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Sebastian Kurz: Spitzenkandidat der ÖVP - Liste Kurz im Portrait

Nationalratswahl 2017: Portrait von Sebastian Kurz (ÖVP - Liste Kurz).
Nationalratswahl 2017: Portrait von Sebastian Kurz (ÖVP - Liste Kurz). ©APA
Unterschätzt und belächelt, das wurde er nur zu Beginn seiner Politikerkarriere, mittlerweile ist jedem Beobachter und auch den Mitbewerbern klar, dass der neue Bundeskanzler nach der Nationalratswahl 2017 Sebastian Kurz heißen könnte. Hier lesen Sie den Steckbrief und das Protrait des ÖVP-Spitzenkandidaten.

Steckbrief von Sebastian Kurz (ÖVP – Liste Kurz)

Sebastian Kurz (31) geboren am 27. August 1986
Beruf: Außenminister
Wohnort: Wien
Familienstand: in einer Beziehung mit Lebensgefährtin Susanne

Beruflicher Werdegang:
Juni 2004 Matura am Gymnasium Erlgasse in Wien Meidling
2005 Studium der Rechtswissenschaft am Juridicum Wien begonnen

Politischer Werdegang:
ab 2003 in der JVP
2007 – 2012 Landesobmann der JVP Wien
2009 – 2017 Bundesobmann der JVP
November 2010 – April 2011 Landtagsabgeordneter, Gemeinderat in Wien
April 2011 – Dezember 2013 Staatssekretär für Integration
seit Dezember 2013 Bundesminister für Europa, Integration, Äußeres
seit September 2015 Vorsitzender der Politischen Akademie der ÖVP
seit Mai 2017 Bundesobmann der ÖVP

Sebastian Kurz: Der ÖVP-Spitzenkandidat für die Nationalratswahl 2017

Die Herzen in der eigenen Volkspartei hat Sebastian Kurz im Sturm erobert und den Schwarzen nicht nur einen neuen türkisen Anstrich verpasst, sondern sich umfassende Entscheidungsfreiheit gesichert.

Jung ist Kurz wahrlich nur an Jahren, kann er doch bereits mehrjährige Regierungserfahrung vorweisen. 2011 wurde er als 24-Jähriger Staatssekretär für Integration, eine recht mutige Personalentscheidung des damaligen ÖVP-Obmanns Michael Spindelegger. Damals war der JVP-Chef doch eher für Partys und seinen Wahlkampfausflug im Geilomobil bekannt.

Auf der Karriereleiter ging es fortan in atemberaubendem Tempo aufwärts. 2013 übernahm Kurz das Außenministerium, im Alter von 27 wurde er somit nicht nur jüngster Außenminister der Republik, sondern auch der jüngste Chefdiplomat innerhalb der EU. Und in dieser Funktion sorgte er in der Bewältigung der Flüchtlingskrise für gehörige Aufmerksamkeit. Gerne inszeniert sich Kurz als derjenige, der es schaffte, die Balkanroute zu schließen. Gepredigt hat er die Notwendigkeit dieser Maßnahme häufig – heute noch betont er bei jeder Gelegenheit, dass er hierfür in der Vergangenheit gescholten worden sei -, für die Umsetzung sorgten freilich die Länder entlang der Route, Grenzzäune und Kontrollen. Als nächstes Ziel gab er nun das Ende der Mittelmeerroute aus.

Machtübernahme der ÖVP

Seine größte Errungenschaft dürfte aber ohnehin die Machtübernahme in der ÖVP sein, indem er sich eine große Machtfülle in der Partei sicherte. Dass dies notwendig ist, konnte er selbst erste Reihe fußfrei bei seinen unmittelbaren Vorgängern erleben. Als Spindelegger, der ihn in die Regierung geholt hat, im Sommer 2014 zurücktrat, war es noch zu früh. Kurz ließ Reinhold Mitterlehner den Vortritt. Anfangs als Django gehypt, klebte am Vizekanzler doch immer der Nimbus, nur Statthalter zu sein für einen Jüngeren, für Kurz.

