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"Seit ich Polizist bin, will ich nichts anderes mehr machen"

©Vienna Online
Was viele vergessen, die Polizei besteht nicht nur aus den uniformierten Beamten auf der Straße. Für uns im Hintergrund, arbeiten viele Polizisten und versuchen so rasch wie möglich die Verbrechen in Österreich aufzuklären. Wir trafen zwei davon zum Interview: Major Dietmar Berger und seine Kollegin Frau Bezirksinspektorin Brigitte Schüller.
Major Dietmar Berger bei der Arbeit
Bezirksinspektorin Brigitte Schüller

Vienna Online: Sie beide sind keine Streifenpolizisten mehr, was genau ist Ihre Aufgabe?

Major Dietmar Berger: Ich arbeite im Landeskriminalamt Wien als leitender Beamter. Ich halte den Leuten, die ermitteln, den Rücken frei, koordiniere und arbeite Strategien aus. In der Praxis darf man sich das unter anderem so vorstellen: Lange werden Beweise, Anträge oder dergleichen gesammelt und irgendwann kommt dann der große Zugriff – genau diese Organisationen übernehme ich. Aber natürlich ist das nur ein Bruchteil meiner Arbeit.  Und genau das mag ich, langweilig wird es mir nie: Jeder Tag birgt eine neue Herausforderung.

Bezirksinspektorin Brigitte Schüller: Ich bin Kriminalistin im Bereich Geschäftseinbruch für den 1. und 3. Bezirk. Konkret versuche ich aus jedem Einbruch so viel wie möglich herauszuholen: Gibt es Mittäter? Was sagt die Spurensicherung? Was wurde gestohlen? Aus alle diesen Puzzleteilen versuche ich den Fall zusammen zusetzen und natürlich das Verbrechen zu lösen. Momentan liegen gerade 47 Fälle auf meinem Tisch!

Vienna Online: Wie sieht Ihr typischer Tagesablauf aus?

Major Dietmar Berger: Einen typischen Tag gibt es bei mir eigentlich nicht. Aber generell starten wir mit einer Morgenbesprechung und bestimmen wer welche Aufgaben erledigt und welche Amtshandlungen anstehen. Dann sieht man sich die einzelnen Gruppen an und schaut, wie man diese unterstützen kann und versucht die Probleme, wenn welche anstehen, zu lösen.

Bezirksinspektorin Brigitte Schüller: Auch bei mir ist jeder Tag anders, denn auch jeder Fall birgt seine Besonderheiten. Zusätzlich zu den Einbrüchen in Büros, Häusern und Geschäften bin ich auch noch bei der Jugendpolizei tätig. Dort kümmere ich mich 4-5 Mal im Monat für alle Frauenangelegenheiten, sprich wenn Frauen das Opfer von Gewalt werden. Dann werden diese immer von einer weiblichen Beamtin befragt. Von Frau zu Frau spricht es sich in diesem Fall einfacher.

Vienna Online: Warum sind Sie ausgerechnet zur Polizei gegangen?

Major Dietmar Berger: Ich wollte was anderes machen. Nachdem ich die HTL für Maschinenbau besucht hatte, ging ich zur Polizei. Ich wusste: Das ist es! Seit ich Polizist bin, will ich nichts anderes mehr machen.

Bezirksinspektorin Brigitte Schüller: Ich wollte schon immer zur Polizei. Es ist für mich das Um und Auf! Ich kann im Büro arbeiten, bin oft draußen, arbeite viel mit Leuten und die Tätigkeiten sind extrem abwechslungsreich.

Vienna Online: Welche Fähigkeiten braucht man in Ihrem Beruf?

Major Dietmar Berger: Ich muss viele Entscheidungen treffen, brauche den Blick für das Ganze und muss vor allem vorausschauend Denken.

Bezirksinspektorin Brigitte Schüller: Vielschichtiges Denken! Und ich muss immer alle Möglichkeiten durchspielen können und natürlich flexibel sein.

Vienna Online: Herrscht in Ihrem Beruf ein besonderer Druck?

Major Dietmar Berger: Natürlich herrscht ein Druck und es ist nicht immer leicht. Aber wenn man damit nicht umgehen kann, muss man es lassen – das ist aber nicht nur bei der Polizei so, sondern in jedem anderen Job auch.

Bezirksinspektorin Brigitte Schüller: Wichtig ist es Grenzen zu setzen und einen Ausgleich zu schaffen, sonst wird man verrückt. Schafft man es alleine nicht, werden zusätzlich Stressseminare und Burnoutmanagementkurse angeboten, man bemüht sich sehr um uns. Wichtig sind natürlich auch Familie, Freunde und auch die Kollegen.

Vienna Online: Hatten sie schon einmal Angst bei einem Einsatz?

Major Dietmar Berger: Das ist wie mit dem Druck, das muss man kontrollieren können.

Bezirksinspektorin Brigitte Schüller: Man hat keine Angst, eher Respekt! Wenn du im Einsatz bist, hat dich das Adrenalin voll unter Kontrolle, da kennt man keine Angst. Danach macht man sich natürlich seine Gedanken, das ist ja ganz normal.

Vienna Online: Frau Schüller, hat man es als Frau schwerer in dem Beruf?

Bezirksinspektorin Brigitte Schüller: Bei meinen Kollegen merke ich keinen Unterschied. Aber bei Verhören sagen manche schon “Mit einer Frau red’ ich nicht”. Aber ich nehme das professionell und erkläre, dass sie keine Wahl haben und lasse Ihnen etwas Bedenkzeit – in der Regel sprechen sie dann sehr wohl mit mir (lacht).

Vienna Online: Gibt es ein besonders Erlebnis in Ihrer bisherigen Laufbahn?

Major Dietmar Berger: Es gibt viele einschneidende Erlebnisse. Auf der einen Seite die, die dich schockieren wie ein plötzlicher Kindstod oder ein Fensterspringer und dann natürlich die guten, wenn du zB einen Täter nach einer Soforfahndung schnappst! Das ist ein unbeschreibliches Gefühl.

Bezirksinspektorin Brigitte Schüller: Ich bin so stolz auf meine Arbeit und gehe voll in Ihr auf, da ist es schwer ein einzelnes Erlebnis herauszupicken.

Vienna Online: Genießt man in Ihrer Position ein besonderes Ansehen in der Gesellschaft?

Major Dietmar Berger: Die Polizei steht allgemein gut da. In meiner leitenden Funktion sehe ich mich als Fenster nach draußen: Wenn mir Ansehen entgegengebracht wird, seh’ ich das als Ansehen für die Polizei im Allgemeinen.

Vienna Online: Es gibt den Spruch, man ist 24 Stunden Polizist am Tag, stimmt das?

Major Dietmar Berger: Natürlich denkt man viel an die Arbeit, aber ich denke, dass ich ganz gut die Balance finde. Ich habe zwei kleine Kinder und eine Frau, die wollen natürlich auch Zeit mit mir verbringen.

Bezirksinspektorin Brigitte Schüller: Ich bin immer Kriminalistin! Wenn ich auf der Straße gehe, schau’ ich schon anders als “normale” Passanten. Aber ich rede mit meinen Freunden klarerweise nicht über die Arbeit – man muss auch privat sein können.

 

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