AA

Sicherheitsoffensive in Bagdad

Mit einem beispiellosen Einsatz gegen Aufständische wollen die irakischen Sicherheitskräfte der drastisch gestiegenen Gewalt Einhalt gebieten. 40.000 Sicherheitskräfte sind im Einsatz.

Zum Auftakt der „Operation Blitzschlag“ begannen sie am Sonntag damit, Kontrollpunkte in Bagdad zu errichten. Insgesamt sollen 40.000 Polizisten und Soldaten an der Operation teilnehmen. Unterdessen wurde bei einem Angriff auf einen britischen Militärkonvoi im Südirak ein Soldat getötet.

Zum Auftakt der groß angelegten Offensive gegen Rebellen in und um Bagdad haben irakische Sicherheitskräfte mehr als 500 Verdächtige festgenommen. Bei Durchsuchungen seien zudem in zahlreichen Häusern Waffenlager gefunden worden, teilte Regierungssprecher Leith Kubba am Sonntag in der irakischen Hauptstadt. Armee und Polizei hätten in der ganzen Stadt feste Straßensperren und mobile Kontrollpunkte errichtet, sagte ein Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums. Razzien seien im Gange.

Kubba sagte weiter, seit der Ankündigung der Aktion am Donnerstag habe sich die Sicherheitslage im Land bereits entspannt. Es sei für Aufständischen schwerer geworden, sich in der Hauptstadt und in anderen Regionen zu bewegen. Die Regierung rechne mit Reaktionen der Rebellen auf die Aktion, deren Verlauf dadurch aber nicht beeinträchtigt werde.

Bei einem Anschlag auf einen britischen Militärkonvoi im Süden des Irak ist am Sonntag ein britischer Soldat ums Leben gekommen. Drei weitere Soldaten wurden nach Polizeiangaben bei der Bombenexplosion nahe Kahla verletzt. Bei einem Selbstmordanschlag in der Nähe des Ölministeriums in Bagdad starben derweil mindestens zwei Menschen. Sechs weitere wurden nach Angaben des irakischen Innenministeriums verletzt, als sich der Attentäter mit seinem Auto in die Luft sprengte.

Bereits am Samstag fielen in der nordirakischen Stadt Sinjar sieben Iraker einem Anschlag zum Opfer. Weitere 38 Menschen wurden verletzt, als sich zwei Selbstmordattentäter vor dem Eingang zu einem Militärstützpunkt mit ihren Fahrzeugen in die Luft sprengten. In Mossul (Mosul) detonierte am Samstag eine Bombe unweit eines US-Konvois. Acht Iraker wurden getötet, darunter drei Kinder. Zwei Polizeibeamte wurden am Sonntag in Bagdad auf dem Weg zur Arbeit erschossen.

Die irakische Extremistengruppe Ansar al Sunna hat unterdessen nach eigenen Angaben eine japanische Geisel erschossen. Die Gruppe veröffentlichte am Wochenende ein Video im Internet, das ihren Angaben zufolge die Leiche des 44-jährigen Akihito Saito zeigt. In dem nicht datierten Video war der auf dem Rücken liegende Körper eines Mannes zu sehen. Das Gesicht war blutüberströmt und glich dem Saitos auf früher aufgenommenen Fotos. Die Videoaufnahme zeigte auch den Pass und andere Papiere des Japaners, der seit dem 8. Mai im Irak vermisst worden war. „Das ist deine Strafe (…) Ungläubiger“, schrie ein im Film nicht zu sehender Mann, während im Hintergrund Schüsse zu hören waren.

Um die Gefahr eines Bürgerkrieges zwischen sunnitischen und schiitischen Muslimen einzudämmen, trafen sich am Samstag Vertreter des Sunnitischen Verbandes Muslimischer Gelehrter mit einer Delegation der Badr-Brigaden. Diese Miliz gehört zur größten schiitischen Partei, dem Obersten Rat für die Islamische Revolution im Irak (SCIRI). Nach dem Treffen, das der radikale Schiitenführer Moktada al Sadr organisiert hatte, erklärten die Gesprächsparteien ihre Bereitschaft zum Frieden.
In der Grenzstadt Kaim wurden die Leichen von zehn Irakern gefunden, wie ein Polizeisprecher am Samstag mitteilte. Die Gruppe habe eine Pilgerreise nach Syrien unternommen und sei auf dem Rückweg offenbar überfallen worden.

Die US-Streitkräfte meldeten den Tod zweier Soldaten. Ein Marineinfanterist sei am Samstag bei einem Anschlag in der Nähe von Haglaniyah getötet worden. Ein weiterer Soldat erlag am Freitag seinen Verletzungen, die er bei einem Bombenanschlag in Diyara erlitten hatte. Seit Kriegsbeginn im März 2003 kamen mindestens 1.656 US-Militärangehörige im Irak ums Leben.

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Sicherheitsoffensive in Bagdad
  • Kommentare
    Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.