Im Frühjahr 2017, nach aufreibenden Verhandlungen für ein neues Regierungsprogramm und internem Druck, wurde es Mitterlehner zu viel. Den Zeitpunkt seines Rücktritts wollte er selbst bestimmen, betonte er und es wurde schließlich der 10. Mai. In- und außerhalb der Partei war schnell klar, dass es nur einer sein kann, der nun übernimmt. Kurz spannte die Innenpolitik aber einige Tage auf die Folter. Spekuliert wurde, ob er etwa mit seinen damals 30 Jahren auf die Partei pfeift und in die Privatwirtschaft wechselt. Viel eher galt es jedoch, den Druck in der ÖVP zu erhöhen, denn es sollte eine Machtübernahme nach seinen Spielregeln werden.

Wie sehr die ÖVP-Basis ihre ganze, letzte Hoffnung in Kurz setzt, zeigte sich auch darin, dass eine recht große Machtfülle für den Chef ohne Murren – zumindest kein öffentliches – akzeptiert wurde. Mit Ausblick auf die Rückeroberung des Kanzleramts verzeiht die Partei sogar, dass die ÖVP aus den Plakaten verschwand. Die Kampagne läuft unter “Liste Sebastian Kurz – die neue Volkspartei” und auch der optische Auftritt wurde kurzerhand in türkis getaucht.

Mit neuem Selbstbewusstsein ausgestattet, sprengte Kurz auch die rot-schwarze Koalition und überrumpelte mit der Einsetzung von Justizminister Wolfgang Brandstetter als Vizekanzler SPÖ-Kanzler Christian Kern vollends. Auch wenn er jahrelang in eben dieser Regierung saß, wollte sich der junge Parteichef mit den Misserfolgen von Rot-Schwarz nicht beflecken. Auch im Wahlkampf der Nationalratswahl 2017 will er sich die Hände nicht schmutzig machen und verspricht ebenso wie seine Generalsekretärin Elisabeth Köstinger, auf Dirty Campaigning zu verzichten. Mit Vorwürfen gegen die SPÖ schickt er denn auch lieber andere vor. Ausgerechnet der Spitzenkandidat selbst kassierte allerdings nach einer Aussage im ORF-“Sommergespräch” eine Einstweilige Verfügung. Er darf somit fortan nicht mehr behaupten, dass der Industrielle Hans Peter Haselsteiner der SPÖ 100.000 Euro gespendet habe.

Köstinger wiederum ist ebenso eine langjährige Vertraute wie seine engsten Mitarbeiter, teilweise aus gemeinsamen JVP-Zeiten, die er in den vergangenen Jahren an strategisch wichtigen Stellen installiert hat. Einige davon hat er im Zuge des Obmannwechsels aus dem Außenministerium in die Parteizentrale abgezogen. Vernetzt ist er sehr gut, Ex-Boxer und Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko etwa gratulierte ihm persönlich bei der Obmannkür. Bunt geschmückt ist auch die Bundesliste für die Nationalratswahl.

Kurz: Liberal und christlich sozial

Sich selbst bezeichnet Kurz als liberal und christlich sozial, was seine politischen Positionen betrifft, hat er aber auch mit rechts keine Berührungsängste. Wer dachte oder hoffte, mit dem neuen Obmann öffne die ÖVP etwa die Ehe für alle, wurde enttäuscht. In der Flüchtlingskrise war Kurz der Regierungspolitiker, der sich gegen die “Refugees Welcome”- und “Wir schaffen das”-Stimmung stellte. Als Außenminister tritt er auch offen gegen eine türkische EU-Mitgliedschaft auf.

Getragen von den Umfragewerten und Beliebtheitsrankings, läuft Kurz im Wahlkampf zur Höchstform auf. Wo auch immer er auftaucht, muss er zig Selfiewünsche erfüllen und im Smalltalk zeigt er Interesse für alle Lebenslagen. Die Meinungsforschung sieht den ÖVP-Obmann bereits mit einem satten Vorsprung am Ballhausplatz. Sollte es damit wider Erwarten doch nichts werden, stehen dem 31-Jährigen vermutlich viele Türen offen. Er ließ bereits wissen, dass er sich nicht auf ewig in der Politik sieht.

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