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Seelenlos und umjubelt: Die Pussycat Dolls in Wien

Trotz einer seelenlosen Darbietung der US-Showgirls "Pussycat Dolls" wurde im Wiener Gasometer heftig gekreischt. Anscheinend als Faschingsscherz im Vorprogramm: Queensberry. Bilder  | Video:

Es war ja eigentlich kein Konzert der Pussycat Dolls am Montag im Wiener Gasometer. Denn dazu hätte es die Mitwirkung von Musikern gebraucht. Aber eine wirkliche Show hat die US-Formation auch keine abgezogen. Dafür war die Darbietung einfach zu langweilig: Konventionelles Herumhüpfen, klischeehafte Gesten, ein bisschen Licht und Video sowie wenig eindrucksvolle Kostüme konnten die Seelenlosigkeit der Vorführung nicht kaschieren. Das Publikum kreischte trotzdem vor Verzückung. Was den Pussycats irgendwie recht gibt: Warum den richtigen Ton treffen müssen, wenn Hüftwackeln reicht?

Begonnen hatte der Abend recht unterhaltsam mit einem Faschingsscherz: Vier Mädels, die sich Queensberry nennen, übten sich als Popstars verkleidet in unfreiwilliger Komik. Miserable Songs wurden ebenso miserabel vorgetragen und von einer grottenschlechten Choreographie begleitet. Oder war es doch Absicht, sich beinahe gegenseitig umzurennen, und die Performance bloß eine gelungene Parodie? Die Outfits des derzeit recht erfolgreichen Quartetts aus Deutschland wirkten nicht weniger billig. Queensberry wurden im Rahmen der TV-Sendung “Popstars” von einem Millionenpublikum gewählt – was alles über den momentanen Breitengeschmack sagt. Voting hat längst alle Qualitätskontrollen ersetzt. Man sehnt sich beinahe nach No Angels zurück.

Die Pussycat Dolls sollten nach Queensberry leichtes Spiel haben: Gewiefter, erfahrener und dollarschwerer sind sie schließlich, die Damen um Nicole Scherzinger, der unumstrittenen Chefin der Truppe, die mehrere Soloeinlagen bringen durfte (und es ohne Dolls weder besser noch schlechter machte). Bei fünf hübschen Frauen, die routiniert ihr Tanzprogramm abspulten und zu oft maßlos übersteuerten Klängen aus der Konserve bestenfalls durchschnittliche Gesangsleistungen boten, und ebenso vielen Tänzern (die ihre Waschbrettbäuche bejubeln ließen) war auf der Bühne gerade noch Platz für zwei Percussionisten. Diese trommelten u.a. zur Überbrückung der Pausen, wobei die Geraderobe der Dolls gar nicht spektakulär wechselte.

Dabei hatten die Pussycat Dolls, bereits 1993 gegründet, fast schon Kultcharakter in der Popszene. Seit 1995 ist die Pin-Up-Tanztruppe in Johnny Depps Viper Room aufgetreten – mit Stars wie Christina Aguilera, Pink oder Gwen Stefani als Gästen. Nach Umbesetzungen wurde aus der Revue eine tanzende Popgruppe mit zielgerecht produzierten Hits wie “Don’t Cha” (gestern im Zugabenteil) und Hochglanzvideoclips in “Playboy”-Ästhetik. Nach dem erste Gastspiel in Wien kann nur gehofft werden, dass der Titel des aktuellen Albums “Doll Domination” (Universal) bloß eine gefährliche Drohung bleibt.

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