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Sensationslust: Hans Makart in Belvedere und Wien Museum

Die Eröffnung der Hans Makart-Ausstellung.
Die Eröffnung der Hans Makart-Ausstellung. ©DPA
Er war der In-Künstler im Wien der Ringstraßenära: Ab morgen, Donnerstag, feiern das Untere Belvedere und das Wien Museum im Künstlerhaus gemeinsam Hans Makart, den "Maler der Sinne" und "Chefdesigner" der Wiener Gesellschaft in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Hans Makart im Belvedere

Die Doppelschau mit Riesengemälden, Rauminstallationen und zahlreichen Querverbindungen sorgt als bisher größte Makart-Retrospektive auch heute für Opulenz. Belvedere-Direktorin Agnes Husslein und Wien Museum-Chef Wolfang Kos beglückwünschten sich bei der heutigen Presseführung zur “sinnhaften Kooperation mit Vorbildcharakter”.

Eine Marke war er schon zu Lebzeiten: Man sprach von der “Makart-Zeit” und vom “Makart-Stil”. Der späteren Künstlergeneration der Moderne diente er als Inbegriff jener historisierenden, dekorativen Ästhetik, von der man sich abwenden wollte – nur um von der Kunstgeschichte schon bald als ihr unmittelbarer Vorläufer und Wegbereiter betrachtet zu werden. “Er war interessiert an der Freiheit der Malerei”, unterstreicht auch Belvedere-Kurator Alexander Klee diese Orientierung Makarts in die Moderne. Seine Gemälde leben nicht in erster Linie von der historischen Darstellung, sondern “von der Farbe, der Maltechnik, der Bewegung”.

Hans Makart war nicht nur ein „Maler der Sinne“

Barocke Formensprache, intensive Farbgebung, erotische Motive: Hans Makart war nicht nur ein “Maler der Sinne”, wie ihn das Belvedere betitelt, er war auch ein geschickter Marktstratege, der den Skandal als Werbemittel einsetzte und sich selbst, sein Atelier, sein Standing in der höfisch-bürgerlich durchmischten Society zu einem unausweichlichen Aufreger machte. Von ihm porträtiert zu werden war ein gesellschaftliches “must”, ein Besuch in seinem mythenumrankten Atelier glich einem verlockenden Sündenfall: Überbordende Einrichtung aus Orientteppichen, Antiquitäten, Wandbehängen, Blumen- und Grasgestecken, Samtvorhängen und Tierfellen griff als Interieur-Trend schnell um sich.

Der Kaiser selbst holte Makart nach Wien

Im Ausstellungsteil im Künstlerhaus ist man ums Spürbarmachen dieses Ambientes bemüht: Empfangen von einer vergrößerten Folie von Rudolf von Alts Aquarell zu Makarts Atelier, findet man jenes Riesengemälde, das dort bei seinem Tod hing und bahnt sich durch dicht bestückte Räume den Weg. Da ist eine Nische, ganz im Makart-Stil eingerichtet, Kostüme und Vitrinen, vor allem aber ein Eindruck davon, wie Makart “die Stadt regierte” – so der Titel. Schließlich war Makart vom Kaiser selbst nach Wien geholt worden und arbeitete in dem vom Staat gezahlten ehemaligen Gußhaus im vierten Bezirk. Aufträge an den bekanntesten Künstler der Stadt gehörten selbstverständlich dazu, wenn man die neu entstehenden Ringstraßenpalais einrichtete – seine Friese, Deckengemälde, raumfüllenden Kompositionen zierten Theatervorhänge, kaiserliche Schlafzimmer, Museen, Akademien. Auf einer historischen Wien-Karte sind sie markiert.

 

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