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Seilbahn war und bleibt sein Lebenselixier

Der Silbertaler Erich Ganahl blickt auf eine 50-jährige Seilbahn-Karriere zurück. Die „VN“ sprachen mit dem längst gedienten „Seilbahner“ Vorarlbergs.

Eine kleine selbst gebastelte Matador-Seilbahn in der Kindheit, regelmäßige Besuche „seiner“ Bergbahn in der Pension – der Silbertaler Erich Ganahl war und ist fasziniert vom Thema „Seilbahnen“, widmete sich diesem 50 Jahre lang.

„VN“: Was macht die Faszination „Seilbahn“ für Sie aus?
Ganahl: “Schon in meinen Kindheitsjahren beobachtete ich gespannt das Treiben rund um die erste Holzseilbahn bei uns in Silbertal. Die Technik war einfach faszinierend. Alles was sich bewegt und dreht machte mir großen Spaß. 1954 bekam ich dann die Chance beim Bau der Materialseilbahn zum Lünersee dabei zu sein. Neun Jahre später begann meine „Kristbergbahn“-Karriere.”

„VN“: Eine 40-jährige Erfolgsgeschichte . . .
Ganahl: “Wenn man bedenkt, dass wir 1963 die erste Kabinen-Pendelbahn im Montafon errichtet haben, nahmen wir schon eine Vorreiterrolle im Seilbahnbereich ein. Die Förderleistung von 36 Personen in der Stunde war damals gigantisch. Mit ihr aber auch die Technik.”

„VN“: Wie funktionierte das Fortkommen?
Ganahl: “Damals lief alles manuell. Die Fahrgäste saßen allein in der Kabine. Der Fahrdienstleiter bediente von der Talstation aus das Zwölf-Gang-Getriebe und drosselte das Tempo mit einer Fußbremse.”

„VN“: Bei Störungen?
Ganahl: “In diesem Fall kam der Notantrieb mit einem VW-Motor ins Spiel. Die Fahrgäste selbst mussten ausharren. Uninformiert – gab’s doch damals keine Möglichkeit, mit ihnen in Kontakt zu treten. Ein Enzianschnaps danach machte aber alles wieder gut.”

„VN“: Brenzlige Situationen?
Ganahl: “Klarerweise gab es schon verzwickte Situationen. Aber dank der kompetenten Mitarbeiter sind wir während meiner 40-jährigen Kristberg-Zeit immer unfallfrei gefahren.”

„VN“: 1988 hatte die alte Pendelbahn ausgedient – eine moderne Seilbahn folgte. Fiel der Abschied schwer?
Ganahl: “Keinesfalls. Jahrelang hatte ich auf eine Erneuerung gepocht. Galt und gilt die Kristbergbahn doch heute noch als verlängerter Arm der Postbusse. Für unmotorisierte Kirstberger ist die Bahn die einzige Möglichkeit ins Tal und wieder retour zu gelangen. Zudem nahm der Ausflugsverkehr immer mehr zu. Die Wartezeiten von bis zu drei Stunden wurden unzumutbar, die Sicherheitserfordernisse taten ihr Übriges dazu. Heute läuft alles voll elektronisch, ein Fahrdienstleiter ist immer mit an Bord und drückt zur Inbetriebnahme nur noch einen Knopf. Die Fahrzeit wurde von acht auf vier Minuten reduziert.”

„VN“: Und ihr endgültiger Abschied von den Seilbahnen?
Ganahl: “Was heißt hier endgültig. Die Kristbergbahn liegt vor meiner Haustüre, tägliche Besuche sind fast obligatorisch und viel Betrieb freut mich noch immer.”

Zur Person:
Erich Ganahl
Jahrgang: 1929
Familienstand: verheiratet, drei „Mädels“
Seilbahn-Karriere: 1948 – Lehre zum Huf- und Wagenschmied, 1954 – Eintritt bei den Vorarlberger Illwerken (Lünersee-Seilbahn), 1963 – 2003 – bei der Kristbergbahn als Betriebsleiter, ab 1992 als Geschäftsführer, 2003 – im Alter von 74 Jahren Pensionierung
Hobbys: Wandern, Skifahren, Fotografieren und Autofahren
Lebensmotto: Aufrichtig durchs Leben gehen und Menschen offen begegnen

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