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Ski alpin: Slalom-Auftakt im Hohen Norden ohne "Königin" Schild

Bei den alpinen Ski-Damen beginnt die Slalom-Saison am Samstag in Levi ohne die "Königin".

Marlies Schild, die vor zwei Jahren am Polarkreis einen ÖSV-Dreifacherfolg angeführt hatte und in den vergangenen zwei Saisonen jeweils die Slalom-Wertung gewonnen hat, fällt nach ihrem im Herbsttraining erlittenen Schien- und Wadenbeinbruch für die ganze Saison aus.

Bahn frei in Finnland also für all jene, die sich in den vergangenen Wintern meist der Ausnahmekönnerin aus Salzburg geschlagen geben mussten. Die zweifache Slalom-Vizeweltmeisterin, die 18 ihrer 20 Weltcupsiege in ihrer Spezialdisziplin gefeiert hat, wird sich die Rennen trotz aller seelischen und körperlichen Schmerzen im TV ansehen. Und das nicht nur, weil Sonntag ihr Lebensgefährte Benni Raich ebenfalls “Titelverteidiger” ist.

“Weh tut mir zwar was anderes, aber sicher fällt mir das Zusehen nicht leicht. Denn ich weiß, dass ich in Levi mit vorne dabei gewesen wäre”, blickt Schild dem Rennen tapfer entgegen. “Mitzufahren macht nun einmal mehr Spaß als daheim zu sitzen. Aber ich kann es nicht ändern”, meinte die 27-jährige Skirennläuferin zu Hause in Österreich, während sich ihre Kolleginnen in Finnland vorbereiteten.

Keine ist den nur 325 m hohen “Tunturi” so abgeritten wie Schild vor zwei Jahren, als sie mit acht Zehntel Vorsprung auf Nicole Hosp und bereits über einer Sekunde auf Kathrin Zettel gewonnen hatte. Am Ende verpasste Schild sogar den Gesamt-Weltcupsieg nur hauchdünn.

Hosp und Zettel sind in Abwesenheit von Schild zusammen mit Michaela Kirchgasser diesmal die Speerspitzen der auf sechs Läuferinnen geschrumpften ÖSV-Slalom-Mannschaft. “Zettel wird viel Selbstvertrauen von ihrem Riesentorlauf-Sieg in Sölden mitbringen”, ist Schild überzeugt. Weltmeisterin Sarka Zahrobska ist Schilds Favoritin auf dem oberen Flachteil der Piste Levi Black. “Aber auch Lokalmatadorin Tanja Poutiainen hat in Levi schon gewonnen.”

Wer am Saisonende den verwaisten Slalom-Thron übernehmen wird, interessiert Schild nicht wirklich. “Veronika Zuzulova wird diesen Winter ihr erstes Weltcuprennen gewinnen, aber sonst werden sich die üblichen Verdächtigen um die Kugel raufen”, ist die Salzburgerin überzeugt. Wie sehr sie auch im kommenden WM-Winter die dominierende Slalom-Erscheinung gewesen wäre, kann man nur erahnen. “Ich habe im Training ein sehr gutes Gefühl und die Schwächen der Vorsaison gut im Griff gehabt”, erinnerte sich Schild seufzend. Und wie man weiß, hatte sie das diesbezügliche Gefühl bisher noch nie getrogen.

Statt die Ski anzuschnallen, muss Schild derzeit jeden Tag zur Therapie nach Innsbruck. Einen Weg, den sie von Arzl im Pitztal aus absolviert. “Ich bin wie immer zu Gast”, erklärte Schild schmunzelnd, warum sie während der Therapie viel Zeit im Heimathaus ihres Lebensgefährten Benni Raich verbringt. Das eigene, gemeinsame Haus daneben ist schon in Planung. “Im Augenblick nur im Kopf. Aber ich habe ja jetzt viel Zeit.”

Schild, deren im B-Kader fahrende, jüngere Schwester Bernadette Junioren-Weltmeisterin ist, hat sich noch keine Gedanken darüber gemacht, wie lange sie nach ihrer Gesundung noch fahren will. “Man kann ja nicht davon ausgehen, dass ich so stark zurückkomme wie ich aufgehört habe.” Deshalb hat sie sich derzeit andere Ziele gesetzt.

Nämlich, über die Therapie einen möglichst guten Heilungsprozess zu unterstützen. “Das lastet mich voll aus, aber man sagt, ich bin eine gute Heilerin”, gab sich die Rennfahrerin zuversichtlich, obwohl im verletzten Bein immer noch ein Knochenstück herausragt. “Ich hab’ keine so große Erfahrung mit dem Haxenbrechen. Aber die Kallusbildung sollte das erledigen”, zeigte Schild trotz ihrer bereits “X-ten” Operation – zuvor waren stets die Knie die Problemzone gewesen – Humor.

Vielleicht deshalb, weil sie schon ein “Comeback” ankündigen kann. Natürlich nicht auf Skiern. Aber bereits bei dem Heimrennen kurz vor Silvester auf dem heimischen Semmering will die Slalom-Königin wieder bei Weltcuprennen als Zuseherin auftauchen.

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