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Schlaff bringt seine RHI-Aufsichtsräte durch

Österreich - Die Hauptversammlung bei der RHI hat die Machtverhältnisse im Feuerfestkonzern geklärt. Ex-Vizekanzler Hubert Gorbach wird RHI-Aufsichtsrat.

Nach Ablehnung einer Dividende für 2006 hat der neue Hauptaktionär Martin Schlaff auch seine Vertrauensleute im Aufsichtsrat durchgesetzt und damit die Kontrolle im Konzern übernommen – trotz heftiger Proteste der Kleinaktionäre. Sein Geschäftspartner und neuer RHI-Aufsichtsrat Herbert Cordt versicherte bei der Hauptversammlung, dass Schlaff in die RHI eingestiegen sei, „um langfristig in diesem Unternehmen zu verbleiben“.

Mit Cordt zog auf Antrag Schlaffs auch Ex-Vizekanzler und Verkehrsminister Hubert Gorbach (B) in den RHI-Aufsichtsrat ein, ebenso wie der Schlaff-Vertraute Mark Eckhout und auf Antrag von Mitaktionär Wilhelm Winterstein auch Ex-RHI-Chef Helmut Draxler. Um für die Vertrauensleute Schlaffs Platz zu schaffen, wurden trotz heftiger Proteste von Mit-Aktionären Ex-Wienerberger-Chef Erhard Schaschl und Ex-Flughafen-Vorstand Kurt Waniek vorzeitig abgewählt. Das Mandat von Aufsichtsratspräsident Michael Gröller wurde verlängert.

Letzten Endes stimmten durchgehend rund drei Viertel der anwesenden Stimmen (73 bis 78 Prozent) für die Nominierungen Schlaffs und Wintersteins, der ebenfalls über 5 Prozent an der RHI hält. Der Abwahl Schaschls und Wanieks stimmten 64 Prozent der anwesenden Aktionäre zu.

Eine zweite Aktionärsgruppe rund um Ex-RHI-Chef Hellmut Longin, Finanzinvestor Wolfgang Auer von Welsbach (AvW) und den deutschen Hedgefonds-Manager Florian Homm hatte sich gegen den Umbau ausgesprochen. Waniek war erst vor einem Jahr auf Wunsch AvWs nominiert worden. Die Gruppe, die selbst unter zehn Prozent an der RHI hält, hat jedoch zu wenige Stimmen auf sich vereint haben, um die Abwahlen zu verhindern.

Deren Rechtsvertreter gab bei der Hauptversammlung Widerspruch gegen die Personalentscheidungen zu Protokoll. Dies ist Grundlage für eine mögliche nachträgliche Anfechtungsklage. Ob die Investoren-Gruppe eine solche Klage einbringen werde, wollte der Rechtsvertreter am Freitag auf APA-Anfrage nicht beantworten.

Gorbach versicherte auf der Hauptversammlung, dass er nicht vorhabe, demnächst wieder eine politische Funktion wahrzunehmen und erklärte, er wolle das Unternehmen vor allem bei seinem großen Augenmerk auf Forschung und Entwicklung in Österreich unterstützen.

Kleinaktionärsvertreter Wilhelm Rasinger bezeichnete die vorzeitige Abberufung Schaschls und Wanieks auf der HV als „Kasperltheater“ und einer „völlig unnötigen, unerfreulichen Machtdemonstration“, die erst durch das neue Übernahmerecht möglich geworden sei. „In eine Unternehmensgruppe auf diese Art in Unternehmen einzutreten, das ist ein Bruch in österreichischen Aktionärskultur, die in dieser Form einmalig ist. Den Aufsichtsrat mit 99 Prozent zu entlasten und dann den Fußtritt zu verpassen, ist unerhört. Waniek und Schaschl wurden öffentlich hingerichtet“, sagte Rasinger. Draxlers Wechsel aus dem Vorstand in den Aufsichtsrat seien außerdem nicht im Sinne guten Unternehmenskultur.

Auch der abgewählte Schaschl beklagte den Stil des neuen Haupteigentümers: „Ich habe ein Problem wenn jemand an Bord kommt und gleich eine Dividende ablehnt und den Aufsichtsrat umstellt. Machen Sie sich selbst ein Bild.“ Trotz aller Beteuerungen schließe er nicht aus, dass das Unternehmen weiterverkauft werden könnte. Die weitere Zukunft des Unternehmens unter dem neuen Eigentümer betrachte er mit Sorge, so Schaschl sinngemäß.

