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Russland warf Niederländer aus EM

Die Sensation ist perfekt. Das russische Fußball-Nationalteam steht nach einem Krimi gegen die Niederlande im Halbfinale der EURO 2008.

Die Russen besiegten den Topfavoriten am Samstag in Basel nach Verlängerung verdient mit 3:1 (1:1,0:0). Die entscheidenden Tore erzielten der eingewechselte Dmitri Torbinski (112.) sowie der überragende Spielmacher Andrej Arschawin (116.). In der regulären Spielzeit hatten Roman Pawljutschenko (56.) und Ruud van Nistelrooy (86.) getroffen. Die Russen wurden für eine beeindruckende Vorstellung belohnt, waren sie doch über weite Strecken die gefährlichere Mannschaft gewesen. Pawljutschenko leitete die Sensation mit seinem dritten Turniertor nach Querpass von Kapitän Semak ein. Stürmerstar Ruud van Nistelrooy rettete die Oranjes nur noch in die Verlängerung, indem er eine Freistoßflanke von Wesley Sneijder einköpfelte. In der Verlängerung scorte erste Torbinski nach Assist von Arschawin, ehe dieser selbst mit einer Einzelaktion für die Entscheidung sorgte.

Die Niederlande, mit neun Punkten und 9:1 Toren das beste Team der Gruppenphase, verpassten damit ihr drittes EM-Halbfinale in Serie nach 2000 und 2004. Russland dagegen steht in seinem ersten nach dem Zerfall der Sowjetunion. Russland-Teamchef Guus Hiddink, der die Niederlande 1998 und Südkorea 2002 jeweils ins WM-Halbfinale geführt hatte, steht erstmals in der Vorschlussrunde einer EM. Dort treffen die Russen nun am 26. Juni in Wien entweder auf Spanien oder Italien. Den Spaniern waren sie zum Auftakt der Gruppenphase mit 1:4 unterlegen.

Den Oranjes fehlte sichtlich die Offensivpower von Arjen Robben, der wegen Adduktorenproblemen passen musste. Sein Ersatzmann Dirk Kuyt kam im Gegensatz zu den Triumphen gegen Italien (3:0) und Frankreich (4:1) überhaupt nicht zur Geltung, wurde schon zur Pause durch Robin van Persie ersetzt. Bondscoach Marco van Basten vertraute bis zur 54. Minute auch Verteidiger Khalid Boulahrouz, den diese Woche eine Familientragödie mitgenommen hatte. Seine Frau hatte bei einer Frühgeburt die gemeinsame Tochter verloren. Die Oranjes spielten daher mit Trauerflor.

Die Russen hatten aber den deutlich besseren Start erwischt. Erst parierte Oranje-Torhüter Edwin van der Sar einen Schirkow-Freistoß aufs kurze Eck (6.), ein Kopfball von Pawljutschenko ging über das Tor (8.). Dazu strahlte vor allem Arschawin immer wieder Gefahr aus. Einen Schuss des Wirbelwindes fischte Van der Sar aus dem langen Eck (31.), ein Freistoß strich knapp am langen Kreuzeck vorbei (55.). Während Van der Sar auch einen Gewaltschuss von Kolodin über das Tor lenkte (32.), wurde sein Gegenüber Igor Akinfejew erst Ende der ersten Hälfte ernsthaft geprüft.

Der Russland-Keeper entschärfte einen Schuss von Van Nistelrooy (37.), danach einen weiteren, den Rafael van der Vaart aus aussichtsreicher Position mitten aufs Tor gesetzt hatte (44.). Abgesehen davon standen die Russen in der Defensive – sonst ihre Schwachstelle – kompakter als zuletzt. Mit der Führung im Rücken hatten sie sogar mehrmals die Chance auf die Entscheidung. Nach schöner Kombination war Van der Sar gegen Anjukow aber ebenso auf dem Posten (70.) wie gegen Pawljutschenko (77.). Dazu berührte Semak aus spitzem Winkel die Oberkante der Latte (79.).

Die beste Gelegenheit hatte Torbinski ausgelassen, der im Strafraum überkombinierte (84.). Auf der Gegenseite gingen Schüsse von Sneijder über (80.) und neben das Tor (82.). Den Freistoß seines Real-Madrid-Kollegen verwertete Van Nistelrooy aber in der Manier eines Weltklasse-Stürmers. Eine Gelb-Rote Karte von Kolodin nahm Schiedsrichter Lubos Michel noch in der regulären Spielzeit zurück, weil sein Assistent auf Torout erkannt hatte (92.).

In der Verlängerung drängten die spielerisch überragenden Russen erneut auf die Entscheidung, hatten durch Arschawin (96.), Torbinski (99.) und Pawljutschenko (110.) schon vor dem 2:1 einige Großchancen. Pawljutschenko hatte zudem nur die Latte getroffen (99.). In der 107. Minute war Schirkow im Strafraum zu Boden gegangen, der Pfiff von Michel allerdings ausgeblieben. Die Niederländer vermochten aber nicht mehr zuzusetzen. Van Basten verabschiedet sich mit einer bitteren Niederlage zu Ajax Amsterdam.

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