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Schlag gegen Kinderpornografie

Erfolg im Kampf gegen Bezieher von kinderpornografischem Material im Internet. Bei der Operation "Sledgehammer" wurden insgesamt 935 Verdächtige in Österreich ausgeforscht. Stadtreporter Video: 

In Zusammenarbeit mit ausländischen Behörden ist der österreichischen Polizei der bisher größte Schlag gegen Konsumenten und Besitzern von Kinderpornografie im Internet gelungen. Eine kroatischen Internet-Seite lieferte dabei entscheidende Hinweise und führte zur Ausforschung von insgesamt 935 Verdächtigen in Österreich. Rund einem Fünftel davon konnte bisher der Besitz oder die Weitergabe von Material mit Kindern nachgewiesen werden. Gegen 624 Verdächtige der Operation Sledgehammer musste das Verfahren eingestellt werden, weil sie sich das Material auf den Webseiten lediglich angeschaut haben. Bei 97 Verdächtigen sind die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen.

Politiker und Lehrer befinden sich unter den Verdächtigen, Details dazu wurden nicht bekanntgegeben. Vom Täterprofil her seien die Beschuldigten Männer aus jeglicher privaten und beruflichen Schicht, betonte Ermittlungsleiter Harald Gremel vom BK. Ärzte, ein Anwalt, Ministeriumsmitarbeiter, Gemeindebedienstete sowie weitere Beamte zählen zu den mutmaßlichen Tätern.

Auf dem PC eines Mannes sei im Zuge der Ermittlungen beispielsweise eine Selbstaufnahme mit einem fünfjährigen nackten Mädchen gefunden worden, erzählte Gremel. Das Video zeigte, wie das Kind bei der Selbstbefriedigung des Mann zusehen musste. Der Kriminelle mache nun eine Therapie. Gegenüber den Behörden gab der Mann an, er sei “froh”, erwischt worden zu sein, bevor er das Mädchen angefasst habe. Ein gewerbsmäßiger Hersteller von kinderpornografischem Material befand sich nicht unter den österreichischen Verdächtigen.

Fast ein Drittel der Beschuldigten stammt aus Wien, auch in der Steiermark und Niederösterreich gibt es eine große Zahl an Beschuldigten. In der Bundeshauptstadt führten die Ermittler anhand von 291 Datensätzen bei 94 Männern Hausdurchsuchungen durch. Dabei wurden rund 14.000 Computer, Disketten und Festplatten sichergestellt, gefunden wurden weiters verbotene Waffen plus Munition sowie eine Hanfplantage. Manche Verdächtige waren bereits vorbestraft bzw. amtsbekannt, so Gremel.

Insgesamt wurden bei den seit Jänner 2008 laufenden Erhebungen 935 verdächtige Österreicher identifiziert, 25 davon konnten nicht mehr ausgeforscht werden. Gegen den Großteil – 624 Männer – musste das Verfahren eingestellt werden, da sie das Material im Internet angesehen, jedoch nicht heruntergeladen hatten, erklärte der Ermittlungsleiter. “Sie machten auch gar keinen Hehl daraus.” Laut der noch geltenden Gesetzeslage ist das bloße Ansehen von Videos jedoch nicht strafbar.

Entdeckt wurde der Kinderpornografie-Ring von den kroatischen Behörden bereits Ende 2007. Eine Homepage zeigte 99 aus Estland heruntergeladene Kinderpornografie-Fotos. 16 davon gehörten zu einer Aufnahmeserie aus den USA und Paraguy, die neun bis zwölf-jährigen Opfer konnten identifiziert werden. Ein noch unbekanntes Mädchen dürfte erst fünf bzw. sechs Jahre alt sein.

Bei einer Überwachung der Homepage wurden innerhalb von drei Tagen zwölf Millionen Besuche gezählt, die 144.285 IP-Adressen in 170 Ländern zugeordnet werden konnten. Im Jänner 2008 wurde Österreich von der Interpol über die dabei knapp 1.000 ausgeforschten Internetnutzern in der Alpenrepublik informiert.

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