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Schnelle Erfolge, aber auch Chaos beim Team Stronach

Laut Umfragen schafft es das Team Stronach in den Nationalrat.
Laut Umfragen schafft es das Team Stronach in den Nationalrat. ©APA
Für die noch junge Partei von Frank Stronach steht mit der Nationalratswahl am 29. September die bisher größte Bewährungsprobe ins Haus. Bei Landtagswahlen konnten bereits Erfolge verbucht werden, gleichzeitig wird die Partei aber oft von Chaos bestimmt. Laut Umfragen wird das Team Stronach im Nationalrat vertreten sein.
Stronachs intensiver Wahlkampf
Hoffen auf zehn Prozent
Die Spitzenkandidaten

Ziemlich genau ein Jahr alt wird das Team Stronach bei der Wahl Ende September sein. Nach Überlegungen, eine Partei zu unterstützen, kündigte der austro-kanadische Industrielle im August 2012 schließlich an, eine eigene Partei zu gründen. Offiziell angemeldet wurde sie am 25. September. Bereits vor der Satzungshinterlegung wechselten der damalige SPÖ-Abgeordnete Gerhard Köfer und kurz darauf auch die “wilden” Mandatare Erich Tadler und Robert Lugar, beide vormals BZÖ, zum Projekt des Milliardärs. Schnell wurden Vorwürfe des Stimmenkaufs laut, die Stronach jedoch stets zurückwies.

Schon bald hatte man das Ziel eines eigenen Klubs im Nationalrat – inklusive Geld und etwa dem Vorteil, zu TV-Konfrontationen eingeladen zu werden – vor Augen, dafür brauchte man aber mehr Mandatare. Und das Politiker-Fischen ging weiter, weiterhin vor allem unangenehm für das BZÖ: Eingesammelt wurden noch Elisabeth Kaufmann-Bruckberger, Christoph Hagen und Stefan Markowitz. Im November wurde der Klubstatus schließlich offiziell bestätigt, als Klubobmann fungiert seither Lugar.

Team Stronach in den Bundesländern

Nebenbei wurden Strukturen in den Ländern aufgebaut, und schon bei den ersten Wahlen Anfang März konnten sich die Ergebnisse durchaus sehen lassen: In Kärnten erreichte Politprofi Köfer als Spitzenkandidat 11,18 Prozent und wurde dank Proporz-System auch Landesrat. Auch erfolgreich, aber nicht ganz so wie Köfer, war Stronach selbst in Niederösterreich. Mit 9,84 Prozent schaute aber immerhin auch ein Proporz-Landesrat heraus, diesen Posten übernahm Kaufmann-Bruckberger (ihren Platz im Nationalrat übernahm Martina Schenk, ebenfalls Ex-BZÖ). Der Milliardär nahm sein Mandat nicht an. Personell brach in Niederösterreich das Chaos aus, letzter Höhepunkt war ein Wechsel der Klubführung nach nur etwas mehr als drei Monaten nach der Wahl.

Chaos in Tirol, Erfolg in Salzburg

Von Tohuwabohu können auch die Tiroler ein Lied singen, wo die ersten Gehversuche bei der Landtagswahl Ende April mit einer Bauchlandung endeten: Nach Streitereien kam es zur Einreichung mehrerer Stronach-Listen. In letzter Minute schaltete sich der Parteigründer selbst in die Tiroler Grabenkämpfe ein und machte – entgegen der Ansicht seiner Getreuen auf Bundesebene – den Anführer der von der Landeswahlbehörde zugelassenen Stronach-Liste, Hans-Peter Mayr, zu seinem Zugpferd. Mayrs Freude währte jedoch nur kurz, denn mit 3,36 Prozent verpasste man den Einzug in den Landtag, womit auch seine Führungsposition dahin war. Stronach wechselte das Pferd und kürte den Tischlereibesitzer Walter Jenewein zu seinem Tiroler Spitzenkandidaten für die Nationalratswahl, der übrigens schon einmal auf Landesebene von der Bundespartei abserviert worden war.

Erfolgreicher war man dann wieder bei der Salzburger Wahl Anfang Mai. Spitzenkandidat Hans Mayr, ein Ex-ÖVP-Politiker, holte nicht nur 8,34 Prozent, sondern ist mittlerweile sogar Landesrat in einer frei gebildeten Dreier-Koalition. Mit Salzburg wurde die Neo-Partei also offiziell für regierungstauglich erklärt.

Schafft es die Partei in die Regierung?

Ob das Team Stronach auch auf Bundesebene mitregieren würde, ist nicht ganz klar – dazu gibt es nämlich unterschiedliche Aussagen vom Chef. Zuletzt ließ er es sich wieder offen: Wenn die “Werte” stimmten und “unser Programm übernommen wird”, würde man bei einer Regierung dabei sein, formulierte Stronach wie so oft eher kryptisch.

Inhaltlich dürfte die Stronach-Truppe potenzielle Partner schon das eine oder andere Mal verschreckt haben: So forderte man zwischenzeitlich etwa die Abschaffung der Gewerkschaften. Mit Abschrecken kennt sich auch Klubobmann Lugar aus: Die einzige prominente Überraschungskandidatin auf der Bundesliste, Ex-ORF-Generaldirektorin Monika Lindner, hatte nach Aussagen, wonach sie als “Speerspitze” gegen das System ORF, Raiffeisen und Pröll eingesetzt werden soll, schon nach drei Tagen wieder genug.

Laut Umfragen im Nationalrat vertreten

Umfragen sagen dem Team Stronach jedenfalls den lockeren Einzug in den Nationalrat voraus. Alles andere wäre mittlerweile eine Überraschung, vor allem weil der Parteigründer eine beträchtliche Summe seines Geldes in das Projekt steckt. Zwischen Herbst 2012 und April ließ er der Partei knapp zehn Mio. Euro Spenden zukommen, der weitere Aufwand soll der Partei als privates Darlehen – in unbekannter Höhe – zur Verfügung gestellt werden.

Im Gegensatz zu anderen Kleinparteien kann sich das Team Stronach so auch jede Menge Werbung leisten. Ein Beispiel: Für den Kärntner Landtagswahlkampf gab das Team Stronach rund 1,4 Mio. Euro aus, die dortige Wahlkampfkostenobergrenze von 590.000 Euro wurde also haushoch überschritten.

Kommunikation mit Stronach schwierig

Die Medienarbeit mit Journalisten indes ist oft nicht wirklich professionell, und auch innerparteilich klappt die Kommunikation nicht stets reibungslos, wie zu hören ist. Ein Grund dafür dürfte Stronach selbst sein, dem ein autoritäres Selbstverständnis nachgesagt wird: “Die Partei wird nach außen vom Obmann alleine vertreten”, heißt es denn auch in der Satzung. Hinzu kommt, dass Stronach alle paar Wochen zwischen Kanada und Österreich pendelt, was die Sache mit der Kommunikation natürlich noch schwieriger macht. (APA)

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