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Ski alpin: Reaktionen auf Unterschenkel-Amputation Lanzingers

 

Reaktionen auf den schweren Sturz des ÖSV-Alpin-Skiläufers Matthias Lanzinger, dem am Dienstag in einer Operation der linke Unterschenkel amputiert werden musste:

Lars Engebretsen (Chefarzt der chirurgischen Abteilung des Universitäts-Krankenhauses Oslo): “Heute Nacht gegen 04.00 Uhr haben wir einsehen müssen, dass die Blutzirkulation nicht mehr gewährleistet war. Damit war klar, dass wir amputieren mussten. Wir haben mit ihm (Matthias Lanzinger, Anm.), seiner Freundin und Familie darüber gesprochen.”
ÖSV-Skirennläufer Hermann Maier: “Was mit Matthias passiert, macht mich sehr betroffen. Kurz vor seinem Abtransport aus Kvitfjell bin ich noch zu ihm hin und habe versucht, ihm Mut zuzusprechen. Die Tragik der Geschehnisse ist unfassbar. Momentan durchlebe ich noch einmal die Folgen meines Unfalls 2001 und stelle fest, dass ich jetzt alles viel bewusster, Minute für Minute, wahrnehme und mit Matthias mehr leide als damals unter meinem Los. Der ÖSV hat jedenfalls alles Erdenkliche unternommen, um Matthias zu helfen.”

“Mir liegt nun seine weitere Betreuung und der Beistand für seine Angehörigen sehr am Herzen. Ich werde natürlich versuchen, meine Erfahrungen einzubringen und Matthias zu unterstützen, so gut es geht. Wir sind jetzt aufgefordert, ihm positive Kraft über die kommenden Wochen und Monate zu geben. Ansonsten muss jeder auf seine Art versuchen, die fürchterlichen Geschehnisse zu verarbeiten.”

Bundeskanzler und Sportminister Alfred Gusenbauer: “Schockierend sind die mangelnden Sicherheitsvorkehrungen, die es bei diesem Rennen gegeben hat. Es ist mir völlig unverständlich, wie ein Weltcup-Rennen auf so einem niedrigen Sicherheitsniveau organisiert werden kann.”

Sport-Staatssekretär Reinhold Lopatka: “Der tragische Sturz von Matthias Lanzinger zeigt, wie wichtig Sicherheitsauflagen und eine entsprechende rasche ärztliche Versorgung im heutigen Wettkampfsport sind. Veranstalter, die das nicht einhalten, sind zur Verantwortung zu ziehen. Hundertprozentige Sicherheit für Athleten, die sich im Extrembereich bewegen, wird es aber nie geben. Immer schneller, heißt auch immer brutaler, aber für maximale Sicherheitsvorkehrungen muss gesorgt sein. In jedem Veranstaltervertrag ist ausdrücklich festgeschrieben, dass ein Hubschrauber mit ärztlicher Notversorgung vor Ort sein muss. Wie ich seitens des ÖSV höre, war dieser aber nicht dafür gerüstet.”

ÖSV-Rennläuferin Alexandra Meissnitzer: “Als Abtenauerin kenne ich Matthias von Kindheit an. Das ist sehr schlimm und tut mir so leid für ihn und seine Familie. Ich habe nach dem Sturz noch so sehr gehofft, dass das alles gut ausgeht. Ich habe mich ja in dieser Saison selbst schon schwer verletzt. Wir wissen, dass die angeblich sichereren Ski nichts bringen. Die Strecken und die Kurse werden immer schneller, dazu kommen wie bei den Herren in Kitzbühel Sprünge über 80 Meter, das ist wirklich nicht notwendig.”

“Wir Rennläufer haben keine Karosserie. Die Formel 1 ist sicherer als der Skisport. Uns ist allen bewusst, dass der Job gefährlich ist. Aber nach so einem Unfall wird einem erst wieder bewusst, was alles passieren kann. Uns ist das Risiko bewusst, aber so etwas sorgt für tagelange Gänsehaut.”

Ex-Rennläufer Stephan Eberharter: “Das ist ein tragischer Fall. Da sind mehrere Sachen zusammengekommen. Es war natürlich ein unglücklicher Sturz, aber er hätte eben schnellster Hilfe bedurft. Es hat mich gewundert, dass kein ordentlicher Hubschrauber da war. Normalerweise sind die Standards sehr hoch. Ich bin immer davon ausgegangen, dass einer vor Ort sein muss.”

“Mir geht das schon nahe, weil ich den Sport kenne und mit ihm noch verbunden bin. Ich denke, dass es weitergehen wird, aber es wird natürlich Diskussionen geben. Als Läufer bleibt einem nichts anderes übrig, als sich auf die Aufgabe zu konzentrieren. Das ist sicher irgendwie pervers, aber es gibt generell viele Bereiche im Leben, die das betrifft.”

Ex-Rennläufer Christian Mayer: “Das ist ein Wahnsinn. Er ist 27, wacht auf und hat kein Bein mehr. Er war als ich noch aktiv war einer der besten Jungen, die Österreich hatte. Wir wissen alle, dass der Super-G in Kvitfjell auf der Abfahrts-Seite ist und dass es da schnelle Rennen gibt. Die Firmen werden aber weiter daran arbeiten, das Material schneller zu machen. Die einzige Möglichkeit, das zu regeln, ist über die Kurssetzung. Wir haben zum Bremsen nur unseren eigenen Körper.”

 

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