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"Samurai-Kämpfer" vor Gericht

Wiener Straflandesgericht &copy APA
Wiener Straflandesgericht &copy APA
Im Oktober 2004 ging ein 22-Jähriger in Meidling mit einem Samuraischwert auf den neuen Partner seiner Ex-Frau los. Der "Samurai-Kämpfer" muss sich nun vor Gericht wegen versuchten Mordes verantworten.

Szenen, die eher in den Film „Kill Bill“ als nach Wien-Meidling gepasst hätten, spielten sich am 6. Oktober 2004 in der Spittelbreitengasse ab. Der 22-jährige Zeljko R. ging mit einem Samuraischwert auf den neuen Partner seiner Ex-Frau los. Für eine Augenzeugin stand fest: Er wollte dem 27-Jährigen den Kopf abschlagen, verfehlte allerdings sein Ziel. Am Montag hatte sich Zeljko R. wegen versuchten Mordes im Straflandesgericht zu verantworten.

Vater als Komplize

Gemeinsam mit seinem 59 Jahre alten Vater hatte er dem nunmehrigen Ehemann seiner geschiedenen Frau aufgelauert. Aus der gescheiterten Beziehung stammen zwei Kinder. Am Besuchsrecht für die Kleinen hatten sich wiederholt Streitigkeiten und tätliche Auseinandersetzungen entzündet. Im Zuge einer solchen hatte der neue Mann der Frau dem körperlich unterlegenen Zeljko R. wenige Tage zuvor die Nase gebrochen.

Dieser ist allerdings ausgebildeter Schwertkämpfer, hat in einer Kickbox-Schule mehrere Jahre die fernöstliche Kampfkunst erlernt. Mit einem Samuraischwert, dessen Klinge eine Länge von 70 Zentimeter aufweist, wollte sich der drahtige, wendige Mann rächen.

Tathergang

Nachdem er mit Hilfe seines Vaters den 27-Jährigen zu Boden gerungen und mit Faustschlägen und Tritten bedacht hatte, schwang Zeljko R. das Schwert, traf allerdings irrtümlich die rechte Hand seines Vaters, die er ihm beinahe abgeschlagen hätte. In einer komplizierten, vierstündigen Operation konnten die Ärzte im UKH Meidling die nur mehr lose herabhängende Rechte wieder annähen.

Während der Vater „Hilfe! Hilfe! Meine Hand!“ rief, versuchte das eigentliche Opfer des Angriffs zu flüchten. Zeljko R. führte mit dem Schwert jedoch einen weiteren Hieb aus und traf den 27-Jährigen im Rücken, wo er ihm eine 30 Zentimeter lange, tiefe Schnittwunde und Absplitterungen am Beckenknochen zufügte. Danach kümmerte er sich um seinen stark blutenden Vater.

Staatsanwältin Natascha Michel zeigte sich überzeugt, dass der Angeklagte seinen Widersacher töten wollte. Er habe bewusst auf den Kopf- und Halsbereich des 27-Jährigen gezielt. Wäre der Vater nicht dazwischen gefahren, hätte das Ganze einen anderen Ausgang genommen.

Mordabsichten?

„Ich wollte ihn nur schwer verletzen. Ich wollte ihn nur am Gesäß treffen“, behauptete dagegen Zeljko R. Das Schwert sei für ihn „gar keine Waffe in dem Sinn“: „Ich habe drei Mal die Woche an Gummipuppen geübt.“ Er beherrsche daher das Gerät, habe auch an Turnieren teilgenommen: „Ich kann damit sehr gut umgehen. Ich kann dosieren. Und ich hab’ ihn nur mit der Spitze geritzt.“

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