Weil Sexualmedizin an den heimischen Universitäten derzeit nur als Freifach gelehrt wird, forderte die Akademie für Sexuelle Gesundheit (AfSG) am Montag bei einer Pressekonferenz in Wien, dass diese in den regulären Lehrplan aufgenommen wird.
“Gesundheitssystem ignoriert Sexualgesundheit”
“Sexuelle Gesundheit wird vom österreichischen Gesundheitssystem noch immer ignoriert. Die Patienten erhalten nicht die notwendige Hilfe”, meinte AfSG-Leiterin Elia Bragagna. Derzeit leide jede zehnte Frau an sexuellen Problemen, jeder fünfte Mann klagt über vorzeitigen Samenerguss und jeder Zweite ist ab dem 50. Lebensjahr von Erektionsproblemen betroffen.
Neben den privaten Einschränkungen, die derartige Erkrankungen mit sich bringen, können sie gleichzeitig auch Symptome für andere Krankheiten wie etwa Multiple Sklerose, drohenden Herzinfarkt oder Schlaganfall, sein.
Erektile Dysfunktion häufiges (Tabu-)Thema
Beispielsweise leiden 90 Prozent der Männer, die von einer koronaren Herzerkrankung (KHK) betroffen sind auch an einer erektilen Dysfunktion. Depressionen führen bei 83 Prozent der Männer und 53 Prozent der Frauen zu vermindertem Verlangen. “Trotzdem werden nur rund zehn Prozent der Patienten zu ihrer sexuellen Gesundheit befragt. Das ist ein viel zu tabuisiertes Thema”, so Bragagna.
Sexuelle Bedürfnisse sind bis ins hohe Alter möglich, parallel dazu steigen aber störende Einflüsse, die etwa durch Medikamentenkonsum entstehen.
Sexual-Schulung für Ärzte ein Muss
“Wenn man nicht geschult wird, kann man als Arzt auch nicht mit dem Thema umgehen”, betonte Bragagna. Bisher habe die AfSG diese Wissenslücke ausgeglichen. Ärzte, die sich im Bereich Sexualmedizin fortbilden wollten, mussten das auf eigene Kosten in ihrer Freizeit tun.
In Uni-Lehrplan, weil Menschenrecht
“Sexuelle Gesundheit ist laut WHO ein Menschenrecht und muss endlich regulärer Bestandteil des Lehrplans der Medizinerausbildung in jedem Fach an den Medizin-Universitäten und Teil der Turnus- und Fachärzteausbildung werden”, sagte Bragagna. Für die Umsetzung dieser Forderung hat die AfSG nun eine Petition gestartet.
(apa/red)