Gorbach hat erst vor wenigen Tagen nach nur vier Monaten sein Vorstands-Mandat beim Vorarlberger Tourisik-Unternehmen Klaus zurückgelegt – „keine gute wirtschaftliche Visitenkarte“, wie ein RHI-Kleinaktionär diagnostizierte. In seiner Zeit davor war Gorbach als Minister mehrfach mit Schlaff wegen dessen Mobilfunkaktivitäten in Osteuropa in Kontakt gekommen. In Serbien, wo die Regierung Schlaff mit der Enteignung seiner Mobilfunkbeteiligung Mobtel drohte, intervenierte Gorbach erfolgreich für den österreichischen Investor. Der Amerikaner Eckhout managte für Schlaff sowohl die Mobtel als auch die mittlerweile an die Telekom Austria verkaufte bulgarische MobilTel.

Ein Gegenkandidat der RHI-Kleinaktionäre, der Investmentbanker und Geschäftsführer der RRS Capital Strategies Services GmbH, Rene Riefler, wurde bei der HV mit 78 Prozent abgelehnt.

RHI zahlt keine Dividende für 2006

Der börsenotierte Feuerfestkonzern RHI wird für 2006 keine Dividende auszahlen. Ein entsprechender Antrag hat bei der Hauptversammlung auf Drängen von Hauptaktionär Martin Schlaff mit klarer Mehrheit angenommen worden. Neben Schlaff, der mit seinem 26-Prozent-Anteil bei der HV knapp unter 50 Prozent der Stimmrechte hielt, haben offenbar eine Reihe von Aktionären mit ihm gestimmt. Letztendlich wurde der Antrag mit 75,6 Prozent der anwesenden Stimmen angenommen.

Der RHI-Vorstand hatte ursprünglich bei einem guten Geschäftsverlauf 2006 eine Dividende in Aussicht gestellt. Generaldirektor Andreas Meier erklärte am Freitag jedoch, die Privatstiftung Schlaffs habe das klare Signal gegeben, dass der den Wachstumskurs Zukunft unterstützen wolle, jedoch eine Dividende ablehnen werde. Außerdem hätte sich in der Zwischenzeit „konkrete Aquisitionsmöglichkeiten verdichtet“. „Wir glauben, dass das Zeitfenster nur jetzt besteht und in Zukunft diese Firmen nicht verfügbar sein werden“, sagte Meier.

Der Vorstand habe daher „in Abwägung aller Kriterien zur Stärkung Eigenkapitals und zu Erreichung der Wachstumsziele“ beantragt, den Bilanzgewinn von knapp 160 Mio. Euro zur Gänze auf neue Rechnung vorzutragen.

Erst am Vortrag war bekannt geworden, dass RHI an den größten Feuerfest-Produzenten Südamerikas, die brasilianische Magnesita, übernehmen wolle. Magnesita erzielt laut Zeitungsangaben mit knapp 7.000 Beschäftigten an die 400 Mio. Euro Umsatz. Der Vorstand wollte die Gerüchte am Freitag nicht kommentieren. Man habe aber aus der Vergangenheit und werde allfällige Aquisitionsziele sehr genau prüfen, sagte Meier.

Trotz der Wachstumspläne gab es am Freitag dennoch neuerlich Kritik an der Einbehaltung der Dividende. Ex-RHI-Chef Hellmut Longin sagte auf der HV, er halte „insbesondere nach Dürreperiode von sechs Jahren ohne Dividende 30 bis 50 Cent als kleines Dankeschön an die Aktionäre für angebracht“. Der Aufwand von 15 Mio. Euro hätten eine Aquisition „wohl nicht zum Scheitern“ gebracht, sagte Longin. Schlaff riet er an, er hätte auf seinen Anteil verzichten können. „Aber die treuen Altaktionäre zu bestrafen empfinde ich als Unausgewogenheit“, beklagte der frühere RHI-Chef. Auch ein Kleinaktionär räumte ein, dass für eine Übernahme von Magnesita „ohnehin Kapitalerhöhung notwendig wäre“.

Die Entscheidung über die neue Zusammensetzung des Aufsichtsrates war noch ausständig.

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