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Salzburger Festspiele: "Nagelprobe" für neuen Technik-Chef

Obwohl der neue Technische Direktor der Salzburger Festspiele, Jürgen Höfer, jahrzehntelange Berufserfahrung mitbringt, bezeichnet er seinen ersten Festspielsommer als "Nagelprobe".

Als eine besondere Herausforderung sieht es der 62-jährige Deutsche, in der fünf Wochen langen Spielzeit 213 Vorstellungen an 16 Spielstätten zu koordinieren und auf all die Wünsche der Künstler einzugehen. Um sich ganz seiner Arbeit widmen zu können, verlegte er seinen Hauptwohnsitz in die Stadt Salzburg.

Salzburg. Auf seinem Schreibtisch im Büro der Werkstätten stapeln sich die Tagesablaufpläne, gegenüber flimmern über einen Monitor die Live-Bilder aus den Bühnenhäusern. Sie geben Aufschluss über den aktuellen Stand der Arbeiten. “So bin ich immer informiert, was gerade passiert. Ich kontrolliere die Leute aber nicht.” Sehr wohl achtet er darauf, ob seine Mitarbeiter die rechtlich festgelegte Arbeitszeit nicht überschreiten, damit keine Unfälle aus Überforderung passieren. Sie dürfen nicht mehr als 60 Stunden in der Woche und nicht länger als 13 Stunden am Tag arbeiten. Höfer selbst bewältigt seit seinem “Amtsantritt” im Oktober 2010 in der Regel einen zehnstündigen Arbeitstag, während der Festspielzeit rechnet er mit täglich zwölf bis 14 Arbeitsstunden.

Auf neuem Terrain steht Höfer in Salzburg nicht, hat er doch schon 1992 die technische Leitung des Landestheaters während der Sommerfestspiele übernommen. Seine Handschrift beim diesjährigen Festival ist bereits zu erkennen. Für den siebenstündigen Schauspiel-Marathon “Faust I + II” auf der Pernerinsel in Hallein ließ er eine neue Stahl-Tribüne bauen. Die Plastikstühle wurden entfernt und stattdessen gepolsterte Sitzbänke aufgestellt. Die Zuseher sitzen bequemer und der Saal ist leiser geworden, denn das Knarren der alten Tribüne hat auch die Schauspieler gestört. Die Sicherheitseinrichtungen der Festspiele werden im nächsten Jahr weiter verbessert, die Brand- und Rauchmelder sind zum Teil schon erneuert worden.

In den Festspielhäusern wird emsig gewerkt. Im Haus für Mozart steht links das Seitenbild zu “Cosi fan tutte”, mittig und rechts ragen Bäume aus “Don Giovannis” Wald in die Höhe. Der helle Raum ist auch ein bühnenbildnerischer Aspekt von “Le nozze di Figaro”. Die Elemente weisen auf die Verquickung der drei Da-Ponte-Opern hin, schildert Bühnenbildner Christian Schmidt. Er weiß es zu schätzen, dieses Haus in einer Saison komplett alleine zu bespielen.

50 Beleuchter, Requisiteure und Bühnentechniker sind mit dem aufwendigen Wechsel dieser Bühnenbilder befasst. Mitte Juni wurde mit den Werkstättenarbeiten begonnen. “Das ist ja keine Repertoire-Bühne. Alles muss schnell verändert werden”, weist Höfer auf die technische und personelle Herausforderung hin. Viel Know-how und planerisches Geschick erfordert auch die Installierung der komplizierten, technischen Unterbühne für die Oper “Macbeth” in der Felsenreitschule. Im großen Festspielhaus stehen Teile der Bühnenbilder zu den Opern “Die Sache Makropulos” und “Die Frau ohne Schatten” für Proben bereit.

Einen Vergleich mit seinem Vorgänger, der wegen finanzieller Ungereimtheiten entlassen wurde, will Höfer nicht anstellen. Obwohl er ihn seit langem kennt und mit ihm gut zusammengearbeitet hat. Seine eigenen Stärken sieht Höfer in seiner Teamfähigkeit. Gerard Mortier holte den langjährigen Mitarbeiter eines Architekturbüros 1985 an die Oper nach Brüssel, wo er bis 1992 tätig war. Er war weiters u.a. Technik-Chef in den Münchner Kammerspielen, am Bayerischen Schauspiel München, am Theater Chatelet in Paris (1998 bis 2000), an der Pariser Nationaloper (2006 bis 2010) und zuletzt am Theater Augsburg.

Höfer fühlt sich in Salzburg gut aufgenommen. Wie viele Einheimische fährt er mit dem Rad zu seinem Arbeitsplatz. An der Pariser Oper war er Chef von 700 Mitarbeitern, in Salzburg sind es mit 480 in der Festspielsaison von 27. Juli bis 30. August um einiges weniger. Dennoch gibt es einen wesentlichen Unterschied: “In Paris liefen die Produktionen hintereinander, hier in Salzburg wird auf eine Explosion hin gearbeitet. Alle Mitarbeiter packt das Festspielfieber, alle freuen sich darauf, es wird heftig und anstrengend. Die Werkstätten sind sieben Tage in der Woche durchgehend in Betrieb, auch das Büro.”

Was er hier genauso liebt wie in Paris, ist die internationale Atmosphäre. “Salzburg ist ein anspruchsvolles Festival. Ich wollte hier kein Notnagel sein. Wichtig ist, dass das Haus eine Perspektive bekommt. Ich bin schon mit den Vorbereitungen für 2013 befasst, die für 2012 sind abgeschlossen. Ich schaue nach vorne, mit Alexander Pereira wird es ein neues Programm geben.”

Höfers Vertrag ist unbefristet. Er möchte noch einige Jahre den Salzburger Festspielen zu Diensten stehen. (APA)

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