qualität des ORF und anderer traditioneller Medien mitzuhalten, das Informationsbedürfnis der Menschen würde dadurch gut gedeckt.

Wenige "Hyperkonsumenten" in Österreich

Sogenannte "Hyperkonsumenten" machen sechs Prozent der Österreicher aus. "Das überraschendste Ergebnis der Studie war, dass Hyperkonsumenten, die ein sehr breites Newsrepertoire haben, nicht unbedingt mehr über Politik wissen", so Matthes. Die Forscher erklären sich das unter anderem mit einer Überlastung an Informationen.

Objektive Informiertheit durch Social Medie deutlich schlechter

Auch Menschen, die sich primär über Social Media informieren - in Österreich 19 Prozent -, haben dadurch keinen Wissensvorsprung in Sachen Politik. Laut Matthes erhalten sie einerseits verkürzte Nachrichten und andererseits Nachrichten, die individuell zugeschnitten sind: "Die objektive Informiertheit über verschiedene Themen ist deutlich schlechter." Vor allem Jüngere verlassen sich allerdings auf die sozialen Netzwerke. "Jüngere Menschen nutzen traditionelle Medien nicht mehr", zeigte sich Matthes überzeugt. Damit, wie man junges Publikum für Fernsehen und Qualitätsinhalte begeistern könne, würden sich Medienhäuser in Zukunft stark beschäftigen müssen.

(APA/Red)

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