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Russland kappt Öltransit für Westen von Kasachstan

Russland kappt den Öltransit von Kasachstan in den Westen.
Russland kappt den Öltransit von Kasachstan in den Westen. ©Ina FASSBENDER / AFP (Symbolbild)
Russland kappt den Öltransport von Kasachstan in Richtung Westen. Ein für den Export von kasachischem Öl bestimmtes Terminal im Schwarzen Meer muss in Südrussland für 30 Tage seinen Betrieb einstellen.

Begründet wurde der Stopp mit möglichen Umweltschäden, wie die Nachrichtenagentur Interfax in der Nacht zum Mittwoch berichtete. Zuletzt hatte es zwischen Russland und der benachbarten zentralasiatischen Ex-Sowjetrepublik Kasachstan wegen des Ukrainekriegs Unstimmigkeiten gegeben.

"Sollte es zu Lieferunterbrechungen kommen, betrifft dies die OMV derzeit gar nicht", sagte OMV-Sprecher Andreas Rinofner am Mittwoch zur APA. Die OMV könne nach dem Unfall in der Raffinerie Schwechat nämlich ohnehin nur sehr eingeschränkt Rohöl verarbeiten. Nach Reparatur der Schwechater Anlage geht Rinofner davon aus, kasachisches Öl gegebenenfalls anderweitig am Markt ersetzen zu können, wie er sagte.

Russland kappt Öltransit Richtung Westen von Kasachstan

Die Betreibergesellschaft Caspian Pipeline Consortium (CPC) sei "gezwungen, das Gerichtsurteil umzusetzen", werde aber dagegen klagen, heißt es in einer Stellungnahme des Unternehmens. Nach offiziellen Angaben ist die Dokumentation beim Notfallplan für die Beseitigung eventueller Ölunfälle unvollständig. Ursprünglich hatten die Behörden CPC bis zum 30. November Zeit gegeben, die Verstöße zu beseitigen, doch in einer Gerichtsverhandlung am Dienstag forderte die regionale Transportaufsicht überraschend die Schließung des Terminals - und erhielt Recht.

Öl-Lieferungen aus Kasachstan für Österreich von großer Bedeutung

Stabile Lieferungen aus Kasachstan sind für Österreichs Versorgung mit Erdöl von großer Bedeutung. 2020 stammten 36,6 Prozent aller Rohölimporte aus dem rohstoffreichen, aber armen Land. 2019 waren es sogar 39,2 Prozent und 2021 38,9 Prozent. Damit ist Kasachstan Österreichs mit Abstand wichtigster Erdöllieferant. Zweitwichtigstes Lieferland war 2021 Libyen mit einem Anteil von 22,1 Prozent, gefolgt vom Irak mit 20,7 und Russland mit 7,8 Prozent.

Über Terminal in Noworossijsk fließen 80 Prozent des Öls

Über das Terminal in der südrussischen Hafenstadt Noworossijsk fließen 80 Prozent des aus Kasachstan exportierten Öls - Kasachstan hat keinen eigenen Zugang zu den Weltmeeren. Die Umschlagkapazität liegt bei 67 Millionen Tonnen Öl pro Jahr. Kasachstans Präsident Kassym-Schomart Tokajew hatte zuletzt der EU angeboten, mehr Öl und Gas nach Europa zu liefern, um die Energiesicherheit des Kontinents trotz des Ukrainekriegs und der damit zusammenhängenden Sanktionen gegen Russland zu gewährleisten. Kasachstan hat die Unabhängigkeit der von Moskau protegierten Separatistenrepubliken im Osten der Ukraine nicht anerkannt.

Das Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) geht davon aus, dass die Öllieferungen aus Kasachstan in "nicht allzu ferner Zukunft" wieder aufgenommen werden. Zwischen Russland und Kasachstan gebe es starke wirtschaftliche Verflechtungen, die Risiken für Russland seien deshalb hoch. Das WIIW rechnet daher mit einer diplomatischen Lösung der Unstimmigkeiten im Bezug auf den Ukrainekrieg.

FPÖ-Obmann Herbert Kickl verwies am Mittwoch in einer Aussendung darauf, dass er im Mai bereits davor gewarnt habe, dass Russland die Ölexporte Kasachstans blockieren könnte. Die Regierung "verteilt Beruhigungspillen - obwohl es bereits bei der Versorgung der Tankstellen mit Diesel zu Problemen kommen soll", so Kickl. Durch den Öl-Lieferstopp aus Kasachstan stelle sich die Frage, woher das Erdöl für den Umstieg der Industrie kommen solle. Einmal mehr fordert Kickl, Österreich hätte sich "auf die österreichische Neutralität konzentrieren und als Vermittler im Ukraine-Konflikt auftreten" sollen. Nun gebe es steigende Preise und Unsicherheit. "Die Zeche dafür zahlen die heimische Bevölkerung durch Rekord-Preise - und durch die Unsicherheit, ob sie in wenigen Monaten überhaupt noch heizen kann - sowie die österreichische Wirtschaft, die womöglich vor einem großen Zusammenbruch steht", schreibt Kickl.

(APA/Red)

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